Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
Vom Netzwerk:
nach, als sie es in Wirklichkeit sind. Aber diese Horrorfilme haben auch ihre beeindruckenden Momente und eine irgendwie grelle Schönheit.
    In stilistischer Hinsicht ist SLEEPY HOLLOW außerdem durch den Film Die Stunde, wenn Dracula kommt von Mario Bava beeinflusst. Wie bei den Hammer-Filmen fühlte sich Burton auch hier von der unwirklichen Studiobühnen-Atmosphäre angesprochen. Die Optik von SLEEPY HOLLOW wurde von Rick Heinrichs geprägt, der als Szenenbildner auch an Superman Lives sowie Fargo und The Big Lebowski von den Coen-Brüdern mitgearbeitet hatte. Schon frühzeitig wurde der Entschluss gefasst, SLEEPY HOLLOW in einer kontrollierten Umgebung zu drehen, um Burtons Vorstellungen bestmöglich umsetzen zu können. Deshalb wurden sämtliche Innenszenen und fast alle Außenszenen – mit Ausnahme der Szenen in Lime Tree Valley und ein oder zwei anderen kurzen Szenen – auf Studiobühnen in Leavesden gedreht. Einige weitere Aufnahmen wurden in Shepperton gemacht, wo die große Kulisse mit dem Totenbaum aufgebaut war. Heinrichs schätzt, dass etwa 99 Prozent des Films auf S tudiobühnen gedreht wurden. »Heutzutage werden nicht mehr viele Außenszenen auf Bühnen gedreht, weil Spielfilme inzwischen eher zu einem gesteigerten Naturalismus tendieren. Uns ging es jedoch nicht um Naturalismus, sondern um eine Art natürlichen Expressionismus.«
    Studiobühnen und Außendrehorte haben eine unterschiedliche Atmosphäre. In stilistischer Hinsicht sind es zwei komplett verschiedene Dinge, und die Frage ist, wie man beides miteinander verbindet. In den Hammer-Filmen wird das oft kombiniert. Der Film Draculas Rückkehr (1968) ist dafür ein gutes Beispiel. Zwar sind die Übergänge zwischen den Aufnahmen im Studio und den Außenaufnahmen manchmal etwas abrupt, aber das macht die besondere Atmosphäre dieses Films aus. Die Stunde, wenn Dracula kommt ist ein Film, der mich als Kind sehr beeindruckt hat, auch wenn ich nicht genau sagen kann, warum. Vielleicht liegt es an der Klarheit der Bilder und des Designs und den starken Gefühlen, die dadurch hervorgerufen werden. Diese beiden Horrorklassiker haben mir vor Augen geführt, dassFilme auf ganz unterschiedliche Weise wirken. Zum Beispiel braucht man nicht unbedingt eine lineare Handlung, um sich von einem Film angesprochen zu fühlen.
    »Wie eine Holzskulptur, die Schmerz darstellt« – der Totenbaum
    Ich weiß, dass die Tendenz heutzutage eher in Richtung computergenerierter Hintergründe geht, wie in den neuen Star Wars -Filmen. Damit kann man bestimmt ganz fantastische Sachen machen. Aber die unheimliche Präsenz von Filmen wie Die Stunde, wenn Dracula kommt ist eine Folge davon, dass sie auf einer Studiobühne gedreht wurden. Man hat das Gefühl, sich direkt am Handlungsschauplatz zu befinden. In SLEEPY HOLLOW gibt es ein paar Aufnahmen, bei denen man denken könnte, sie wurden mit einem Modell gedreht – zum Beispiel, wenn die Stadt von oben zu sehen ist. Aber die sind echt, auch wenn es nicht so aussieht. Und das ist das Schöne daran.
    Bei SLEEPY HOLLOW kamen einige Techniken zum Einsatz, die Burton und Heinrichs auch schon bei der Stop-Motion-Animation verwendet hatten, zum Beispiel optische Illusionen.
    »Die Kulisse besitzt eine ganz eigene Atmosphäre.« – die SLEEPY HOLLOW -Crew
    Wir hatten in den Kulissen nicht besonders viel Platz, weshalb es mit der erzwungenen Perspektive etwas schwierig war. Man braucht mehr Bildtiefe, damit das richtig funktioniert. Dafür verleiht es dem Film eine gewisse visuelle Qualität, die viel lebendiger ist, als wenn diese Effekte später eingefügt werden. Auch das erinnert wieder an die Hammer-Filme, wo so etwas oft verwendet wurde.
    Es kann durchaus auch Spaß machen, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Zum Beispiel wollten wir mal eine Szene drehen, in der eine Figur durch einen Apfelhain läuft. Wir haben uns eine Puppe besorgt, und die Kostümabteilung hat auf die Schnelle ein kleines Cape gebastelt, sodass wir sie an einem Draht durch den Apfelhain ziehen konnten. Solche spontanen Aktionen geben einem das Gefühl, etwas Kreatives zu erschaffen, anstatt nur einem vorgegebenen Plan zu folgen. Das erinnert einen daran, warum man überhaupt Filme macht: um kreativ zu sein.
    Bei einem Rundgang durch die Kulissen von SLEEPY HOLLOW , besonders die im Lime Tree Valley, hatte man fast das Gefühl, in Burtons Kopf umherzuspazieren.
    Das hat mich an den Expressionisten immer am meisten fasziniert: Man hat das Gefühl, sich

Weitere Kostenlose Bücher