Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
dieselbe Wirkung haben würde.
Auch wenn Burton sich vor allem mit Will identifizierte, der die Beziehung zu seinem todkranken Vater zu kitten versucht, spürte er darüber hinaus einen starken Bezug zu Edward Bloom, weil er wie Burton ein Geschichtenerzähler ist.
Das war einer der Gründe, warum ich den Film machen wollte. Natürlich konnte ich die Figur Will verstehen, aber es ging auch darum, beide Seiten zu zeigen. Die Figur Edward war mir ebenfalls sehr sympathisch. Wenn sie mich kaltgelassen hätte, hätte ich den Film gar nicht machen können.
Für die Rolle des Edward war anfangs Jack Nicholson im Gespräch, mit dem Burton bereits zweimal zusammengearbeitet hatte, bei BATMAN und MARS ATTACKS! . Nicholson sollte den älteren Edward spielen, und für die Szenen mit Edward als jungem Mann sollte sein Aussehen digital verändert werden.
Wir haben darüber gesprochen, wie man ihn – vielleicht mit digitalen Mitteln – verjüngen könnte. Es war ein witziges Gespräch, aber es wurde nichts daraus. Wir wussten nicht, ob wir das wirklich so umsetzen konnten – es war eher Spinnerei. Letzten Endes ist aus dem Projekt etwas ganz anderes geworden. Es hat Spaß gemacht, einmal nicht mit digitalen Bildern arbeiten zu müssen, sondern richtige Schauspieler zu haben.
Burton machte sich auf die Suche nach passenden Schauspielern für die Doppelrollen von Edward und seiner Frau Sandra, die letztendlich von Jessica Lange und Alison Lohman gespielt wurde. Der Vorschlag, Ewan McGregor und Albert Finney zu engagieren, kam von Jinks und Cohen, die damals gerade den Film Down with Love – Zum Teufel mit der Liebe! mit McGregor produzierten.
Das Schwierige an der Wahl der Schauspieler für die Rolle des Ed Bloom war, dass man zwei gute Darsteller finden musste, die zueinander passten. Man kann nicht erst Albert Finney engagieren und ihm dann Ben Affleck gegenüberstellen.
Bei Jessica Lange und Alison Lohman war es das Gleiche. Da wäre ich noch bereit gewesen, ein Risiko einzugehen und Jessica zu engagieren, ohne genau zu wissen, wer ihr jüngeres Ich spielen würde. Mit Jessica hatten wir wirklich großes Glück. Ich finde sie einfach fantastisch!
Albert Finney als Edward Bloom senior
Ewan ist auch ein toller Schauspieler. Er erinnert mich an Johnny. Er hat eine Menge Talent und ist absolut furchtlos. Mir gefällt es, wenn ein Schauspieler bereit ist, sich die Hände schmutzig zu machen, und nicht die ganze Zeit um sein Aussehen besorgt ist. Interessanterweise würde ich Ewan und Albert nie miteinander in Verbindung bringen, wenn ich ihnen einzeln begegne. Sie sind einfach sehr unterschiedliche Menschen – und trotzdem verbindet sie etwas sehr Grundlegendes. Man kann gar nicht sagen, dass sie einander besonders ähnlich sehen, es hat mehr mit ihrem Zugang zur Schauspielerei zu tun.
Die Arbeit mit Ewan war so, als würde man jeden Tag einen neuen Film drehen. Es war wirklich angenehm. Wir hatten einen ziemlich engen Zeitplan, und mit einem anderen Schauspieler, der nicht selber mitdenkt, wären wir wahrscheinlich heute noch nicht fertig. In einer Szene hat Ewan mich besonders beeindruckt, nämlich als er den Hund aus dem brennenden Haus retten sollte. Dieser Bernhardiner ist völlig ausgeflippt – da drinnen war alles voller Rauch, und die Stufen waren vereist und rutschig. Wir haben versucht, das Ganze so sicher wie möglich zu gestalten, aber wir standen unter enormem Zeitdruck, weildas Haus schon fast niedergebrannt war. Ewan hat es trotzdem geschafft, die Situation zu meistern – es war absolut erstaunlich!
Was ich an Schauspielern wie Ewan mag, ist, dass sie eine Rolle nicht nur spielen, sondern quasi mit der Figur verschmelzen. Johnny kann das auch sehr gut. Es gibt nicht viele Schauspieler, die dazu in der Lage sind. Man muss genau die richtige Balance finden, damit die Figur lebensecht wirkt. Beim jüngeren Ed Bloom war das besonders schwierig, weil er eine romantisierte Version des älteren ist. Diese Art Selbstverherrlichung kann einem schnell auf die Nerven gehen. Aber ich fand, dass Ewan das sehr gut hinbekommen hat.
Albert ist auch großartig. Ich war ihm vorher noch nie begegnet. In Filmen wie Tom Jones strahlt er eine Energie aus, die sehr an Ewan erinnert. Nachdem wir uns die beiden als Kombination überlegt hatten, habe ich von jemandem eine alte Ausgabe des People -Magazins erhalten, wo es um Stars ging, die einander ähnlich sehen, und darin gab es auch Fotos von Albert und Ewan nebeneinander.
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