Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Damit war die Sache für mich besiegelt. Albert ist genauso lebenslustig wie Ed Bloom und hat sehr viel von sich selbst in die Rolle eingebracht, und Ewan hat das Unwirkliche und Offenherzige sehr gut eingefangen. Er ist jemand, der vor der Kamera singen und tanzen kann und dabei trotzdem absolut authentisch bleibt.
Genauso Alison – sie erinnert an eine Stummfilmdarstellerin. In der ersten Szene mit ihr musste sie lediglich zwei Minuten still dastehen, und es war trotzdem sehr bewegend und schön. Jessica ist ebenfalls jemand, der sich auf die einfachen Dinge konzentrieren und dabei Erstaunliches leisten kann. Und weil die einzelnen Darsteller alle keine besonders großen Rollen hatten, war es wie ein Puzzle. Niemand wusste, wie einer den anderen beeinflussen würde – eine aufregende Situation.
Obwohl McGregor von Anfang an am Set war, beschloss Burton, zuerst Albert Finneys Szenen zu drehen.
Die Szenen mit Albert waren emotional sehr anrührend, während die mit Ewan eine ganz andere Dynamik hatten. Ewan war von Anfang an bei den Dreharbeiten mit dabei, obwohl er noch nichts zu tun hatte.Oft hat er einfach nur zugesehen, oder wir haben uns unterhalten. Albert und Ewan haben sich ein bisschen kennengelernt, und wir sind ein paarmal zusammen essen gegangen. Ewan ist sehr überlegt und betreibt eine Menge Recherche. Er redet nicht viel darüber, aber wenn es so weit ist, gibt er für eine Rolle alles. Ich habe gesehen, wie er Albert beobachtet und jedes kleine Detail in sich aufgenommen hat.
Für die Rolle von William, Edward Blooms Sohn, engagierte Burton Billy Crudup, der als einer der besten Schauspieler seiner Generation gilt und in den Filmen Almost Famous – Fast berühmt von Cameron Crowe und in Without Limits von Robert Towne mitgespielt hat.
Will ist jemand, für den alles klar und verständlich sein muss. Aber im Leben ist das eben nicht immer so, da gibt es nicht Schwarz und Weiß. Es gibt Dinge, die zugleich real und irreal sind. Billy hatte die schwierigste Rolle im ganzen Film, und ich finde, dass er wirklich Herausragendes geleistet hat. Ich konnte mich mit der Figur von Anfang an identifizieren – vielleicht weil ich mich in Will und seiner Beziehung zu seinem Vater wiedergefunden habe. Aber in gewisser Weise ist die Figur innerlich festgefahren, und das ist sehr traurig und realistisch. Diese Dynamik von Vater und Sohn rührt einen einfach an. Es spielt keine Rolle, wie alt man ist, mit so etwas ist man nie fertig. Ich finde, Billy hat das sehr gut umgesetzt. Es ist eine schwierige Rolle, die den emotionalen Kern des Films ausmacht, sodass wir intensiv darüber gesprochen und all die Fragen aufgeworfen haben, die mit hineinspielen: Warum verhalte ich mich so? Warum habe ich so große Probleme mit meinem Vater, wo er doch sonst bei allen so beliebt ist? Es geht um das Yin und Yang des Lebens.
Die Krankenhaus- und Sterbebettszenen waren sehr aufwühlend. Bei meinem Vater habe ich das Ende nicht miterlebt, deshalb hatte ich da auch nichts zu verarbeiten. Ich war gerade in Hawaii, um potenzielle Drehorte für PLANET DER AFFEN auszukundschaften, als ich die Nachricht von seinem Tod erhielt. Die letzten Male, als ich meinen Vater getroffen habe, hat er zwar krank ausgesehen, war aber nicht bettlägerig gewesen. Ich hatte nur die emotionale Seite des Ganzen durchgemacht.
Die Schauspieler waren alle sehr gut. Sie waren sehr emotional und bedachtsam. Während der Dreharbeiten haben wir versucht, das ganze Umhergerenne der Crew auf ein Minimum zu reduzieren, um diese besondere Atmosphäre nicht zu stören. Die Szenen, die im Film am bewegendsten sind, waren es auch während der Dreharbeiten. Es war eine Freude, den Schauspielern bei der Arbeit zuzusehen. Bei Albert und Billy war ich sehr froh, die richtige Wahl getroffen zu haben. Diese unterdrückten Gefühle sind nicht einfach darzustellen.
In den Nebenrollen sind eine Reihe von Darstellern zu sehen, die schon aus anderen Burton-Filmen bekannt sind, zum Beispiel Danny DeVito als Zirkusdirektor Amos Calloway, der zugleich ein Werwolf ist. Dafür musste auch eine Nacktszene gedreht werden.
Na, wenn das nicht gruselig ist! Das Tolle an Danny ist, dass man bei ihm keine große Überzeugungsarbeit leisten muss. Er ist zu allen Schandtaten bereit. Ich hatte bei dieser Szene wahrscheinlich mehr Bedenken als er … vor allem wegen der vielen Mücken.
Burtons neue Partnerin Helena Bonham Carter spielte in dem Film gleich drei Rollen: Edward Blooms
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