Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
eine einzige negative Bemerkung, was aber daran lag, dass der Jubel so überwältigend laut war. Später erfuhren wir, dass es ein paar Beschimpfungen gab, die aber von den anderen Zuschauern ignoriert wurden. Nicht einmal die Kameras haben diese negativen Äußerungen eingefangen. Entweder haben sie diese nicht bemerkt oder sie haben sich einfach entschieden, sie ebenfalls zu ignorieren.
Uns gefällt der Gedanke, dass letzteres der Fall war.
Der Wettbewerb startete mit einer halben Stunde Verspätung, was aber niemanden zu stören schien.
Unser Team wurde insgesamt Zweiter in der Mannschaftswertung. In der Einzelwertung belegte ich Platz 2, wurde aber am Boden und am Reck Erster. Noch mehr als über meine eigenen Platzierungen freute ich mich jedoch darüber, das Ralph Phipps beim Sprung den ersten Platz belegte. Es war für ihn eine persönliche Bestleistung.
Charlie und ich blieben nach dem Wettbewerb fast eine Stunde lang da, um mit den Leuten zu reden und um Hände zu schütteln. Ich ging mich erst umziehen, als die Caterer schon mit dem Aufbau für unsere Party fertig waren.
Da jeder wusste, was passieren würde, hatten wir mehr Gäste als am Vortag. Das Team hatte alle möglichen Leute eingeladen.
Ich freute mich besonders, das Charlie‘s Bruder Wayne und seine Frau Irma mittlerweile angekommen waren. Ich hatte sie schon beim Wettbewerb kurz gesehen und auch jetzt bei der Feier waren sie dabei.
Es war ein gemütlicher und angenehmer Abend. Wir verabschiedeten uns aber relativ früh von unseren Gästen und wollten gerade nach Hause fahren, als uns Susan von dem Tribune über den Weg lief.
»Tim, hör zu. Dürfte ich morgen zu eurer Hochzeit kommen, wenn ich euch verspreche, dass ich als Freundin und nicht als Reporterin dort sein werde?«
»Deiner Frage nach zu urteilen wissen die anderen Reporter auch Bescheid, dass wir für morgen etwas geplant haben«, stellte Charlie fest. »Vermutlich wissen sie auch, wann und wo es sein wird, oder?«
»Natürlich«, sagte Susan. »Du kannst niemals alles geheim halten. Die Leute haben auf gut Glück Orte abgesucht, wo eine Hochzeit geplant war und die für so eine Feier wie eure offen sein würden. Es hat nicht lange gedauert bis sie es herausgefunden hatten.« Sie sah uns entschuldigend an. »Ich glaube, dass ich sie überzeugen konnte, den Ort und die Uhrzeit geheim zu halten und erst dann zu veröffentlichen, wenn es bereits vorbei ist. Ich habe sie gewarnt, dass jede Zeitung, die das vorher veröffentlicht, für immer auf deiner Feindesliste stehen würde, Tim. Ich denke es hat funktioniert. Aber du kannst auf jeden Fall mit Reportern rechnen. Sie werden auch Kameras dabei haben, aber die könnt ihr draußen halten. Sie werden dann aber Mike‘s Fotos haben wollen. Ich würde vorschlagen, dass ihr die Bilder sofort entwickeln lasst und ein paar ausgewählte so schnell wie möglich freigebt. Werdet ihr versuchen, die Presse draußen zu halten?«
»Können wir nicht«, gab ich zu. »Es gab keine Einladungen für die Zeremonie. Nur für eine Party am Sonntag-Nachmittag. Viele der Gäste wurden erst telefonisch informiert, worum es geht und wo es stattfindet.«
»Kinder werden ihre Eltern mitbringen, Lehrer werden da sein und viele andere«, ergänzte Charlie. »Wir haben keine Möglichkeit zu kontrollieren, wer alles rein kommt. Falls es auch Hassprediger in die Kirche schaffen, versuchen Tim und ich einfach, sie zu küssen. Mike wird mit seiner Kamera zur Stelle sein, um es zu fotografieren.«
»Wundervoll«, sagte Susan und fing an zu kichern.
»Um deine Frage zu beantworten«, sagte Tim. »Ich würde mich freuen, wenn du als Freundin kommen würdest. Aber komm bitte auch als Reporterin. Mir ist es lieber, wenn du die Geschichte schreibst als irgendjemand anderes. Wir werden sicherlich ein bisschen Zeit finden, um Fragen zu beantworten. Für Montag haben wir sowieso schon eine Verabredung, wenn du noch an den Details zu unseren Planungen interessiert bist.«
»Ob ich noch interessiert bin? Worauf du wetten kannst. Mein Herausgeber ist immer noch geschockt, dass ich die Story über euer Coming Out exklusiv bekommen habe. Es ist ein ruhiges Nachrichten-Wochenende. Ihr seid die Nachricht, und zwar landesweit. Seid froh, dass die Titanic nicht am Freitag gesunken ist.«
Sie zwinkerte uns zu und lachte.
»Einige Zeitungen hatten euer Kuss-Foto auf der Titelseite. Ihr seid News, Jungs! Ein junger Sport-Star, der schon immer ein bisschen skurril war, outet
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