Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
zu mir: ›Diese Leute können sich das nicht lange genug merken. Also machen wir die Probe am besten direkt davor‹ .«
»Ich habe das nicht gesagt«, meinte Tim und machte eine kurze Kunstpause.
Ich sah das Funkeln in seinen Augen.
»Aber ich glaube es stimmt«, fügte er hinzu und sah die Gang an.
Alle brachen in Gelächter aus und mit diesem Witz hatten wir die Stimmung aufgelockert. Wir machten uns alle auf zur Kirche.
Wir probten die Aufgaben der Gang in 2 Durchgängen. Die Teile von Tim und mir hatten wir in den vergangenen Wochen mehrfach mit dem Priester durchgespielt, also mussten wir das nicht nochmal wiederholen.
Um 15:00 Uhr, eine Stunde vor dem geplanten Beginn der Zeremonie, warfen wir alle aus der Kirche und schlossen die Türen. Dadurch hatte jeder noch ein bisschen Zeit, um sich umziehen oder eine Weile zu entspannen, bevor wir uns wieder vor der Kirche sammelten. Tim und ich gingen uns umziehen.
Wir hatten lange überlegt, ob wir Anzüge tragen sollten, entschieden uns dann aber für ein legeres Outfit. Wir trugen beide Sakko und Hemd, aber keine Krawatte. Unsere Väter waren beide der Meinung, dass es etwas zu informell sein würde, aber wir bestanden darauf. Wir wollten unsere Beziehung feiern und nicht eine Hochzeit nachspielen.
Um 15:30 Uhr waren wir zurück, um unsere Gäste zu begrüßen und um sie in die Kirche zu lassen. Wir hatten geplant, wirklich jedem persönlich für ihr Kommen zu danken und einen Moment mit ihnen zu plaudern, aber wir stellten fest, dass es absolut unmöglich war. Die Menge vor der Tür wurde immer größer.
Wir realisierten, dass viele Menschen die allgemeine Einladung angenommen hatten, die wir an bei unterschiedlichen Anlässen ausgesprochen hatten. Es kamen viele Schüler, Lehrer, Turner, Turmspringer, Eltern, Verwandte und Nachbarn.
Als ich fast alle meine ehemaligen Kollegen des Roten Kreuzes entdeckte, verschlug es mir die Sprache. Noch überraschter war ich, als ich den kompletten Schützenverein aus Des Moines vor mir hatte.
Sie erklärten mir, dass sie in der Zeitung über uns gelesen und natürlich auch Mike‘s Foto gesehen hatten. Eines der Mitglieder kannte Randy, meinen ehemaligen Vorgesetzten. Er rief ihn an und erfuhr so von unseren Plänen. Es waren insgesamt 10 Autos alleine aus Des Moines vorgefahren.
Um kurz nach 16:00 Uhr waren die meisten unserer Gäste in der Kirche. Wir wussten, dass auch einige Reporter in der Menge waren. Wir begrüßten auch sie freundlich und sagten ihnen, dass sie ihre Story schreiben könnten.
Phil und Franklin, die an der Tür standen, achteten jedoch darauf, dass keine Fotografen in die Kirche gelangten. Ihnen wurde versichert, dass wir nach der Feier einige von Mike‘s Fotos zur Verfügung stellen würden.
Ich musste immer wieder an Ricky’s Worte vom Freitag denken. Er sagte uns, dass er erst richtig begriff, wer Tim war, als er zum ersten Mal nach einem Autogramm gefragt wurde. Ich glaube, ich verstand es ebenfalls erst jetzt so richtig.
Die Medien interessierten sich nicht nur für sein Turmspringen oder Turnen, sondern auch für sein Privatleben. Tim schien da einfach hindurch zu gleiten, als wäre es das einfachste auf der Welt. Ich bewunderte ihn.
Womit hatte ich so viel Glück verdient? Ich schaute Tim an und seine Augen funkelten. Ich nahm ihn in den Arm und wir küssten uns zärtlich.
Wir wussten beide, dass es der schönste Tag unseres Lebens werden würde. Bis zu diesem Zeitpunkt zumindest. Es war aber auf jeden Fall der bedeutendste Tag in unserem Leben.
16 Tim
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Wir schafften es einfach nicht, alle Gäste einzeln zu begrüßen. Aber wir gaben zumindest unser Bestes. Nachdem alle in der Kirche Platz genommen hatten, schlossen Phil und Franklin die Türen.
Die Gang versammelte sich am Eingang und unsere kleine Zeremonie konnte beginnen. Wir hatten darum gebeten, angemessene Musik zu spielen, aber auf alles zu verzichten, das an eine Hochzeit erinnerte. Außerdem wollten wir nicht, das einer von uns beiden die Rolle einer Braut einnimmt.
Mit leichter Verspätung betrat Reverend Millister die Kirche durch eine Seitentür. Er begrüßte die Gäste in unserem Namen, hielt sich aber nicht mit langen Reden auf.
Dann ging es endlich los.
Jim war der erste aus der Gang und er brachte Charlie‘s Eltern nach vorne in die Kirche. Charlie und ich hatten ausgemacht, dass er rechts und ich links vor Reverend Millister stehen würde. Deshalb brachte Jim seine Eltern auf die rechte Seite.
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