Time to Die - Stirb noch einmal
einen anderen Auftrag auszuführen. Einen großen Auftrag, den er zu den nahenden christlichen und jüdischen Feiertagen ausführen würde. Solange seine persönliche Rache dieses Unterfangen jedoch nicht gefährdete, duldete der Majeed, dass er Lexie Murrough bedrohte, verfolgte und – sobald die Zeit gekommen war – tötete.
Dachte sie etwa wirklich, dass sie sich durch ein paar gute Taten freikaufen konnte? Sie war doch keinen Deut besser als all die anderen, die die Habgier und Rücksichtslosigkeit ihres Heimatlandes mit Lebensmittelspenden und Arzneilieferungen wiedergutzumachen versuchten. Diese Amerikaner, diese Engländer! Dabei verachteten sie die Traditionen und Werte, die sich so sehr von ihren eigenen unterschieden. Waren davon überzeugt, dass sie allein im Recht waren. Verübten heimlich schreckliche Verbrechen und präsentierten sich auf der Weltbühne als Retter des Erdballs.
Die Männer, die Babu Tum damals getötet hatten, kannte er nicht, und er würde sie auch dann nicht erkennen, wenn er vor ihnen stünde. Aber ein Gesicht kannte er ganz genau, ein Gesicht, das für alle Zeit für ihn die USA symbolisieren würde. Sie war als Reporterin in Gadi gewesen, um über die Zeremonie zu berichten. Ein willkommener Gast, der wie alle Medienleute von der neuen, auf ihre Wirkung bedachte Regierung hofiert wurde. Und dabei hatte sie die ganze Zeit gewusst, dass eine Spezialeinheit auf Babu Tum angesetzt war. Dass amerikanische und britische Soldaten den Präsidenten ermorden würden.
Es war zumindest eine kleine Vergeltung, dass sie angeschossen worden war und beinah gestorben wäre. Aber noch hatte sie nicht bekommen, was ihr zustand …
Er hätte sie heute töten können; er hätte die Bombe nur in ihrem Büro platzieren müssen. Aber das wäre viel zu einfach gewesen. Lexie Murrough sollte leiden. Das hatte sie verdient. Er war fest entschlossen, sie zu quälen – sie und ihre Freundin, deren Geld es Lexie erlaubte, in Gadi als edle Wohltäterin aufzutreten. Sterben sollten sie! Aber erst an jenem Tag, an dem er Amerika im Namen des Majeed in Angst und Schrecken versetzen würde.
Cara klopfte sich die großen weichen Kissen im Rücken zurecht und lehnte sich zurück, um zu lesen. Seit sie von ihrem Vater den Vorstand des weltweiten Konzerns Bedell, Inc. übernommen hatte, blieb ihr nur wenig Zeit dafür. Deshalb hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Abend vor dem Einschlafen noch eine Stunde zu lesen. Heute aber wollte ihr Geist einfach nicht zur Ruhe kommen. Trotz all ihrer Bemühungen, sich auf den neuesten Bestseller zu konzentrieren, den sie aufgeschlagen in ihren Händen hielt, verschwammen die Worte vor ihren Augen.
Was für ein Tag! Nicht, dass sie nicht an Krisen gewöhnt wäre. Sie musste wöchentlich, ja beinahe täglich, mit Ausnahmesituationen fertig werden. Aber der Bombenanschlag auf Helping Hands hatte sie nun wirklich aus der Bahn geworfen. Warum sollte irgendjemand eine Wohltätigkeitsorganisation angreifen? Und wer hätte Grund, eine Frau wie Lexie Murrough zu bedrohen?
Vergiss nicht, dass man auch dich bedroht hat
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Als alleinige Erbin eines Riesenvermögens und öffentliche Persönlichkeit lebte sie ständig mit der Angst vor Entführung und Anschlägen. Sie besuchte öffentliche Orte fast nur in Begleitung von firmeneigenem Sicherheitspersonal, und sowohl ihr privates Anwesen als auch der Firmenhauptsitz waren mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet. Wenn es um ihr Leben ging, würde sie nichts riskieren. Und genau deshalb hatte sie nun einen privaten Sicherheitsdienst hinzugezogen. Dundee stellte Lexie und ihr nicht nur rund um die Uhr Bodyguards an die Seite, sondern auch eigene Ermittlungen an.
Lieutenant Desmond würde mit den privaten Ermittlern zusammenarbeiten, soweit das möglich war. Auch er kannte die Firma bereits. Vor zweieinhalb Jahren, als Caras Halbschwester verschwunden war, hatte ihr Vater – Gott sei seiner Seele gnädig, auch wenn er es wohl nicht verdient hatte – bereits Dundee mit den Nachforschungen betraut. Er hatte immer nur die Besten engagiert. Darin war Cara ihm gleich.
Wem wollte sie etwas vormachen? Das war bei Weitem nicht das Einzige, in dem sie ihm glich. Nicht nur, dass sie ihm ähnlich sah mit ihren Sommersprossen, dem rotblonden Haar und dem sportlichen Körperbau, sie besaß auch seinen Geschäftssinn. Damit hatte sie schon so manchen der früheren Geschäftspartner ihres Vaters überrascht – vor allem diejenigen,
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