Time to Die - Stirb noch einmal
Rest ihrer heißen Schokolade tranken sie schweigsam, doch Lexie stellte zu ihrer Überraschung fest, dass das mit ihm nicht unangenehm war. Sie saßen einfach zusammen, wie ein paar alte Freunde, die keine Worte brauchten. Oder wie ein altes Liebespaar …
4. KAPITEL
L exie wusste sofort, dass sie verschlafen hatte. Mit dem unangenehmen Bewusstsein, etwas Wichtiges vergessen zu haben, wandte sie ihren Kopf und sah auf ihren Wecker.
6 Uhr 57.
Warum hatte er nicht geklingelt? Er war immer auf sechs Uhr gestellt. Und selbst am Wochenende, wenn Lexie ausschlafen konnte, wachte sie selten später als um halb sieben auf.
Nachdem sie sich aus dem Bett gequält hatte, griff sie nach ihrem Gehstock, der am Nachttisch lehnte, und tapste barfuß ins Badezimmer.
Als sie unter ihren Füßen die kalten Fließen spürte und ihr verschlafenes Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken sah, erinnerte sie sich wieder, warum sie gestern Abend den Wecker nicht gestellt hatte. Sie würde heute gar nicht zur Arbeit gehen. Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und erinnerte sich noch an etwas anderes: Sie war nicht allein in ihrer Wohnung. Deke Bronson hatte in ihrem Gästezimmer übernachtet.
Nachdem sie ihr Gesicht getrocknet hatte, inspizierte sie ihr äußeres Erscheinungsbild etwas genauer. Die Schwellungen unter ihren Augen würden sich innerhalb der nächsten Stunde zurückbilden, aber diese wenig schmeichelhaften Augenschatten würde sie wohl nicht loswerden. Sie könnte sich schminken und ihre Haare frisieren. Aber würde Deke dann nicht denken, dass sie das nur seinetwegen getan hatte?
Vielleicht solltest du wenigstens in etwas anderes als deinen Pyjama schlüpfen? Nein. Tu nichts, was du sonst nicht auch tun würdest.
Lexie fuhr sich mit den Fingern einmal durch ihr dickes, lockiges Haar, putzte sich die Zähne und griff nach ihrem Samtmorgenmantel, der an einem Haken hinter der Tür hing. Der dicke Stoff würde sie vor Deke Bronsons anerkennender Musterung schützen. Nicht, dass er sie unverschämt angestarrt hätte. Oder dass sie es als unangenehm empfunden hätte, wie seine Augen letzte Nacht immer wieder über ihren Körper geglitten waren. Ganz im Gegenteil: Die Art und Weise, wie seine beiläufigen Blicke sie beinahe liebkosten, hatten sie erregt.
Geh einfach raus und tu, was du sonst auch tust.
Normalerweise würde sie jetzt Kaffee aufsetzen und das Frühstück vorbereiten. Sie hatte noch Eier und Speck im Haus. Es würde keine zehn Minuten dauern, bis sie den Kaffee, das Rührei und den Speck zubereitet hätte. Dann würde sie den Tisch decken, Orangensaft einschenken und schließlich an die Tür des Gästezimmers klopfen, um Deke zum Frühstück zu rufen.
Goldenes Morgenlicht durchflutete den riesigen offenen Raum. Hinter den drei Flügeltüren, die auf den Balkon führten, erstreckte sich eine herrliche Aussicht auf das spätherbstliche Tennessee. Dieses Jahr hatte der erste Nachtfrost besonders lange auf sich warten lassen, und das Laub leuchtete noch bunt und frisch. Nicht mehr lange – bis Thanksgiving vielleicht –, dann würde das fröhliche Farbenspiel verblassen, durch das sich der Tennessee River jetzt noch direkt unter ihrem Fenster schlängelte. Die Wohnungen am Flussufer gehörten zu den teuersten der Gegend. Lexie wusste, dass sie sich ihre Wohnung nie hätte leisten können, wenn das Gebäude nicht Bedell, Inc. gehören würde und Cara dafür gesorgt hätte, dass man ihr das Apartment für einen Freundschaftspreis überlässt. Trotz der hohen Abfindung, die Lexie damals von UBC erhalten hatte, war sie sehr sparsam. Sie gönnte sich selbst nur das Nötigste und spendete einen Großteil der Zinsen, die ihre Geldanlagen abwarfen, an Helping Hands. Ihr Beitrag zum Budget der Hilfsorganisation war im Vergleich zu dem, was Bedell Inc. spendete, natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber jeder Beitrag zählte.
“Guten Morgen”, erklang sie eine tiefe Männerstimme in ihrem Rücken.
Lexie fuhr herum. Deke stand in ihrer Küche. Er war frisch rasiert, sein kurzes schwarzes Haar war noch feucht. Er trug Jeans und ein kariertes Hemd. Keine Krawatte. Wie zum Gruß hob er einen ihrer orangefarbenen Kaffeebecher in die Höhe.
“Guten Morgen”, antwortete sie und sah neugierig auf die Kaffeemaschine. “Sie haben schon Kaffee gemacht?”
“Der hier ist frisch”, erwiderte er und deutete auf die Maschine. “Ich trinke gerade noch den Rest der ersten Kanne.”
“Wie lange sind
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