Time to Die - Stirb noch einmal
genau, dass du nichts dafür kannst.”
In ihrem Kopf hörte sie Dekes Stimme, die ihr das Gleiche sagte. Sie sehnte sich nach ihm. Sie wünschte, er wäre hier, um sie festzuhalten, sie zu trösten und ihr zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. Aber er war nicht da. Und er war nicht der Mann, für den sie ihn gehalten hatte.
“Lexie, geht es dir gut?”, fragte Bain und tätschelte ihre Hand.
“Hm? Oh, ja, ja. Mir geht es gut.”
“Wir kriegen den Kerl, das verspreche ich dir. Mit dem Chattanooga Police Department und den Agenten von Dundee sitzen die Besten an diesem Fall, die du überhaupt kriegen kannst.”
“Bitte findet ihn nur, bevor er noch jemanden verletzt.”
Cara war den größten Teil des Sonntags damit beschäftigt, Lexie abzulenken. Sie suchten im Internet nach neuen Schuhen und Handtaschen und kauften Winterpullis und Modeschmuck. Später gingen sie gemeinsam schwimmen, und danach bat Cara Mrs. Eddins, ihnen Hamburger und Pommes frites zuzubereiten. Am Nachmittag spazierten sie durch den Park. Die Temperaturen waren wieder gestiegen, und die Sonne schien wärmend auf sie herab. Ty begleitete sie, während Geoff wahrscheinlich die Gunst der Stunde nutzte und mit Deke telefonierte.
Je mehr Lexie versuchte, Deke Bronson aus ihren Gedanken zu verbannen, desto schwerer fiel es ihr, nicht an ihn zu denken. Die Bilder von ihm, die in ihrem Kopf herumgeisterten, waren alle widersprüchlich. War er gut oder böse? Ein Heiliger oder Frevler? Wer war er wirklich? Ihr Peiniger oder ihr Retter?
Sie hatte immer schon vermutet, dass einer von Babu Tums Mördern sie versehentlich angeschossen hatte, als sie an diesem verhängnisvollen Tag zwischen die Fronten geraten war. Aber niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie diesem Mann einmal begegnen würde. Das Einzige, woran sie sich von dem Moment an, als die Kugel sie getroffen hatte, bis zu dem Moment, als sie im Krankenhaus aufgewacht war, erinnern konnte, waren ein Paar stahlgraue Augen gewesen. Sie hatte jahrelang von diesen Augen geträumt. Immer wieder hatte sie sich den Mann vorgestellt, zu dem sie gehörten, bis er in ihrer Fantasie zu einem überlebensgroßen Helden geworden war, zu einem Mann, dem kein anderer je würde das Wasser reichen können.
Am Abend überredeten Lexie und Cara ihre Bodyguards zu einer Runde Poker. Als Einsatz diente Kleingeld, das Cara in einer großen Glasflasche sammelte. Alle vier Spieler hatten am Anfang gleich viele Münzen, nach zwei Stunden aber hatte Cara alles zurückgewonnen.
“Wo haben sie gelernt, so zu pokern?”, fragte Ty, als er aufstand und seine müden Glieder reckte.
“Mein Vater hat es mir beigebracht. Edward Bedell war ein Mann, der niemals verlor.”
Caras sorgloses Lächeln verschwand, und Lexie wusste, dass sie darüber nachdachte, dass Edward Bedell letztlich doch verloren hatte – und zwar nicht nur seine älteste Tochter, sondern auch sein eigenes Leben.
“Es war ein langer Tag”, sagte Lexie. “Ich verabschiede mich für heute.”
Cara umarmte Lexie. Dann ging sie zu Geoff und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Als er Lexie wenig später in ihr Zimmer begleitete, zögerte er einen Moment, statt durch die Verbindungstür in Dekes ehemaliges Zimmer zu gehen. Wartete er darauf, dass sie etwas sage?
“Was ist los?”, fragte Lexie schließlich.
“Ich würde gern mit Ihnen reden.”
“Über den Fall? Über Ihre Aufgaben als mein Bodyguard? Oder über …?”
“Über Deke.”
“Ich möchte nicht über ihn sprechen.”
“Lexie, hören Sie zu. Deke würde alles für Sie tun. Das Letzte, was er beabsichtigte, war Ihnen wehzutun.”
“Und woher wollen Sie wissen, was Deke will, was er fühlt und warum er mich zum Narren gehalten hat?”
“Deke hat Sie nicht zum Narren gehalten, Lexie.” Geoff ging direkt auf sie zu und baute sich vor ihr auf, sodass sie ihn ansehen musste.
“Ich war an diesem Tag auch in Gadi. Ich war Teil derselben Spezialeinheit, der auch Deke angehörte. Ich habe alles miterlebt.”
Sie starrte ihn ungläubig an. “Dann haben Sie gesehen, was passiert ist. Sie haben gesehen, wie er mich angeschossen hat und …”
“Nein! Ich habe nicht gesehen, wie Sie angeschossen wurden. Aber ich weiß, dass sie in die Schusslinie geraten waren und dass, wer auch immer Sie angeschossen hat, es nicht absichtlich getan hat.”
“Was soll das heißen: Wer auch immer mich angeschossen hat? Deke sagte, dass er es war.”
“Ich weiß. Deke ist davon
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