Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
gewesen zu sein. Alles war perfekt. Wir hatten schon so viel erreicht und nichts konnte uns mehr aufhalten. Tommy und der Professor arbeiteten stetig daran, die Zeitreisetechnologie zu optimieren, und dieses Mal wurden sie durch niemanden dabei behindert. Wir waren unabhängig und konnten unsere Ideen und Experimente beliebig umsetzen. Was ich aber vor meiner Reise in das Jahr 1921 niemals erwartet hätte, war, dass ich jemanden wie John als meinen festen Freund, genau genommen als meinen Mann, mit in das 21. Jahrhundert brächte. Dass wir nicht mehr verheiratet waren, brachte mich zwar immer noch ins Grübeln, jedoch konnte ich täglich spüren, wie nah wir uns waren. Ein Stück Papier brauchte ich nicht, um zu wissen, dass wir zueinandergehörten. Allerdings hätte ich unseren Aufenthalt im Paris um die Jahrhundertwende wirklich gerne noch etwas verlängert. In der Zukunft waren wir beide stets viel beschäftigt und hatten weniger Zeit füreinander, als es mir lieb war. Seitdem er versehentlich in unsere Zeit gelangt war, hatten sich die Dinge überschlagen. Erst musste er sich an alles gewöhnen und mit den unbekannten Dingen des Alltags zurechtkommen. Der erste gemeinsame Kinobesuch war beängstigend gewesen. Dann war da noch das Unternehmen, welches Tyssot praktisch über Nacht gegründet und uns zu Teilhabern gemacht hatte. So viel war passiert und musste geplant, überdacht und bewältigt werden. Wir hatten uns nicht viel Zeit gegeben und wenig auf unsere, doch noch so frische Beziehung konzentriert. Es war schön, mit ihm hier zu sein und so Außergewöhnliches zusammen zu erleben.
»Sieh mal da!«, flüsterte John mir zu und ich richtete meinen Blick in Richtung des Parks, an welchem wir soeben vorbeigingen.
Erst wusste ich nicht, was er mir zeigen wollte, doch dann entdeckte ich eine Gruppe Kaninchen auf einem kleinen Hügel. Ich musste schmunzeln.
»Was ist so witzig?«, fragte er neugierig.
»Wusstest du, dass die Menschen früher dachten, dass Kaninchen, die sich in Gruppen zusammentun, eigentlich Hexen sind?«
»Nein, das ist mir neu«, erwiderte er belustigt.
»Aber es ist wahr. Man glaubte, dass die Hexen sich als Kaninchen getarnt haben, um sich heimlich treffen zu können. Kein Scherz!«
»Na, dann solltest du vielleicht rüber zu deinen Kolleginnen laufen?«, erwiderte er gehässig.
»Sehr nett!« Ich knuffte ihn in die Seite und plötzlich verdüsterte sich seine Miene.
»Als du mir damals das erste Mal von den Zeitreisen berichtet hast, hielt ich dich auch erst für eine Hexe, weißt du?«
»Im Ernst?«
»Ich kann nicht sagen, was mich geritten hat, aber das Ganze klang so unglaublich, und mein Verstand suchte nach einer sinnvollen Erklärung. Die Zeitreisetechnologie kam mir damals unglaubwürdiger als Hexenwerk vor.«
»Was hat dich vom Gegenteil überzeugt?«, fragte ich vorsichtig. Er ging mir mit dem Hexenthema ein wenig zu ernst um. Es kam mir seltsam vor.
»Ich dachte viel über die ganze Situation nach und schließlich kam ich zu dem Schluss, dass eine Hexe sich wohl kaum eine dermaßen verrückte Geschichte ausdenken würde. Ich nahm an, dass Hexen doch eher vorsichtig mit ihrer Identität umgehen würden. Wie die Kaninchen«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
»Vermutlich ist das gar nicht so abwegig«, gab ich zu, »immerhin war das alles für dich sicher ein wenig zu viel. Ich glaube, ich hätte dir kein Wort geglaubt, hättest du mir so eine Geschichte aufgetischt. Nicht im 21. Jahrhundert und erst recht nicht 1922.«
»Das beruhigt mich. Manchmal komme ich mir vor wie ein Hinterwäldler. Ein bisschen, als wäre ich wieder zehn Jahre alt und du bist meine Lehrerin. Ist nicht immer einfach, dieses neue Leben.«
Das schockierte mich jetzt doch ein wenig. Ich hatte mir oft Sorgen gemacht, ob John sich zurechtfinden würde. Sicher hatte es auch das eine oder anderen Mal seltsame oder verwirrende Situationen für ihn gegeben, aber letztendlich hatte er meine kühnsten Vorstellungen übertroffen. Er hatte sich unfassbar schnell eingewöhnt und sogar Fähigkeiten an den Tag gelegt, die ihm niemand zugetraut hätte. Seine Kenntnisse in den unterschiedlichen Computer-Entwicklungssprachen waren beeindruckend, und das, obwohl er sich erst einige Monate damit beschäftigte und bis vor Kurzem nicht einmal wusste, was ein Computer überhaupt ist. Dass er mich als "Lehrerin" betrachtete, versetzte mir einen Stich. Ich stellte mir eine alte, grimmig dreinschauende Hexe von Frau
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