Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
den Augen und wirkte irgendwie klein auf mich.
»Tom! Was ist geschehen?«, polterte André drauf los, ohne den armen Kerl erst einmal richtig ankommen zu lassen.
»André! Lassen Sie ihn doch erst einmal Luft schnappen, bevor Sie ihn löchern«, griff ich ein.
Dankbar lächelte Tom mich an und schloss mich zur Begrüßung in die Arme. Wir hatten uns einige Monate nicht gesehen und ich war froh, ihn heil vor mir zu sehen.
»Gehen wir doch in die Kantine«, schlug John vor und ich konnte ihm ansehen, dass auch er nicht unglücklich über Viktors ausbleibende Anwesenheit war. Wir sollten uns alle schämen, dachte ich.
Zustimmend nickte Tyssot und wir verließen gemeinsam das Labor.
Nachdem wir uns mit Kaffee und Muffins eingedeckt hatten, suchten wir uns einen Tisch möglichst weit weg von den anderen Mitarbeitern der Time Travel Inc. Normalerweise besprachen wir unsere Projekte im Konferenzsaal und verbrachten gerne Zeit mit den anderen Angestellten, aber heute war es anders. Jeder von uns brannte auf Tommys Geschichte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich einen halben Muffin verschlungen und sich mit ein paar Schlucken Kaffee gestärkt hatte. Doch schließlich begann er zu erzählen, und wir hörten gebannt zu.
»Es war grauenhaft. Viktor war völlig unberechenbar. Er hat mich nicht mal erkannt!« Er nahm einen weiteren Happen und sprach mit vollem Mund weiter. »Als ich ankam, bin ich wie geplant direkt zur Berliner Charité gegangen und habe mich umgesehen. War kein Problem, ihn da zu finden. Er war sozusagen Gesprächsthema Nummer eins. Mein Priester-Oufit hatte die erhoffte Überzeugungskraft«, er warf André einen Blick zu und fuhr fort, »also konnte ich ihn mehrere Tage nacheinander besuchen.«
»Wie hat er ausgesehen?«, fragte Tyssot.
»Erbärmlich.«
»Kannst du da etwas genauer werden?«
»Er war schwach und völlig durch den Wind. Mal wach, mal im Delirium. Kaum ein brauchbarer Satz war aus ihm herauszubekommen. Eigentlich wollte ich ja einen Plan mit ihm schmieden, wie wir ihn unbemerkt aus der Klinik zurück zu unseren Koordinaten bekommen könnten … Keine Chance. Der Mann war praktisch nicht ansprechbar. Nach einer Woche hab ich es aufgegeben und bin dann noch eine Weile geblieben, weil's mir so richtig vorkam.«
»Und es gab wirklich keine Möglichkeit, ihn da rauszuholen?«, fragte ich vorsichtig.
»Ich hab hin und her überlegt, aber es ging nicht, Leana. Abgesehen von seinem geistigen Zustand war er absolut nicht mehr transportfähig. Schon gar nicht ohne Hilfe. Ich hab wirklich alles durchgespielt, aber entweder hätte er unterwegs zu viel Aufsehen erregt oder er wäre mir unter den Händen weggestorben. Wirklich keine Chance. Tut mir leid«, wieder blickte er Tyssot an und schien sich für sein Versagen zu schämen.
»Schon gut, Tom. Darauf waren wir vorbereitet. Wir mussten es versuchen. Ich bin mir sicher, du hast dein Möglichstes getan.«
Tommy senkte den Blick. Offenbar war es ihm äußerst unangenehm, bei seinem ersten Auftrag nicht das gewünschte Ergebnis erbracht zu haben. Ein allgemeines Schweigen setzte ein und jeder ging seinen eigenen Gedanken zu dieser Aktion nach. Ich war mir sicher, dass keiner von uns es Tom übel nahm. Er schien auch wirklich ziemlich fertig zu sein. Damit war Viktors Schicksal ein zweites Mal besiegelt worden.
»Was, wenn wir noch einmal zurückgehen?«, fragte ich den Professor, »dieses Mal zu zweit oder besser gleich zu dritt?«
»Auf keinen Fall!«, entgegnete André energisch, »am besten noch gleich du und Tom, damit es ihn dann zweimal gibt im Jahr 1922! Das können wir keinesfalls riskieren. Wer weiß, was das auslösen würde? Wir können mit der Technologie nicht einfach herumspielen wie Kinder mit Murmeln. Wir waren uns alle einig, dass nicht in die Geschichte eingegriffen wird. Nun bin ich bereits meinem Ur-Ur-Großvater begegnet und Tommy hat versucht, unsere Fehler wieder rückgängig zu machen. Weiter können wir auf keinen Fall gehen! Das werde ich nicht zulassen. Tut mir leid, Leute. Das ist mein letztes Wort.«
Wieder betretenes Schweigen. Keiner wusste, was er sagen sollte. Schließlich schlug Jess vor, Tommy erst mal nach Hause zu schicken und alle weiteren Diskussionen für heute zu beenden. Tommy schien erleichtert. Ganz offensichtlich war er wirklich ziemlich geschafft und wer konnte es ihm verübeln? So gingen wir alle unserer Wege und ließen Toms Geschichte auf uns wirken.
Zu Hause angekommen
Weitere Kostenlose Bücher