Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
geschlossene Badezimmertür.
»Jepp?«, hörte ich ihn aus der Küche antworten.
»Kannst du schauen, ob ich meine Kette im Wohnzimmer verloren habe?«
Ich spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und streifte mir meinen Kimono über. Ich konnte Johns Schritte auf dem Flur hören. Gerade wollte ich zurück ins Wohnzimmer gehen, um ihm bei der Suche zu helfen, da hörte ich ihn erneut durch die Wohnung rufen.
»Ich finde sie schon. Gib mir ne Sekunde.«
»Danke«, erwiderte ich und fügte hinzu: »Ich komme gleich.«
Wieder wendete ich mich dem Spiegel zu und musterte mich eingehend. Es war mir schon das ganze letzte Jahr aufgefallen, aber jetzt, nach unserer ersten erfolgreichen Zeitreise und nachdem John mir gesagt hatte, dass er bei mir bleiben wollte, war es völlig klar. Ich konnte es mir buchstäblich an der Nasenspitze ansehen. Ich war glücklich. So glücklich wie nie zuvor in meinem Leben. Alles war perfekt.
Kapitel 6
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Juni 2018
Nordfrankreich
Es wurde bereits dunkel, als Tommy das Labor betrat und die Tür sorgsam hinter sich verschloss. Er durfte nicht gestört werden. Zwar waren alle Angestellten bereits nach Hause gegangen und er wusste um Tyssots Reise nach Avignon, aber er wollte kein Risiko eingehen. Er war sich nicht sicher, ob die Putzkolonne abends oder morgens kam und daher hatte er, auf dem Weg durch den riesigen Komplex, jeden Gang und jedes Treppenhaus überprüft. Mit großen Schritten durchquerte er den Raum und steuerte zielstrebig auf den hinteren Teil des Labors zu. Auf seiner Stirn bildeten sich einige Schweißtropfen. Er war nervöser, als es gut für ihn war. Das schmälerte die Konzentration.
Obwohl seine Rückreise aus der Vergangenheit schon ein paar Tage zurücklag, war er noch immer geschafft und fühlte sich schlapp. Zu Hause hatte er einen gefühlten Liter Kaffee getrunken, welcher ihn nun nur noch unruhiger machte. Jetzt hatte er die Treppe zur Kommandozentrale erreicht und nahm gleich drei Stufen auf einmal, um nach oben zu gelangen. Dort angekommen, setzte er sich an das riesige Kontrollpult und fuhr die Steuereinheit hoch. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Ein paar Mal tief durchatmen, zusammenreißen und den letzten Rest Verstand aus einer Ecke seines Bewusstseins kratzen. Er hielt kurz inne. Den Kopf frei machen. Ruhig bleiben, ermahnte er sich. Was er vorhatte, war riskant. Noch konnte er es sich überlegen. Er horchte in sich hinein, suchte nach der ersten Emotion, die ihm die Entscheidung erleichtern sollte. Aber hatte er die Entscheidung nicht längst getroffen? War nicht alles sonnenklar?
Ein Griff in seine Hemdtasche beförderte den kleinen USB-Stick zutage, welchen er zu Hause an seinem Notebook mit Daten befüllt hatte. Eine Weile starrte er das kleine Stück Plastik nachdenklich an. Kaum zu glauben, dass es alles verändern würde. Wieder zögerte er. Was würde Leana von ihm halten, wenn sie es herausbekam? Mit einem Ruck verwarf er seine Bedenken und fuhr fort.
Er loggte sich ein und stöpselte den Stick in einen der freien Ports. Noch einmal überflog er das Script, welches er nur wenige Stunden zuvor entwickelt hatte, und bekam gleich ein besseres Gefühl. Das würde hinhauen. Schnell verschaffte er sich Zugang zum Back-end der Anwendung und ließ das Script durchlaufen. Er beobachtete die flimmernden Textzeilen und ließ sich davon einlullen. Ein schöner Anblick. Dann war das Script beendet und alles war bereit. Er konnte mit der üblichen Routine fortfahren. Schnell entfernte er den Stick und verwischte seine Spuren.
Ungefähr dreißig Minuten später hatte er alle Parameter errechnet, eingegeben und gegengecheckt. Es konnte losgehen. Sein Hemd klebte inzwischen an seinem Oberkörper und seine Hände zitterten, als er den Befehl gab, das System hochzufahren. Es kam ihm vor, als würde es dieses Mal viel schneller gehen als bei den anderen Versuchen. Innerhalb kürzester Zeit spürte er das leichte Vibrieren und hörte das Dröhnen der Anlage. Schnell setzte er seine Schutzbrille auf. Erneut kamen Zweifel in ihm auf. War er sich wirklich, wirklich sicher? Es handelte sich um einen üblen Verrat, keine Frage. Noch konnte er die Notabschaltung betätigen und es aufhalten. Seine Gedanken überschlugen sich. In den letzten Tagen hatte er das Für und Wider Hunderte Male gegeneinander abgewogen. Am Ende kam immer dasselbe dabei heraus. Wut und Enttäuschung überwogen. Dann noch die Pläne, die er so gerne umsetzen wollte und die Tyssot ihm
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