Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Er konnte sich an alles erinnern. An den Professor, an Frankreich, an sie …
Er fasste neuen Mut und machte ein paar wackelige Schritte vorwärts, um einen besseren Blick über die Stadt zu erhaschen. Hinter ihm lag die Lichtung, auf welcher der Zeitsprung sein Ende gefunden hatte. Nur ein paar Schritte und er könnte sehen, was ihm solche Angst einjagte. Den kleinen Anhänger der Kette fest umschlungen bewegte er sich weiter vorwärts. Schritt für Schritt, als würde es sich nicht nur um einen Abhang, sondern um das Tor zur Hölle handeln. Er tat den letzten Schritt und stand nun nur noch wenige Meter vom Rande des Abgrunds entfernt. Sein Blick war starr auf seine Füße gerichtet. Wieder tauchte ihr Gesicht vor seinem inneren Auge auf und Entschlossenheit überkam ihn. Er durfte jetzt nicht den Kopf verlieren. Er musste zu ihr zurückfinden.
Ruckartig hob John den Blick und richtete ihn auf die Stadt, die unter ihm lag. Es verschlug ihm beinahe den Atem. Er wusste noch genau, wann er ihr die Kette geschenkt hatte. Er konnte sich an jede Minute dieses wundervollen Abends erinnern. Gemessen an der Zeit, die sie sich kannten, war es noch nicht lange her. Doch der Anblick, welcher sich ihm in diesem Moment bot, machte John schmerzhaft klar, dass dieser Abend tatsächlich über 100 Jahre her war. Am Horizont zeigte sich die Sonne und ergoss ihr glühendes Licht über das Rio de Janeiro des 22. Jahrhunderts.
Er konnte es nicht fassen. Das war Südamerika! Er befand sich ganz offenbar im Jahr 2126, möglicherweise ein Jahr später. Je nachdem, wie lange die Zeitung schon dort gehangen hatte. Er hatte die Stadt sofort erkannt, obwohl er noch nie dort gewesen war. Aber ihr Wahrzeichen, die 38 Meter hohe Christusfigur auf dem Gipfel des Corcovado war nicht zu übersehen. Irgendwie gab es ihm ein gutes Gefühl, dass diese Statue die Zeit offenbar überdauert hatte. Sie wirkte, auf seltsame Weise, vertraut auf ihn. Dabei hatte man mit ihrem Bau erst nach seinem ersten Zeitsprung, im Jahr 1922 begonnen und er hatte sie, außer auf Bildern oder in Filmen, nie gesehen.
Er ließ sich auf einem großen Stein nieder und begann seine Gedanken zu ordnen. Ganz offenbar war er in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit gereist. Und statt in Amerika war er in Brasilien. Das ergab keinen Sinn. Fieberhaft versuchte er sich, die letzten Minuten im Labor wieder ins Gedächtnis zu rufen. Wer war da gewesen? Leana natürlich. Ihr Gesicht tauchte erneut vor seinem inneren Auge auf und es schmerzte ihn. Schnell schob er das Bild weg und konzentrierte sich wieder auf seine halbseidene Analyse. Tyssot. Er war mit Leana und Tommy in der Kommandozentrale gewesen. Nur Jess hatte nicht an der Aktion teilgenommen. Sie fiel also raus. Tyssot wäre so ein Fehler nicht unterlaufen, zumal er auch nicht derjenige war, der die Zeitreisesequenzen einleitete und überwachte. Das überließ er meist Tommy. Leana hatte ihm eine Botschaft aus der Kommandozentrale übermittelt. Er lächelte, als er daran dachte, und fühlte erneut den Anhänger der Kette an seinen Fingerspitzen. Dann diese andere Nachricht. Es hatte ausgesehen, als käme sie von Viktor. Aber der war tot. Schon lange tot. Ratlosigkeit. John stand auf und begann, auf und ab zu laufen. Er rieb sich das Kinn und fluchte leise vor sich hin. Da war ein Gedanke, doch er war irgendwie nicht greifbar. Tommy musste die Nachricht geschrieben haben, das war klar. Nur zu welchem Zweck? Er selbst hatte Viktor in der Vergangenheit aufgespürt und ihnen allen dessen erbärmlichen Zustand später genau beschrieben. Es existierten Dokumente im Internet, die Viktors Erkrankung und seinen Tod belegten. Tommy hatte sie nach ihrer ersten Zeitreise entdeckt. Tommy. Es war immer Tommy gewesen, der über Viktor Bescheid wusste. Vielleicht war da etwas, das John noch nicht greifen konnte. Ein Hinweis. Damals war Tom von allein auf die Informationen über Viktors Schicksal gestoßen. Dann hatte Tyssot ihm vor Kurzem praktisch befohlen, in die Vergangenheit zu reisen, um den jungen van Orten zu retten. Diese Idee war also nicht auf Tommys Mist gewachsen. Doch es musste etwas geschehen sein. Wieso sonst sollte er John diese Nachricht übermitteln und mit "Viktor" signieren. Ruckartig blieb er stehen. Es war so simpel. Viktor musste am Leben sein. Es gab keine andere Erklärung. Tommy musste ihn doch gerettet haben. Wie, wusste John nicht, aber alles andere ergab keinen Sinn. Tom hatte sich mit Viktor verbündet. Wer
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