Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
zusammenreißen, um nicht sofort ein paar Zentimeter von mir abzurücken. Was war nur mit ihm?
»Tommy? Was ist los? Was ist in der Vergangenheit passiert? Bitte rede mit uns, damit wir dir helfen können. Manchmal tut es gut, über das Erlebte zu reden.«
»Nichts. Ich hab euch doch alles erzählt. Ich verstehe echt nicht, was du von mir willst, Leana. Ich dachte, das hier sollte ein lustiger Abend werden?«
Er schnappte sich einen Tequila, noch bevor der Kellner ihn richtig abstellen konnte, und stürzte ihn herunter. Ich zog meine Hand zurück und war zerknirscht. Er war so abweisend. Das kannte ich gar nicht von Tom.
»Ich wollte dir nicht die Laune verderben. Ich glaube nur, dass du versuchst, etwas zu verdrängen, und dass es dir helfen würde, darüber zu sprechen.«
Statt mir zu antworten, griff er in seine Tasche und beförderte ein paar Kippen ans Tageslicht. Ich war mir nicht sicher, ob man im Klub rauchen durfte. Wahrscheinlich nicht. Das schien Tommy aber nicht groß zu kümmern. Seit wann rauchte er eigentlich wieder? Nun war es wirklich genug. Das konnte ja keiner mit ansehen.
»Tommy, bitte«, setzte ich erneut an und bekam prompt die Quittung.
Er griff nach dem nächsten Tequila, welcher eigentlich für mich gedacht war, und kippte ihn ebenfalls in einem Rutsch herunter. Dann drehte er sich zu mir um und warf mir einen Blick zu, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das war nicht der Tommy, den ich kannte. Er wirkte wie ein schnaubendes Tier. Langsam und eindringlich betonte er jedes einzelne Wort, während er mich weiter finster anstarrte.
»Du kannst es dir vielleicht nicht vorstellen, aber es läuft nicht für uns alle so wunderwar wie in deinem Leben. Vielleicht solltest du weiter an deinen weißen Ritter denken, deine nächste Reise ins Nirwana planen und aufhören, mir auf den Geist zu gehen! Weder brauche ich deine Hilfe noch will ich sie. Begreifst du das?«
Ich schluckte und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Er machte mir fast ein wenig Angst. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass sich ein riesiger Abgrund zwischen uns auftat. Ich brachte keinen Ton heraus.
»Auch gut«, giftete er mich gespielt gleichgültig an, »Mädels, ich muss mich entschuldigen. Ich fürchte, diese Location ist nichts für mich.«
Mit einem Ruck erhob er sich, zündete sich eine Zigarette an und warf mir einen letzten, bösen Blick zu. Dann bahnte er sich seinen Weg durchs Getümmel und war verschwunden.
Nach Tommys Abgang hatte keine von uns noch große Lust im Klub zu bleiben, also machten Jess und ich uns auf den Heimweg. Meine Stimmung war mies. So hatte ich Tommy noch nie erlebt und ich konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, was in ihm vorging. Viktor hin oder her. Es gab keinen Grund so auszuflippen.
»Was glaubst du, ist mit ihm geschehen?«, fragte Jess mich und ich konnte nur mit den Schultern zucken.
»Ich hab keine Ahnung. Ich kenne Tom jetzt schon so lange und so hat er sich noch nie aufgeführt. Nicht in meiner Gegenwart jedenfalls.«
»Vielleicht solltest du noch mal mit ihm reden. Vermutlich kommst nur du wirklich an ihn heran. Der Professor ist wahrscheinlich eher ein Vorgesetzter als ein Freund und John kommt sicher nicht infrage.«
»Nein«, erwiderte ich schmunzelnd, »John wohl eher nicht.«
»Naja, und ich falle wohl völlig raus«, witzelte sie, aber ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht.
»Ich glaube nicht, dass Tommy wirklich so sauer auf dich ist. Bestimmt hat er sich längst wieder eingekriegt«, log ich.
Es war mir nur zu deutlich aufgefallen, wie abfällig Tommy Jess im Klub betrachtet hatte. Er war definitiv sauer. Ich empfand das allerdings als hochgradig übertrieben und versuchte die Fronten daher etwas zu glätten. Ganz offensichtlich machte Tom gerade eine seltsame Zeit durch und daher sollte man seine Art vielleicht nicht ganz so ernst nehmen.
»Kann schon sein. Ist halt irgendwie lästig, dieses Konkurrenzgehabe. Er sollte sich das nicht so zu Herzen nehmen.«
»Stimmt«, pflichtete ich ihr bei.
Wir erreichten meine Haustür. Jess wohnte nur ein paar Straßen weiter. Irgendwie war mir nicht danach, allein zu sein. John war weg und ich war traurig wegen Tommy.
»Möchtest du mit rauf kommen? Auf einen Kaffee vielleicht?«
»Sicher. Ich hab ohnehin keine große Lust, jetzt schon schlafen zu gehen. Machen wir uns einen Weiberabend!«
Wir redeten beinahe die ganze Nacht. Ein bisschen erinnerte es mich an meine Zeit mit Mary.
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