Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Weg heimzufahren.
Ich würgte noch eine halbe Fertigpizza herunter und ging dann zeitig in Bett. Dieses Mal träumte ich von Abby und sah ihr dabei zu, wie sie mit John am Kamin saß, seiner Stimme lauschte und laut auflachte, wenn er etwas Witziges erzählte. Dann verwandelte Abby sich plötzlich in mich und ich rückte näher an John und kuschelte mich an ihn.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, bildete ich mir ein, ihn riechen zu können. Doch seine Betthälfte war leer und kalt. Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen und gleich weitergeträumt, aber heute wollte ich nicht wieder zu spät kommen. Außerdem brauchte ich nur noch diesen Tag hinter mich bringen und dann würde John wieder da sein. Ob ich ihm von Tommys Ausbruch erzählen sollte? Vielleicht besser nicht. Ich wollte die Situation nicht noch unnötig verkomplizieren. Vielleicht hatte Tom sich ja inzwischen auch wieder beruhigt und würde sich bei mir entschuldigen.
Kapitel 8
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Mai 2126
Südamerika
John ging in die Knie. Im war übel. Alles um ihn herum war dunkel. Er hatte instinktiv seine Augen geschlossen. Es dauerte einen Moment, bis er dies realisierte. In seinem Kopf rotierte es. Was war schiefgelaufen? Was hatte das zu bedeuten? Es half nichts, er musste die Augen öffnen und sich der Sache stellen. Langsam schaute er sich um und ließ die Umgebung auf sich wirken. Dann blickte er an sich herunter und machte eine Bestandsaufnahme. Er war offenbar unverletzt. Schon mal nicht schlecht. Und er war allein. Keine Menschenseele in Sicht. Er betrachtete die Landschaft genauer und brauchte nicht lange, um festzustellen, dass dies weder Amerika noch das Jahr 1922 war. Etwas entfernt konnte er einige hohe Gebäude ausmachen. Sehr hohe Gebäude. Utopisch geradezu. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Wo war er? Wann war er?
Er rappelte sich auf und beschloss, einfach drauflos zu wandern. Er musste sich Gewissheit verschaffen. Einen Augenblick lang glaubte er, sich übergeben zu müssen. Ein paar schnell hintereinander folgende Atemstöße waren nötig, um das unschöne Gefühl unter Kontrolle zu bekommen. Er fühlte sich plötzlich klein wie eine Ameise. Wie ein hilfloses Insekt, das im Begriff war, von einem Riesen zertreten zu werden. Wie zum Teufel hatte sein Zeitsprung so schieflaufen können? John konnte keine schlüssige Erklärung dafür finden. Es war ohnehin egal. Ihm wurde heiß. Seine Kleidung war nicht für diese sommerlichen Temperaturen gemacht. Stolpernd bewegte er sich weiter vorwärts. Nach ein paar Minuten erregte eine Bewegung aus dem Augenwinkel seine Aufmerksamkeit. Etwas hatte sich in den Zweigen eines kleinen Baumes verfangen. Neugierig näherte er sich und erkannte, dass es ein Teil einer Zeitung war. Der absolute Glückstreffer! Auch wenn sie schon mehrere Wochen alt sein sollte, es wäre dennoch ein Anhaltspunkt. Erleichtert zupfte er das Stück Papier aus den Zweigen und studierte den Kopfbereich des Titelblatts. Das Papier fühlte sich irgendwie merkwürdig an. Unnatürlich und glatt. Jetzt hatte er das Datum entdeckt. Das konnte nicht sein. Unmöglich. John entfuhr ein Stöhnen. Schlagartig wurde ihm klar, wie ernst seine Situation tatsächlich war. Fieberhaft überlegte er, ob sie nur extrem bedenklich oder gar aussichtslos war. Panik machte sich in ihm breit. Jetzt nicht ausflippen, ermahnte er sich und setzte seinen Weg auf wackeligen Beinen fort.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte er ein kleines Waldstück. Er durchquerte es und konnte zwischen den Bäumen erneut die Skyline einer Stadt erkennen. Er war nun ganz nah herangekommen. Vorsichtig trat auf eine Lichtung heraus und blieb unsicher stehen. Die Angst bahnte sich ihren Weg aus den Tiefen seines Bewusstseins, hinauf an die Oberfläche. Eiskalte Schauer krochen ihm den Rücken empor und er fühlte, wie seine Lippen taub wurden. Nie zuvor hatte John sich so hilflos gefühlt. Er klammerte sich an seine Erinnerungen, völlig sicher, dass sie ansonsten plötzlich verblassen würden. Er versuchte, sich ihr Gesicht vorzustellen. Ihre Augen, ihr langes Haar. Erleichtert stellte er fest, dass es ihm wie gestern erschien, als sie sich das letzte Mal berührt hatten. Langsam und fast mechanisch griff er in seine Hosentasche und brachte die Halskette zum Vorschein. Sie lag leicht, fast ohne Gewicht in seiner Hand. Sie war noch da, sie war real. Johns Herzschlag beruhigte sich allmählich. Er existierte. Sein bisheriges Leben war keine Einbildung gewesen.
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