Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Gläser geleert hatten, holte John tief Luft und begann zu erzählen. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich irgendetwas aus der Nase zu ziehen. Dass der Konzern an etwas forschte. Es hätte mit Strahlung zu tun haben können. Oder wer weiß was. Doch er war einfach zu aufgewühlt, um seinen Freund weiter zu belügen. Leanas regloser Körper hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt, und würde sicher nie wieder verschwinden. Er konnte sich einfach nicht mehr dazu überwinden, sich irgendwelche Lügen auszudenken. Er erzählte Miles alles. Jede Facette seiner verrückten Geschichte. Selbst das entwendete Gemälde aus dem New Yorker Museum überging er nicht. Er legte seine Karten offen auf den Tisch. Es tat so gut.
Nachdem er geendet hatte, bestellte Miles weitere Drinks und schwieg eine lange Zeit. Das war sonst nicht seine Art. Entweder hielt er ihn für völlig durchgedreht oder er glaubte ihm und verlor nun seinerseits den Verstand. John hatte nicht die Kraft weiter darüber nachzudenken. Das einzige, was ihn überhaupt noch am Leben hielt, war die Hoffnung, dass sein Plan erfolgreich sein würde. Denn wenn dem so wäre, bliebe Leana ihr grausames Schicksal erspart. Er musste es einfach schaffen. Plötzlich öffnete Miles den Mund, offenbar mit der Absicht etwas zu sagen. Er benötigte jedoch drei Anläufe, bis ein verständlicher Satz dabei herauskam.
»John, was genau hast du vor?«
Erleichtert schüttete John den letzten Schluck seines Single Malt herunter und verstand. Sein Freund glaubte ihm. Und wie immer war er in Gedanken schon ein paar Schritte weiter. Er hielt John nicht für wahnsinnig, er brannte darauf, zu erfahren, was John unternehmen würde, um die schrecklichen Geschehnisse zu verhindern. Also erzählte John ihm von seinem Plan. Von allem, was er über sein Team bereits herausgefunden hatte, und von dem Mann, den er am Tag zuvor kennengelernt hatte.
Kapitel 13
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August 2018
Nordfrankreich
Ich beobachtete Jess, wie sie zum hundertsten Mal die Ergebnisse der Fehlerauswertung begutachtete und dabei immer wieder den Kopf schüttelte. Offenbar konnte sie nichts Neues entdecken. Ich verzweifelte allmählich. André hatte uns, wenn auch etwas vage, von seiner unschönen Unterhaltung mit Tommy erzählt, und obwohl ich sauer auf ihn gewesen war, traf es mich hart, dass er nun nicht mehr zu unserem Team gehörte. Zunächst hatte der Professor vermutet, Tom würde seinen Ausschluss nicht ohne Gegenwehr hinnehmen, doch er hatte bloß auf eine, nicht unerhebliche, Abfindung bestanden und war nach dem Unterzeichnen der Papiere nicht wieder aufgetaucht. Ein paar Mal hatte ich mit dem Gedanken gespielt, ihn zu besuchen, die Idee aber immer wieder verworfen. Ich hatte andere Sorgen und Tommy hatte sich sein Bett selbst gemacht. Vielleicht würde die Zeit die Wogen glätten. Die Zeit. Was für ein kleines Wort. Die ZEIT ging mir gerade ziemlich auf den Wecker. Zeitreisen, Zeitsprünge, der ganze bescheuerte Kram. Wenn es einmal einen Moment gegeben hatte, in dem ich Zeitreisen für gut befunden hatte, war dieser vorbei. Ich hatte die Nase gestrichen voll! Doch zunächst mussten wir alles daran setzen, die Anlage zu reparieren, und es sah leider ganz so aus, als ob uns dies einfach nicht gelingen wollte. Zu allem Überfluss hatte der Professor sich, nachdem er praktisch Tag und Nacht an der Sache gearbeitet hatte, nun schon seit zwei Tagen nicht mehr blicken lassen. Vielleicht brauchte er eine Pause oder die Sache mit Tommy nahm ihn mehr mit, als es zuvor den Anschein gemacht hatte? Ich machte mir Sorgen um den alten Mann. Sein ganzes Leben hatte er der Zeitreisetechnologie gewidmet und immer, wenn gerade alles gut lief, wurden seine Pläne durchkreuzt. Es war sicher nicht leicht für ihn. Andererseits war ich ein wenig verletzt, dass er uns mitten in dieser verzwickten Situation so völlig allein ließ. Wir konnten wirklich jede Hilfe gebrauchen.
Meine Gedanken drehten sich inzwischen nur noch um John. Ich wachte morgens auf und sah sein Gesicht vor mir. Bildete mir ein, seine Stimme zu hören. Beinahe stündlich durchforstete ich die Datenbanken und das Internet, obwohl ich wusste, dass ich nichts finden würde. Er hatte mir keinen Hinweis hinterlassen oder nicht hinterlassen können. Es war zum Verrücktwerden! Ich brauchte eine Pause, sprang von meinem Stuhl auf, sodass er hinter mir gegen die Wand polterte, und erschreckte damit Jess fast zu Tode.
»Ich brauch was zu essen«, verkündete ich und sah
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