Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Lebensräume, welche durch die globale Erwärmung verursacht wurden, ließen keinen Schimmer am Horizont zu. Man konnte nur erahnen, wo das alles noch hinführen würde. John hatte keine Lust, es herauszufinden. Alles in ihm wollte hier weg. Mit seiner neuen Bekanntschaft innerhalb des Van-Orten-Konzerns rückte eine mögliche Rückkehr nun zum Glück in greifbare Nähe.
Er nahm einen kleinen Umweg, um den vielen Menschen, die sich auch zu dieser späten Stunde noch auf den Straßen tummelten, zu entkommen. Die kleine Nebenstraße, in die er nun einbog, war deutlich ruhiger. Rechts und links hingen halb abgerissene Ankündigungen und Werbebotschaften. Schon daran konnte man erkennen, dass es sich um keine der Hauptstraßen handelte. Werbung gab es fast nur noch digital. Und selbst die Flyer und Plakate, die diese Hauswände zierten, waren nicht mehr aus herkömmlichen Papier gemacht. Schon kurz nach seiner Ankunft hatte John das Material kennengelernt. Die Zeitung, welche ihm das Datum verraten hatte, hatte daraus bestanden. Es hatte wohl schon vor hundert Jahren Papiere und Materialien aus Polypropylen gegeben, doch hier hatte das künstliche Papier seinen natürlichen Vorläufer vollständig ersetzt. Wie alles in dieser Zeit wirkte es auf John unecht. Hart, kalt und glatt. Er vermisste die Druckerschwärze an den Händen, wenn er morgens die ersten Seiten der Zeitung gelesen hatte. Er vermisste Kaffee, 2D-Filme und Stadtparks, die sich nach rechts und links, nicht nach oben und unten erstreckten. Alles war hier eng an eng, künstlich und bezeichnend hoffnungslos. Eines vermisste er aber besonders, und ohne war er nicht bereit irgendwo, egal in welcher Zeit, zu leben. Leana. Manchmal wachte er mitten in der Nacht auf und hatte plötzlich Angst, ihr Gesicht zu vergessen. Ihren Duft oder ihr Lachen. Es machte ihn rasend, sie allein mit diesem Verräter Tommy zu wissen. Nach seinem Zeitsprung hatte sie sicher Höllenqualen durchlitten. Er stellte sich vor, wie sie allein in ihrer gemeinsamen Wohnung saß, nicht ahnend, warum er nicht zurückgekehrt war. Obwohl er nicht schuld an der Misere war, hatte er ein schlechtes Gewissen. In seinen Augen war es seine Aufgabe, auf sie aufzupassen. Und nun hatte er sie nicht nur allein gelassen, sie würde auch durch die Hölle gehen müssen. Dank Tommy, dank Viktor, dank Van Orten Enterprises. Wütend ballte er eine Faust und war versucht, sie in den nächstbesten Müllcontainer zu rammen. Seine Unternehmung dauerte schon so lange. Dabei wäre er am liebsten einfach in das Gebäude dieser Sinnesabenteuer-Schmiede gestürmt und hätte den erstbesten Wissenschaftler gezwungen, ihn auf der Stelle zurückzuschicken. Er blieb stehen und schüttelte die aggressiven Gedanken ab. Es half alles nichts. Er musste sich zusammennehmen und die Sache kühl und rational angehen. Nur so hatte er eine Chance, Leana wiederzusehen.
Als John die Wohnung erreichte, erwartete Miles ihn schon aufgeregt an der Tür. Das war ungewöhnlich. John kickte seine Schuhe in die Ecke und hob fragend die Hände.
»Was ist los mit dir? Hast du im Lotto gewonnen?«
»Nein, ich«, begann Miles, hielt kurz inne und fragte dann: »Was ist Lotto?«
»Ach egal.«
Miles war sichtlich durcheinander. Wie so oft, wenn John etwas herausrutschte, über das man in dieser Zeit nicht redete oder das es schlichtweg nicht mehr gab. Doch scheinbar waren seine Neuigkeiten zu gut, um John weiter auszufragen.
»Enrico will dich sehen. Schon morgen. Das ging schnell! Normalerweise dauert es ewig, bis er sich mit einem abgibt.«
Johns Miene erhellte sich. Das lief ja wie am Schnürchen! Zuerst der neue Mann bei van Orten und nun das. Wenn es so weiterginge, würde sein unfreiwilliges Exil sehr viel früher ein Ende finden, als vermutet.
»Das ist großartig, Miles. Einfach großartig! Ich danke dir, Mann!« Er klopfte seinem Freund kameradschaftlich auf die Schulter.
Am folgenden Abend gingen Miles und er gemeinsam zu Enrico. Wieder einmal wurde John klar, was für ein großes Glück es war, dass er Miles kennengelernt hatte. Er hatte wirklich überall Freunde und Bekannte, welche je nach Anforderung diverse legale und illegale Dinge erledigen konnten. Enrico war so ein Bekannter. Zwar kannte Miles ihn nicht persönlich, dafür aber wiederum jemanden, der jemanden kannte, der Enrico kannte. Laut Johns Mitbewohner war Enrico einer der größten Hacker der Stadt. Kaum ein Sicherheitssystem oder eine Datenbank hielt seinen
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