Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Geschirr meiner jämmerlichen Mahlzeit in die Küche. Wie fast jeden Tag, in letzter Zeit, hatte es ein Fertiggericht gegeben. Eigentlich verachtete ich diese Art von Nahrung, doch die Alternative lautete Kochen und dazu war ich nun wirklich nicht mehr imstande. Ich war schon stolz auf mich, wenn ich mir hin und wieder mal die Haare wusch. Die Wohnung war das reinste Chaos und unbezahlte Rechnung stapelten sich auf der Kommode im Flur. Im Poulet war ich ebenfalls ewig nicht gewesen, obwohl mir eine richtige Mahlzeit sicher gutgetan hätte. Mein Leben war ein trostloser Haufen Müll, doch ich war inzwischen zu abgestumpft, um noch oft zu weinen. In mir regte sich nur noch wenig. Vielleicht war das gerade auch besser so.
Das Telefon klingelte. Ich schleppte mich ins Wohnzimmer, um es von der Station zu nehmen. Was war nun schon wieder? Am anderen Ende erklang Jess‘ vertraute Stimme.
»Leana! Gott sei Dank bist du da. Ich habe etwas gefunden. Du musst sofort herkommen.«
»Bist du im Labor? Sag nicht, die Maschine läuft wieder? Hast du es hinbekommen?«
Schlagartig war ich wieder hellwach. Sollte sie es wirklich geschafft haben, die Anlage wieder zum Laufen zu bringen?
»Nein. Die Anlage ist noch defekt, aber ich bin da auf etwas gestoßen, das musst du sehen!«
»Ich bin in fünfzehn Minuten da«, erwiderte ich und legte etwas enttäuscht auf.
Schnell schnappte ich mir meine Jacke und den Autoschlüssel. Was war so toll, wenn es nichts mit der Reparatur zu tun hatte? Ich konnte es mir nicht erklären. Aber wenn Jess mich deswegen extra ins Labor beorderte, musste es etwas Positives sein. Und genau das konnte ich jetzt gebrauchen.
Keine Viertelstunde später betrat ich das Hauptgebäude der Time Travel Inc. und versuchte Tyssots leeren Parkplatz aus dem Kopf zu kriegen, als Jess mir auch schon entgegenstürzte. Sie sah fertig aus. Ihre Haare waren unordentlich und sie trug immer noch das enge schwarze Kostüm, welches sie Stunden zuvor auf Professor Tyssots Beerdigung getragen hatte. Es war mir ein Rätsel, wie sie darin überhaupt sitzen konnte.
»Da bist du ja. Wieso hat das so lange gedauert?«
»Es hat doch -«, setzte ich an, doch Jess hörte gar nicht zu.
»Egal. Komm. Ich wollte lieber nicht am Telefon darüber reden. Du musst es sehen.«
Wir liefen durch den langen Gang zum Labor und Jess ließ die Tür hinter uns einschnappen. Dann zerrte sie mich in die Kommandozentrale und schob mir einen der Stühle hin. Ich ließ mich darauf fallen und wartete gespannt auf die angekündigten Neuigkeiten. Jess nahm einen riesigen Packen Papier und ließ ihn mir auf den Schoß fallen. Verständnislos blickte ich sie an.
»Du weißt schon, dass ich von dem Zeug keine Ahnung habe?«, teilte ich ihr ungeduldig mit und versuchte erst gar nicht, die langen Zahlen- und Buchstabenreihen auf dem Papier zu deuten.
»Herrgott«, fluchte sie und nahm mir den Stapel wieder ab, »manchmal bist du echt ein richtiges Mädchen!«
Verwirrt schaute ich ihr zu, wie sie mit dem Finger über die Zeilen glitt und schließlich die passende Stelle gefunden hatte.
»Hier. Da kannst du es sehen. Schau hin.«
Sie hob den Stapel etwas an und ich warf einen Blick darauf. Wie erwartet konnte ich nichts Besonderes erkennen. Genau genommen wusste ich nicht einmal, was das für Daten waren.
»Das sind die Ausdrucke der Logfiles«, erklärte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
»Und?«
»Na diese Daten belegen, wann das System hochgefahren wurde, wann Testläufe stattgefunden haben, und mit welcher Energiezufuhr gearbeitet wurde.«
»O. k.«, begann ich vorsichtig. Ich wollte sie nicht noch mehr aufregen, »und was genau ist daran so auffällig?«
»Achte auf das Datum.«
Ich nahm die entsprechende Zeile noch einmal unter die Lupe und verstand.
»Das war kurz nach Tommys Rückkehr aus dem Jahr 1922!«
»Genau. Und nun sieh dir die Energiemenge an. Das war keiner unserer Testläufe. Tyssot war damals in Avignon. Ich habe ganz sicher keine Tests an diesem Tag gemacht, bleibt also nur Tom.«
Einen Moment lang überlegte ich, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen war, nach einer solch winzigen Unregelmäßigkeit zu suchen. Auf diesen Gedanken wäre ich niemals gekommen. Anscheinend versuchte Jess so verbissen nach einer Lösung des Problems zu suchen, dass sie die Nadel im Heuhaufen gefunden hatte.
»Wenn es kein Test war, dann hat er die Anlage benutzt, um einen Zeitsprung durchzuführen«, setzte ich ihren Gedanken
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