Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Wir waren nun ganz allein. John war verschwunden. Tommy hatte uns im Stich gelassen und André Tyssot war tot. Ich musste den Gedanken wie ein Mantra in meinem Kopf wiederholen. André Tyssot war tot. Ich konnte es nicht fassen. Alles ging so dermaßen schief. Ich war noch nie in meinem Leben so traurig und verzweifelt gewesen.
Plötzlich kam mir ein Gedanke.
»Jess?«, fragte ich mit hoffnungsvollem Unterton und schob sie ein Stück von mir fort, »wenn du es schaffst, die Anlage zu reparieren, könnten wir dem Professor dann nicht helfen?«
Sie überlegte einen Moment und runzelte die Stirn.
»Ich weiß nicht. Vielleicht. Ich bin nicht sicher. Tyssot war der Meinung, dass es Schwierigkeiten geben könnte, wenn man in seine eigene Vergangenheit reist.«
»Du meinst, zu seinen eigenen Lebzeiten oder an einen Ort, wo man aufgrund einer Zeitreise sozusagen doppelt wäre?«
»In seine eigene Vergangenheit. Es gibt hier wohl drei Möglichkeiten. Entweder man reist zurück und alles geht gut.«
Das klang vielversprechend.
»Oder aber man versucht zurückzureisen, und es gelingt nicht.«
»Wie meinst du das?«, fragte ich verwirrt.
»Naja, es könnte einfach nicht funktionieren. Man bewegt sich nicht von der Stelle oder landet vielleicht in einer anderen Zeit. Wer weiß das schon?«
»Und Möglichkeit Nummer drei?«
»Es könnte sein, dass man eine Katastrophe verursacht.«
»Was soll das heißen, eine Katastrophe? Erklär mir das genauer.«
Ich wollte irgendetwas, das mir Hoffnung gab. Irgendetwas, an das ich mich klammern konnte.
»Mein Gott, Leana, ich weiß es nicht. Keiner weiß das genau. Es könnte ein Riss im Raum-Zeit-Kontinuum entstehen oder wer weiß was. Ich habe keine Ahnung. Nicht mal der Professor wusste das.«
Ich ließ den Kopf hängen und wusste nicht weiter. Wir hatten eine Zeitmaschine, die nicht funktionierte, und zwei Menschen, die ganz dringend Hilfe in der Vergangenheit benötigten. Bittere Ironie.
»Ganz ehrlich. Ich würde es nicht riskieren. Ich möchte doch genau wie du, dass dem Professor nichts zustößt, aber wir können das nicht machen. Es ist einfach zu gefährlich. Wir tragen eine Verantwortung. Nicht nur dem Team gegenüber, auch den Menschen, die nichts von unserer Forschung ahnen«, belehrte Jess mich.
»Jetzt klingst du schon wie André.«
»Tut mir leid.«
»Es muss dir nicht leidtun. Du hast ja recht. Ich bin einfach so sauer und traurig. Das alles ist einfach zu viel. Wir müssen etwas unternehmen. Irgendwas!«
Jess schwieg und ich wusste, dass alles gesagt war. Ich konnte es ihr nicht zum Vorwurf machen, dass die Anlage defekt war, und sie hatte recht, was die mögliche Rettung des Professors anging. Es war hoffnungslos.
»Fahren wir ins Krankenhaus und schauen, wie es Andrés Schwester geht, bekunden unser Beileid?«, fragte ich schließlich und Jess nickte zustimmend.
Ein paar Tage später saß ich zu Hause und starrte auf meinen Bildschirm, obwohl da eigentlich nichts Besonderes zu sehen war. Ich konnte mich nur noch schlecht konzentrieren in letzter Zeit. Die Beerdigung war heute früh gewesen und ich konnte den ganzen Tag über nicht klar denken. Bilder von Professor Tyssots verkohlter Leiche brannten sich in mein Hirn, dabei hatte ich sie natürlich nie gesehen. Allein die Vorstellung, wie er in diesem Auto umgekommen war, machte mich rasend. Immer wieder überlegte ich, ob wir ihn hätten aufhalten können. Möglicherweise hätte er einfach im Labor schlafen sollen oder eine von uns hätte ihn heimbringen können. Der Unfall hätte nie geschehen dürfen. Ich war völlig aufgelöst.
Jess und ich hatten die Woche mit diversen Anwälten und der Familie des Professors verbracht. Vieles musste geregelt werden. Ich war nun praktisch alleinige Inhaberin der Time Travel Inc. und diese Last konnte ich gerade gar nicht auf meinen Schultern gebrauchen. Zum Glück war Jess sehr mütterlich und umsorgte mich liebevoll. Wir hatten oft beieinander übernachtet, Wein getrunken und ich hatte ihr alte Geschichten von meiner Zeit an der Uni erzählt. Damals hatte ich den Professor kennengelernt und so sehr es auch schmerzte, an ihn zu denken, so schön waren die Erinnerungen.
In dem ganzen Chaos hatten wir natürlich nicht mehr viel an der defekten Anlage arbeiten können und so blieb John weiterhin verschollen. Ich streckte meine müden Knochen und gähnte ausgiebig. Heute war ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich schaltete das Notebook aus und trug das dreckige
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