Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
mir nicht sicher, ob ich es wissen wollte. Wenn der Professor recht hatte, dann waren sie auf meinen Tod gestoßen.
»Tommy entdeckte Ihren Namen in einer Zeitung. Eine gewisse Mary St. James hatte in der Tulsa World inseriert. Weil damals, also gestern, so viele Menschen ums Leben gekommen und schwer verletzt waren, gab es eine Flut von Todesanzeigen und Nachrufen. Mary St. James bedauerte, so war zu lesen, den Tod ihrer lieben Freundin Leana Whitman, welche am 1. Juni 1921, im Zuge der Masseunruhen auf der Greenwood Avenue um's Leben gekommen war.«
»Oh mein Gott!«, stieß ich, obwohl ich darauf vorbereitet war, verblüfft aus. »Ich bin tot?«
»Na ja, Sie wären es, wäre ich nicht dazugekommen«, korrigierte der Professor meinen bestürzten Ausruf.
»Aber wie … ich meine, die Energie konnte doch gar nicht reichen, um hierher zu gelangen. Ich bin doch erst vor Kurzem durch die Zeit gereist«, stellte ich fest. »Wie haben Sie es geschafft, hierherzukommen?«
»Das sehen Sie richtig. Ich musste volle fünf Monate und elf Tage warten, um die Reise antreten zu können.«
»Das bedeutet, dass Sie Anfang Oktober 2014 in die Zeit eingetreten und gestern hier eingetroffen sind?«
»Nicht ganz. Ich startete am 9. Oktober 2014 und erreichte die markierten Wiedereintrittskoordinaten in Fayetteville vor drei Tagen.«
»Fayetteville? Das liegt in Arkansas, nicht wahr?«, fragte ich nachdenklich.
»Exakt«, erwiderte er. »Es dauerte zwei volle Tage, bis ich nach Tulsa gelangte, und wiederum einen halben Tag, bis ich herausgefunden hatte, wo Sie wohnen, und das Auto organisiert hatte. Im Hotel traf ich Sie nicht an. Da ich den genauen Zeitpunkt Ihres … nun ja, Ihres Todes nicht wusste, entschloss ich mich, nicht im Hotel zu bleiben. Ich fuhr die Gegend mit dem Auto ab, in der die Unruhen laut Zeitungsberichten eskalieren würden. Es war bereits nach Mitternacht und ich glaubte schon, es vermasselt zu haben, als ich Sie endlich in diesem Gang, zwischen den beiden Häusern auf der Greenwood ausmachen konnte. Die Massenhysterie war in vollem Gange und ich fürchtete, dass wir am Ende beide draufgehen würden. Aber ein Zurück gab es nicht mehr. Na, und den Rest kennen Sie ja.«
»Ja, den Rest kenne ich«, sagte ich und fasste mir unwillkürlich an meine angeschwollene Unterlippe.
»Sie können sich vorstellen, dass es mir nicht leichtfiel, diese Reise zu unternehmen? Immerhin hätte meine Vermutung auch falsch sein können. Dann säßen wir beide nun hier fest, nur dass Sie nicht wüssten, dass ich hier bin und ich nicht wüsste, wie ich Sie finden soll. Alles hätte sich verändert.«
»Oh, Professor! Ich bin Ihnen für gestern wirklich außerordentlich dankbar.« Durch die ganze Grübelei über Reisedaten und Energievolumen hatte ich völlig vergessen, dass mir dieser Mann das Leben gerettet hatte. »Es war mit Sicherheit die richtige Entscheidung und wir werden aus der Sache schon wieder heil herauskommen.« Ich versuchte mich an einem Lächeln, aber es tat zu sehr weh.
»Nun gut. Jetzt sind Sie auf dem neusten Stand und wir können uns überlegen, wie es weitergehen soll.« Der Professor lehnte sich zurück und trank einen Schluck Kaffee.
»Professor, es tut mir leid. Das alles ist nur meine Schuld. Ich hätte New York rechtzeitig verlassen sollen. Dann hätte auch die Verzögerung durch den Achsenbruch nichts Schlimmes verursacht oder wäre eventuell erst gar nicht passiert. Ich weiß auch, dass es dumm war, mich mit Mary anzufreunden. Ich kenne die Regeln und habe sie allesamt missachtet. Es tut mir unglaublich leid, Sie in diese Lage gebracht zu haben.«
»Leana, Sie sind meine beste Schülerin. Ich hege inzwischen in gewisser Weise väterliche Gefühle für Sie. Was Sie auch anstellen, ich weiß doch, dass Sie es nicht aus fahrlässigen Gründen oder gar mit Absicht tun. Sie waren ein wenig unvorsichtig, sicher. Aber wer ist das nicht hin und wieder? Und hätte es diese enge Freundschaft mit Mary nicht gegeben, hätte ich Sie niemals finden können. Ohne Marys Anzeige in der World wäre ich aufgeschmissen gewesen und Sie tot. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Ich gebe Ihnen recht. Wir beide werden das Kind schon schaukeln.« Er drückte liebevoll meine Hand und ich fühlte mich ein wenig besser.
»In Ordnung, dann lassen Sie uns die neue Lage begutachten und einen Plan schmieden!«
Und das taten wir ausgiebig. Über vier Stunden später hatten wir eine ungefähre Ahnung, wie es weitergehen würde.
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