Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
auch!«, erwiderte ich ungeduldig.
»Das stimmt wohl. Allerdings war da noch etwas anderes, recht Auffälliges an ihm.«
»Nun machen Sie es doch nicht so spannend, Professor!«
»An seiner rechten Hand fehlte ein Finger.«
»Ist nicht wahr!«, rief ich erfreut aus. »Dann ist er es möglicherweise tatsächlich. Das ist ja super!«
»Ja, das ist es wohl«, stimmte der Professor mir zu. »Aber freuen Sie sich nicht zu früh, Leana. Er ist uns mindestens zwei oder drei Tage voraus. Nun gilt es, ihn einzuholen beziehungsweise ihn in New Orleans aufzuspüren.«
»Ich bin sicher, dass wir das hinkriegen«, entschied ich optimistisch. »Immerhin haben wir jetzt Gewissheit über seine Existenz.«
»Seine Existenz?«, wiederholte der Professor amüsiert. »Was dachten Sie denn, wie ich zustande gekommen bin? Natürlich existiert mein Urgroßvater!«
»Ja, ja, so meinte ich das ja gar nicht, André. Aber nun wissen wir jedenfalls, dass er tatsächlich hier war, was bedeuten dürfte, dass auch der Rest der Geschichte, zumindest aus geografischer Sicht, stimmen könnte.«
Mir fiel plötzlich auf, dass ich den Professor soeben mit seinem Vornamen angesprochen hatte. Das war zuvor noch nie vorgekommen. Sicher lag es an den Umständen. Normalerweise sahen wir uns nur im Labor oder sonst wo innerhalb der Forschungseinrichtung. Ich beobachtete ihn, um herauszufinden, ob es ihm ebenfalls aufgefallen war. Aber er wühlte bloß konzentriert in seiner Tasche herum.
»Können Sie die Tickets verwahren?«, fragte er nun, ohne aufzublicken. »Ich fürchte, bei mir ist das Chaos ausgebrochen.«
»Sicher. Wir sollten nun auch so langsam ins Hotel zurückgehen. Es wird bereits dunkel und wer weiß, was hier heute Abend wieder los sein wird.«
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich schweren Herzens von Mary. Wir hielten uns lange im Arm und erst als der Zug praktisch schon losfuhr, stiegen der Professor und ich ein. Glücklicherweise stellte sie keine Fragen bezüglich unserer gemeinsamen Abreise.
Den größten Teil der Fahrt redeten wir nicht viel. Da wir uns nicht alleine im Abteil befanden, war jegliche Unterhaltung über das Projekt ohnehin unmöglich. So versank jeder von uns in seinen eigenen Gedanken, bis wir in Texarkana hielten und uns ein wenig die Beine vertreten konnten.
»Glauben Sie, wir erwischen ihn noch, bevor er sich auf den Weg zum Versteck macht?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht. Aber schließlich muss auch er ein paar Dinge besorgen, bevor er loszieht. Ich bin also ganz zuversichtlich«, erwiderte Professor Tyssot.
»Haben Sie Angst, ihm zu begegnen? Ich meine, wir wissen ja nicht, ob es wirklich ungefährlich ist. Sie sind ein direkter Nachfahre. Was, wenn sich durch Ihr Treffen etwas verändern sollte? Eventuell bringen Sie Ihre eigene Existenz damit in Gefahr.«
»Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen, Leana. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass Ihre Anwesenheit in dieser Zeit dann ähnliche Auswirkungen haben würde. Und wie sagt man? Wer nicht wagt …«
Ich wusste, dass er log. Er hatte im Vorfeld vehement darauf bestanden, dass ich ohne ihn diese Zeitreise unternehmen sollte. Ich vermutete, dass er mich oder vielleicht auch bloß sich selbst mit diesen Worten beruhigen wollte. Letztendlich konnte ich ihm nur recht geben. Wir waren nun einmal hier. Beide. Ob er nur anwesend oder in ein und demselben Raum mit Tyson sein würde, machte wohl kaum einen Unterschied.
Ich dachte an zu Hause. Die Ereignisse der letzten Wochen und mein immer noch leicht angeschwollenes Gesicht ließen mich wehleidig an meine kleine, aber hervorragend geschnittene Zwei-Zimmer-Wohnung denken. Fließend heißes Wasser, wann immer man wollte. Ein Kühlschrank. Mein bevorzugter 24-Stunden-Lieferservice. Was gäbe ich dafür, meine schmerzenden Glieder in eine warme Decke gehüllt auf dem Sofa zu parken und eine Portion Bhedu Korma zu verschlingen? All diese Dinge machten es mir schwer, mich in die derzeitige Situation einzufügen. Am liebsten hätte ich eine Woche Pause eingelegt.
»Ich fürchte, wir müssen wieder einsteigen«, informierte mich der Professor.
Ich gähnte ausgiebig, sah mich noch einmal um und dann saßen wir auch schon wieder in unserem stickigen Abteil.
Irgendwann, als ich es auf meinem unbequemen Sitz nicht mehr aushielt, machte ich einen kleinen Gang durch die Waggons. Vor den Fenstern des Ganges rauschte erneut eine einzigartige Landschaft vorbei. In diesem Bundesstaat gab es wirklich
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