Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
seine paar Habseligkeiten zusammenpackte, versuchte ich, meine Haare zu bändigen. Ich platzierte meinen kleinen Handspiegel auf einem abgestorbenen Baumstumpf und betrachtete mich darin. Ein paar Haarspangen waren in der Nacht verrutscht und ich entfernte sie vorsichtig. Normalerweise gab ich quietschende Geräusche von mir, wenn es beim Herausziehen der einzelnen Spangen ziepte. Doch unter diesen Umständen unterdrückte ich den Drang und biss mir auf die Lippen. Als die Haare von den Klemmen befreit waren, fuhr ich mir mit den Fingern durchs Haar und versuchte, einige der wolligen Knoten zu entwirren. Mein Unterfangen blieb relativ erfolglos und ich befestigte die einzelnen Strähnen wieder, so gut es ging mit den Folter-Spangen. Als ich meinen Spiegel wieder in meiner Tasche verstaut hatte, war auch Jim Tyson endlich zum Aufbruch bereit.
Wir blieben, in angemessenem Abstand, an ihm dran und waren äußerst gespannt, wohin die Reise wohl gehen mochte. Schließlich gelangten wir an einen kleinen, in Schlangenlinien verlaufenden Fluss, welcher wenige Minuten später in einen größeren, bedenklich wilden Fluss mündete. Die Stromschnellen sprudelten an mehreren Stellen unberechenbar vor sich hin. Ich dachte an Kevin Bacon und Meryl Streep, wie sie in dem Film "Am wilden Fluss" um ihr Leben paddelten. Wieder musste ich feststellen, dass ich keinerlei Interesse an solchen Naturexpeditionen hatte. Hoffentlich konnten wir bald zurück in die herrliche Geborgenheit unserer Hotelzimmer. Es dauerte eine Ewigkeit, bis Tyson endlich Halt machte, um sich mehrmals in alle Richtungen umzusehen. Einerseits empfand ich diese plötzliche Vorsicht als merkwürdig. Er war tief in das Land, rund um den Lake Maurepas, eingedrungen. Unwahrscheinlich, dass hier noch jemand außer ihm selbst wäre. Andererseits waren wir ebenfalls hier und beobachteten ihn. Glücklicherweise war das Areal mit einigen Baumgrüppchen gespickt, sodass der Professor und ich in Deckung gehen konnten. Tyson legte derweil seine Tasche und den Rest seiner Ausrüstung ab und begann sich auszuziehen.
»Was zum Teufel macht er da?«, wisperte ich.
»Ich habe keine Ahnung. Will er etwa in dieses tosende Wasser steigen?«, mutmaßte der Professor.
Offensichtlich hatte er genau das vor, denn bis auf seine baumwollene Unterwäsche hatte Tyson sich inzwischen aller Klamotten entledigt und wühlte nun wieder in seiner Tasche herum. Schließlich beförderte er einen Gegenstand zutage und hielt ihn eine Zeit lang beinahe liebevoll in den Händen.
»Ist es das?«, hauchte ich.
»Ich kann es nicht erkennen. Doch, das muss es sein! Sehen sie, wie fasziniert er den Gegenstand betrachtet. Ja, das muss es sein«, entgegnete Tyssot aufgeregt.
Tyson band nun eine Schlinge um das undefinierbare Ding und befestigte das andere Ende an seinem Handgelenk. Dann schritt er eilig in Richtung Flussufer und stieg dann, ohne auch nur einen Moment zu zögern, in das unruhige Wasser. Zunächst konnte er der starken Strömung problemlos widerstehen, doch je tiefer der Fluss wurde, desto weniger gelang es ihm, sich aufrecht zu halten. Für uns wurde es immer schwieriger, ihn im Auge zu behalten, da am Ufer einige Bäume und Büsche waren, die uns die Sicht erschwerten. Fast erschien es uns, als wäre er so gut wie tot, als Tyson endlich auf einen großen Fels in der Mitte des Flusses stieß und sich mit aller Kraft daran festhielt. Eine Weile rüttelte er an der Leine, welche an seinem Arm befestigt war und werkelte dann, offenbar unter größter körperlicher Anstrengung, an der Rückseite des Felsens herum.
»Zu dumm!«, rief der Professor aus, »von hier aus kann man so gut wie nichts erkennen.«
»Aber wir können nicht noch näher ran«, erwiderte ich vorsichtig. »Er würde uns entdecken. Das könnte alles verändern. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass sie nie geboren werden.«
»Ja, schon klar«, brummte Tyssot.
In diesem Moment hatte sich Jim auf den gefährlichen Rückweg gemacht und wir duckten uns schnell hinter einen Strauch. Er wurde mehrere Male von der Strömung erfasst und trieb ein ganzes Stück Fluss aufwärts, konnte sich aber jedes Mal wieder fangen und dem rettenden Ufer näher kommen.
»Gott! Wenn der Kerl nicht etwas vorsichtiger ist, fürchte ich bald wirklich um meine Existenz!«, bemerkte Professor Tyssot beunruhigt. Ich konnte seine Aufregung gut nachvollziehen. Allerdings war die Existenz des Professors, zumindest ohne unser aktives
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