Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
seinen Rumpf, bis die blankpolierte Haut im Fackelschein glänzte. Cheftu ließ sich am Rande des Beckens nieder und zog Chloe an sich. Sein Gesicht in ihrer Halsbeuge verborgen, hielt er sie fest.
Sie lehnte sich gegen seinen Leib, bis sie jeden Zentimeter seiner vom Wasser aufgeweichten Haut spürte, vom Spann seines Fußes aufwärts über seine kräftigen Schenkel bis zu seinem flachen Bauch und den festen Armmuskeln. Sie spürte seinen gleichmäßigen Herzschlag und fuhr mit den Fingern durch sein dunkles, nasses Haar.
»Ich liebe dich«, flüsterte sie ihm leise ins Ohr.
Als Antwort drückten seine Arme sie fester an seinen Körper.
»Damit gibst du mir Luft zum Atmen, Chloe«, murmelte er.
Seine Arme entspannten sich, und gleich darauf ging sein Atem tief und regelmäßig. Chloe löste sich von ihm; er war eingeschlafen. Sie stieg aus dem Becken und tippte dann Cheftu auf die Schulter, wodurch sie ihn lang genug wach machte, daß er ihr ins Schlafzimmer folgte. Dort reichte sie ihm ein Gewand und schnappte sich eine Decke, bevor sie gemeinsam auf die Liege sanken.
Cheftu wurde durch Rufe aus dem Zimmer nebenan geweckt. Er blickte auf Chloe, die zusammengerollt wie eine Katze in den Laken schlummerte, eine Hand unter das Gesicht geschoben. Er stopfte die Decke unter ihr fest, dann ging er in den Wohnraum und schloß die dünne Tür hinter sich.
Ehuru lag auf seiner Strohmatte und versuchte, sich zu rühren. Zwei Soldaten warteten im Raum. Ein schwacher Krankheitsgeruch ging von ihnen aus, und keiner von beiden hatte wahrhaft militärische Haltung angenommen. Sie kreuzten die Arme vor der Brust, und einer ergriff das Wort: »Horus-imNest erwartet dich im Audienzsaal, Herr. Wir warten, bis du dich gewaschen und angezogen hast.«
Cheftu deutete auf die Stühle am Tisch. »Dann setzt euch bitte, bevor ihr noch umfallt. Ich würde euch Erfrischungen bringen lassen, doch die Diener sind alle krank.« Die Soldaten setzten sich, und Cheftu verschwand in seinem Bad, wo er sich wusch und sein Unterkleid anzog. Ohne Chloe aufzuwecken, richtete er sich für eine offizielle Audienz her, allerdings in Blau, um seine Trauer um die Gestorbenen zu zeigen. Nachdem er einen Ledergürtel und -kragen angelegt hatte, ging er nach nebenan, unrasiert und ohne die erforderliche Schminke. Es war ein eigenartiges Gefühl, der Welt auf diese Weise gegenüberzutreten, und ein Verstoß gegen die Etikette, doch dies war ein nationaler Notfall.
Und er würde sich zu einer nationalen Katastrophe ausweiten, wenn Thut sein Wort nicht hielt.
Während er den Wachen durch die verwahrlosten, ungefegten Säulengänge folgte, erkannte Cheftu, daß der Palast in Trümmern lag. Sie traten durch eine Seitentür in den Audienzsaal. Es erstaunte ihn, daß so viele Menschen gekommen waren, doch alle waren krank. Die offenen Wunden der vorangegangenen Plagen verheilten zwar allmählich, doch sie waren kein schöner Anblick. Niemand war rasiert, und nur die wenigsten hatten sich der ausgefeilten Toilette unterzogen, die am Hof erwartet wurde.
Thut war in Kriegskleidung, von dem blau-weißen Lederhelm bis zu den ledernen Beinschützern. Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder und vertiefte sich in eine Depesche. Cheftu verbeugte sich vor ihm und wollte sich schon zurückziehen, als Thut ihn zu sich rief. »Wie es aussieht, hat meine Tante-Mutter von meinen Taten gehört«, sagte er mit anklagender Stimme. »Neuigkeiten reisen allzu schnell.« Er sah Cheftu ein paar Sekunden wutentbrannt an, dann wedelte er ihn weg. »Doch immer noch erhoffen die Israeliten mein Wohlwollen.«
Cheftu setzte sich zu den anderen Adligen, lauschte den Berichten von verschollenen oder verletzten Bekannten und davon, wie die Plagen jeden getroffen hatten, von Hapuseneb über Nesbek bis zu den Papyrussammlern in den Sümpfen. Einige waren wütend und verlangten Vergeltung. Andere wollten die »unverschämten Apiru-Söhne Seths« töten. Wieder andere wollten die Sklaven mitsamt ihren Herden und Familien ziehen lassen, auf daß sie nie, nie wieder ins rote und schwarze Land Kemts zurückkehrten.
Der Zeremonienmeister, der am anderen Ende des Saales auf seinen Stab gestützt wartete, schlug damit auf den Boden und verkündete mit schwacher Stimme die Ankunft von Moshe und Aharon.
Die Türen flogen auf, und beide traten ein – größer, kräftiger und weitaus gesünder aussehend als alle Ägypter im Saal zusammen, fand Cheftu. Sie näherten sich Thut und deuteten eine kurze
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