Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Chloe der Atem. Überall brannte es, während der Hagel stärker vom Himmel fiel. Die Körner waren größer geworden; glühendheiße Steine von der Größe ausgewachsener Orangen prügelten auf die Bäume ein. Chloe sah die zerschundenen Kadaver wilder Hunde auf den menschenleeren Straßen liegen. Cheftu steuerte das Pferd auf den Palast zu. Sie hielten direkt vor den Toren an, und er ließ sich vorn Rücken des Tieres gleiten, um Einlaß zu verlangen. Er drückte gegen das schwere Zederntor … das einfach aufschwang. Kein Soldat hielt Wache. Chloe sprang zu Boden, das Pferd bäumte sich auf und schlug mit den Hufen aus, dann ergriff es unter dem bleiernen Himmel die Flucht.
Chloe und Cheftu liefen auf den überdachten Gang zu. Sobald sie das schützende Dach erreicht hatten, warf sie einen Blick auf die plötzlich fremd gewordene Welt.
Die Hagelkörner waren nun noch größer: Chloe zweifelte nicht daran, daß es inzwischen einem Todesurteil gleichkam, wenn man getroffen wurde. Ihr fiel auch auf, daß beim Auftreffen der Hagelkörner kleine Flammenblitze über den Boden züngelten, die sich trotz der Luftfeuchtigkeit zu Grasbränden ausbreiteten. Sie schauderte, und Cheftu zog sie an seinen Körper.
Ohne daß ihnen jemand in den Weg getreten wäre, marschierten sie durch die verlassenen Gänge und Säulengalerien des Prinzenpalastes. Als sie vor dem Audienzsaal standen, konnten sie von drinnen Stimmen hören. Cheftu bedeutete ihr stehenzubleiben, und so lauschten sie schamlos der Unterhaltung.
»Ich kann nicht anders!« donnerte eine Stimme, die Chloe als jene von Thutmosis erkannte. »Allein in Avaris sind über hundert Menschen gestorben! Du mußt ihn herbeirufen! Ich habe keine andere Wahl!« Die Worte seines Gegenübers waren nicht zu hören, der kaum verhohlene Hohn in seiner Stimme dagegen nur zu gut. Thut schnitt ihm das Wort ab. »Genug! Ich habe gesprochen!«
Sie warteten einen Moment, doch niemand kam durch die hohen Türen heraus, auch sonst war nichts weiter zu hören.
Cheftu zog die Schultern zurück, trat vor und stieß die Türflügel auf.
Thut wirbelte herum und nahm ihr Erscheinen mit einer hochgezogenen Braue zur Kenntnis. » Haii-aii! Die Flüchtlinge kehren zurück.« Er marschierte weiter auf und ab. Eine angenehme Überraschung, dachte Chloe, die mit Tod oder Gefängnis gerechnet hatte.
Cheftu kreuzte ehrerbietig den Arm vor der Brust. »Schon wieder eine Plage, Prinz?« fragte er ruhig.
Thut sah ihn unter zusammengezogenen Brauen an. »Ganz recht, Magus. Hast du irgendeinen Rat für das Ägypten, das du verraten hast?« Seine Stimme klang kalt, und seine Bewegungen waren abgehackt.
»Jawohl, Prinz. Der Gott, gegen den du kämpfst, wird gewinnen.«
Thut blieb wie angewurzelt stehen und sah Cheftu an. »Bist du zu ihrem Glauben übergetreten, daß du das so überzeugt vorbringst? Oder hast du gemeinsam mit meiner Tante-Mutter diesen Plan ersonnen, um meinen Anspruch auf den Thron zu untergraben?«
»Keines von beiden, Prinz. Dafür aber habe ich –«, Cheftu rang kurz um die richtigen Worte, »in die Zukunft gesehen.
Wenn du weiter so hartherzig bleibst, dann wirst du darin keinen Platz mehr haben.«
Argwöhnisch kam Thut auf ihn zu. »Du meinst also, Horusim-Nest sollte einen unbedeutenden Gott, der weder einen Tempel noch einen Schatz, noch Priester hat, um Gnade anflehen?«
Cheftu sah ihm fest in die Augen. »Es ist ein allmächtiger Gott, dem die Weite und Breite der Zeit als Tempel dient und dessen Schätze alle nur vorstellbaren Reichtümer umfassen.
Eines Tages wird seine Priesterschaft den ganzen Erdkreis beherrschen.«
Chloe hörte die Überzeugung in Cheftus Stimme. Thut mußte sie ebenfalls gehört haben. Mit hängenden Schultern wandte er sich ab. »Ich habe bereits nach Ramoses schicken lassen.« Er trat an seinen Thron auf dem Podest. »Es sieht so aus, als sei Pharao Hatschepsut, ewig möge sie leben!, ebenfalls auf dem Weg hierher.« Er deutete auf die Stühle zu seiner Linken. »Bitte setzt euch und leistet mir Gesellschaft, während ich mit einem Schäfersklaven um das Leben Ägyptens feilsche. Sobald ich mit ihm fertig bin werde ich mich mit euch befassen. Es war klug von euch, abzuwarten, bis mein Zorn sich abgekühlt hat.« Er warf Chloe einen bitteren Blick zu.
Cheftu drehte sich kurz zu Chloe um, und sie folgte ihm zu den vergoldeten Hockern auf dem Boden zu Thuts Füßen.
Schweigend saßen sie da. Chloe sah sich in dem Raum mit den schlichten
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