Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
führen.
Cheftu ließ sich zurück in den Sand fallen. »Bei allen Göttern, Chloe! Willst du, daß ich vor meiner Zeit graue Haare kriege?« Der Kater ließ sich neben Cheftu nieder und blickte ihm ins Gesicht. »Was ist das?« krächzte Cheftu, während der Kater die Haltung einer Sphinx einnahm, wobei die ausgestreckten Pfoten in der Luft zuckten.
»Es scheint eine Art Kater zu sein, Cheftu. Er ist verletzt.«
Argwöhnisch tätschelte er das Tier und folgte dessen Bewegungen mit behutsam tastenden Fingern. »Wo ist seine Mutter?«
»Das weiß ich nicht. Wieso?«
Cheftu schrubbte sich mit beiden Händen über sein Gesicht, um endlich wach zu werden. »Weil Löwinnen es nicht so gern haben, wenn man ihre Jungen stiehlt! Wo hast du ihn gefunden?«
Chloe blickte auf das Fellbündel im Sand. »Das ist ein Löwe?«
»Ja. Aus den Bergen.« Cheftu erhob sich mühsam und zog seinen Schurz zurecht, ehe er ihre wenigen Habseligkeiten in seinen Korb packte. »Wir müssen machen, daß wir fortkommen.« Er sah sich ängstlich um. »Sonst werden wir überhaupt nicht mehr fortkommen!«
»Er ist verletzt, Cheftu! Können wir ihm nicht wenigstens den Dorn ziehen?«
Der kleine Löwe setzte sich vor Cheftu auf, der vorsichtig und mit beschwichtigenden Worten den Leib des Tieres abtastete.
»Kannst du ihm helfen?« fragte Chloe.
Cheftu zog eine Braue hoch.
»Ich habe schon Gehirnoperationen durchgeführt, also werde ich wohl auch einen Dorn entfernen können.« Er öffnete seinen Medizinkoffer und machte sich auf die Suche nach einer breiten Pinzette. Schließlich gab er sich mit einer spitzen zufrieden. »Das wird ihm gar nicht gefallen. Wickle ihn bitte in ein paar Tücher und halte ihn fest.« Er reichte ihr ein medizinisches Fett, mit dem sie die Stelle einreihen sollte, damit sich der Dorn leichter herausziehen ließ.
Trotz seiner verzweifelten Gegenwehr wickelten sie das Tier in Tücher und zogen schließlich nicht einen, sondern drei Dornen aus seiner Flanke. Das Geheul des jungen Löwen war ohrenbetäubend, und mehr als einmal bekam Chloe die spitzen Zähne zu spüren, die das Tier in verschiedene Teile ihrer Anatomie versenkte.
Cheftu wusch die Wunde mit Salzwasser aus, und beide verzogen das Gesicht angesichts der Schmerzensschreie der gepeinigten Kreatur. Dann rieb Cheftu die wunde Stelle mit Salbe ein und legte einen sauberen Verband darüber. Chloe ließ den kleinen Löwen los, und er raste los, bis er fast außer Sichtweite war … wo er begann, den Verband abzureißen.
»Ich liebe dankbare Patienten«, sagte er. Chloe lachte, wurde aber sofort wieder ernst, als Cheftu mit verzogenem Gesicht am Wasserschlauch sog. »Wir müssen heute Wasser finden.« Sie standen mühsam auf und sammelten ihre Sachen ein.
»Was meinst du, wie weit wir gekommen sind?« fragte sie.
»Nicht weit genug«, schnaubte Cheftu. »Ich weiß nicht, möglicherweise könnten sie uns nach wie vor aufspüren. Wir sind am Wasser entlanggegangen, was einen gewissen Schutz darstellen sollte, aber wir dürfen uns nicht darauf verlassen.«
Noch im Reden zog er ein Tuch aus seinem Korb und wickelte es um seinen Kopf. Chloe schaute zu, wie seine langen, schlanken Finger den Stoff aufrollten und wanden, bis er einen Turban aufhatte. Nachdem er den Rest des Stoffes über sein bronzegoldenes Gesicht gezogen hatte, waren nur noch seine bernsteingelben Augen sichtbar.
Chloe folgte seinem Beispiel; der Wind hatte aufgefrischt, und beißender Sand fuhr ihr in Augen, Nase und Mund. Er half ihr mit ihrem Gepäck und schulterte dann seinen eigenen Korb. Eine Bewegung im Himmel ließ ihn aufsehen, und er deutete landeinwärts.
»Was ist?« fragte Chloe.
»Geier.« Er blickte auf den in sicherer Entfernung hockenden kleinen Löwen. »Vielleicht hat er gar keine Mutter mehr.« Er deutete wieder in den Himmel. »Sie kreisen. Entweder speisen dort gerade Raubtiere, oder irgend etwas stirbt. Wir müssen los.«
Ein entrüstetes Jaulen ließ sie innehalten. Der Löwe spazierte von hinten um sie herum nach vorne und drehte sich dann um: Die grelle Sonne ließ die Pupillen in seinen leuchtenden Augen zu schmalen schwarzen Schlitzen schmelzen. Sein Pelz war dreckverkrustet, und sie konnten die Knochen unter dem Fleisch hervorstehen sehen, doch er stolzierte mit hoch erhobenem Schweif davon und blickte sich dann über die Schulter hinweg um wie ein Unteroffizier, der seine neuen Rekruten drillt. Cheftu und Chloe sahen einander amüsiert an und schlugen,
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