Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Opfer.«
Chloe sah Imhotep mit hochgezogener Braue an. »Wie können wir etwas bei uns tragen, wo … Moment mal.« Sie sah Cheftu an. »Die Schriftrollen.«
»Die Schriftrollen! Alemeleks Schriftrollen!« Er wollte aufstehen, doch Imhotep hielt ihn mit einer Hand zurück und gab Khaku ein Zeichen.
Ein paar angespannte Minuten später zog Cheftu die Schriftrollen aus dem Köcher und breitete sie aus. Es waren an die fünfzehn Stück, alle aus feinstem Papyrus und bedeckt mit Zeichnungen von Früchten, Bäumen und Blumen, in anderen Fällen von Dörfern oder Familien. Und von Meneptah.
Chloe mußte husten, als sie das Bild des Dorfes sah.
»Verdammt noch mal«, entfuhr es ihr auf englisch. Sie spürte Cheftus fragenden Blick, doch ihre Augen tasteten einzeln alle abgebildeten Gestalten ab. Sie rollte den Papyrus auf und entdeckte die botanischen Zeichnungen. Mit kalten, flatternden Händen sackte sie vornüber auf dem Stuhl zusammen und starrte auf die Karte.
»›Ausgrabungen in der östlichen Wüste‹«, zitierte sie. Unter Cheftus überraschtem Stirnrunzeln öffnete sie den Korb, den Khaku ebenfalls mitgebracht hatte. Sie entfernte einen falschen Boden und zog darunter mehrere Notizblöcke sowie zwei gut verpackte Schriftrollen heraus. Mit bebenden Händen breitete sie alles aus. Cheftu hatte seine Arztmiene aufgesetzt und ließ Imhotep nicht aus den Augen. Doch der Blick des Alten blieb vollkommen ruhig, während Chloe die lange Schriftrolle glättete.
Cheftu zuckte zusammen, als er sein eigenes Antlitz aus dem Papyrus blicken sah, inmitten der aus Ägypten ausziehenden Israeliten. Chloe spürte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich.
»Was ist denn?« fragte er. »Was siehst du?«
Sie schlug die Hand vors Gesicht. »Die Zukunft.«
»Was!?«
»Im Jahre 1994 wird meine Schwester, die Ägyptologie studiert, bei einer Ausgrabung mitarbeiten, bei der diese Papyri entdeckt werden. Ich habe das vom Exodus nicht wiedererkannt, weil ich nie zuvor Gesichter gezeichnet hatte.« Sie sah Cheftu an. »Bevor ich dich kannte, wußte ich einfach nicht …« Sie biß sich auf die Lippe und senkte die Lider.
»Doch an dieses Dorf und diese Früchte erinnere ich mich ganz deutlich. Der Fund war so aufsehenerregend, weil er aus der Zeit Thutmosis’ stammte, aber nicht zweidimensional war wie alle bis dahin bekannten altägyptischen Zeichnungen. Camille hat mir erzählt, es wären alles in allem etwa fünfzig Zeichnungen, aber sie hätten noch nicht alle ausgerollt.«
Cheftu und Imhotep schienen nichts mehr zu verstehen. Für vieles, was sie eben erklärt hatte, gab es keine direkte Übersetzung, doch offenbar hatten beide den Eindruck, daß sie wußte, wovon sie sprach.
»Wo hat man sie gefunden?« fragte Imhotep.
Chloe blickte auf die Karte aus Wasser und Öl. »In der östlichen Wüste vor Luxor … Waset.«
»In Hatschepsuts geheimer Kammer«, sagte Cheftu.
»Was?«
»Asst! Sie hat sie bauen lassen, damit sie und Senmut bis in alle Ewigkeit als Mann und Frau zusammenbleiben können – was einem Pharao verboten ist, allerdings nicht, wenn er es geheimhält!« Plötzlich schien sich für ihn alles aufzuklären. »Bestimmt wird man sie dort finden! Hat hat gesagt, sie hätte den Ort gewählt, weil das Land dort so öde sei. Es gibt in der Gegend überhaupt nichts!«
Imhotep blickte von einem zur anderen. »Ihr müßt sie dahin bringen«, sagte er mit einer Geste zu dem Papyrusberg hin. »Wenn ihr alle mitnehmt, sind das ungefähr vierzig Rollen. Was ist darauf dargestellt?« fragte er. »Werden Früchte und Bäume in der Zukunft so wichtig sein?«
Chloe runzelte die Stirn. Damit hatte er recht; was sollte damit bezweckt werden?
Cheftu begann, die Zeichnungen durchzuschauen.
Die Blutplage, mehrere von den verschiedenen Stadien der Heuschreckenplage, eine Straße in Avaris während des Hagels, der Hausgang voller kranker Diener, eine Wiedergabe aus der Erinnerung von dem Treffen zwischen Hat und Moses, als die Sonne sich auf Gottes Befehl hin wieder zeigte. »Das sind nur Illustrationen für die Bibel«, meinte Cheftu. »Interessant, aber kaum die komplexen Sprünge von Raum und Zeit wert, die wir durchlebt haben.«
Chloe wanderte im Zimmer auf und ab. »Richtig, nur Illustrationen. Jeder kennt die Geschichte«, meinte sie, doch dann blieb sie stehen. »Aber sie glauben nicht daran!«
Cheftu schaute zweifelnd auf. »Sie glauben nicht an die Bibel?«
»Nein. Ich auch nicht, bevor«, sie hielt inne, »vor all
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