Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
›RaEmhetepet, RaEmHetp-Re meshru mesut Hru Naur, RaEmPhamenoth, AabtPtah‹. «
Chloe krächzte, kaum fähig, ein Wort herauszubringen: »Was hast du da gesagt? Sag das noch mal!«
»RaEmhetepet, RaEmHetp-Re meshru mesut Hru Naur, RaEmPhamenoth, AabtPtah.«
»Und danach kommt …« Sie versuchte angestrengt, sich die Symbole ins Gedächtnis zu rufen, die so unverständlich gewesen waren und sie deshalb tagelang nicht losgelassen hatten. »›Tehen erta-pa-her Reat EaEmhetep EmRaHetep.‹ ›Gebet in der dreiundzwanzigsten Türe um dreiundzwanzig von RaEm.‹«
Der Alte zog die Stirn in Falten.
»Gebet in der dreiundzwanzigsten Türe? Bist du sicher?«
»Ich glaube schon«, meinte sie.
»Der Rest ist einfach«, beschied Cheftu.
»Der dreiundzwanzigste des Monats Phamenoth, der mehr oder weniger unserem Dezember entspricht.«
Imhotep schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, worauf dieser andere Satz hinweisen könnte. Ich werde in meinen Büchern nachsehen.«
Alle drei erstarrten, als aus dem vorderen Raum eine Stimme heranwehte: »Wir verlangen Obdach im Namen Thutmosis’, Pharao Ägyptens, ewig möge er leben!«
Sie verloren keine Zeit.
»Haltet euch westwärts, auf das Meer zu. Dort kommen auch Karawanen vorbei. Gebt euch als Bruder und Schwester aus« zischte Imhotep, während sie sich hastig umzogen, Essenspakete entgegennahmen und die Papyrusrollen einpackten. Khaku hielt währenddessen die Soldaten hin.
»Nehmt den Esel draußen. Vorsicht – in der letzten Woche haben wir in der Nähe Spuren einer Bergkatze entdeckt.«
Chloe lachte. Cheftu warf einen letzten Blick auf die Karte, um sie in sein perfektes Gedächtnis einzuprägen.
Imhotep drückte ihr eine Tintenpalette in die Hand. »Für weitere Zeichnungen«, sagte er. »Es sind erst vierzig Rollen. Such in deiner Erinnerung nach den übrigen.«
Innerhalb weniger Minuten waren sie reisefertig, und Imhotep schnitt einen Schlitz in die Rückwand des Zeltes, durch den sie entkommen konnten. Mit etwas Glück wären es zu wenige Soldaten, um das Zelt zu umstellen.
Mit tränenüberströmtem Gesicht verabschiedete sich Imhotep. »Möge euer Gott euch führen und beschützen.«
Dann waren sie fort, schlichen von Schatten zu Schatten, suchten sich einen Weg bis ans andere Ende der Oase. Sie bewegten sich durch die Tageshitze, in der der Wind im Wadi sie wenigstens etwas kühlte. Imhotep hatte sie gewarnt, daß die Zeit der Überschwemmungen gekommen war, deshalb hielten sie sich stets am Rand des Wadis. Jedes Geräusch konnte eine riesige Wasserwoge ankündigen, die sie unvermittelt unter sich begraben würde.
»Wieso sollen wir uns als Bruder und Schwester ausgeben?« fragte Chloe im Atmu.
Cheftu seufzte; er ritt zwar auf dem Esel, um sein Bein zu entlasten, doch er war immer noch geschwächt. »Zu unserem Schutz. Als dein Bruder kann ich Rache fordern, wenn dir jemand etwas antut. Entweder wurde dadurch dem Ansehen oder der Zukunft meiner Familie Schaden zugefügt, oder man hat meine Ahnen beleidigt.« Er stöhnte und rutschte auf dem grauen Tier herum. »Bin ich dein Ehemann, wird man mir bedauerlicherweise nur zu nahe treten. Ich habe kein weiteres Anrecht auf dich.«
»Es ist also besser, wenn du mein Bruder und nicht mein Ehemann bist?«
»Absolument.«
»Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Wieso nicht?« fragte Cheftu. »Trägt dein Bruder nicht die Verantwortung für den Namen eurer Familie? Makab tut das.«
»Da mein einziger Bruder das schwarze Schaf in unserer Familie ist und sein Name seit Jahren tabu ist, obliegt es mir und Cammy, unseren Namen ›weiterzugeben‹. Cammy ist oder war mit ihrer Liebe zur Archäologie Mom so ähnlich, daß es nie einen Zweifel daran gab, daß sie in ihre Fußstapfen treten würde«, sagte Chloe. »Aus demselben Grund bin ich, wie Vater, zum Militär gegangen. Es gibt eine lange militärische Tradition bei den Bennets und Kingsleys – über Generationen hinweg. Jemand mußte unser Erbe pflegen – und Gaius kam dafür nicht in Frage –, also blieb es an mir hängen.«
»Du hast einen Bruder, der Gaius heißt?«
»Meine Mutter hat wirklich eine Schwäche für Geschichte. Wenigstens heißt er nicht Caligula.«
Er lachte kurz. »Du bist also tatsächlich eine Frau aus der Zukunft. Damit ergibt alles Sinn.«
Chloe wischte sich den Schweiß aus den Augen.
»Eine eigenwillige Art der Rebellion?«
»Es gibt so vieles, was ich von dir nicht weiß«, murmelte er, »daß ich gar nicht weiß, wo ich mit
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