Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
dem. Du etwa?«
»Natürlich. Warum sollten die Juden ihre Existenz als Volk lediglich auf einer zusammengesponnenen Geschichte begründen?« fragte Cheftu. »Es ist schon reichlich demütigend, zuzugeben, daß sie Sklaven waren, doch dann auch noch die Wüste? Daß sie so oft ungehorsam waren und dafür von Gott bestraft wurden? Wieso sollte sich jemand so etwas ausdenken?«
»Richtig.« Imhotep lachte. »Man wird nie lesen, daß die Ägypter eine Schlacht verloren hätten oder daß ein Pharao seine Pflichten nicht erfüllt hat.«
»Das ist es!« rief Chloe aus. »Es gibt keinen anderen gültigen Beweis für die Existenz Israels oder das Passahfest oder auch dafür, wer damals Pharao war! Sogar meine Schwester glaubt, daß es, wenn überhaupt, Ramses der Große gewesen sein muß. Dies ist der Beweis! Nüchterne, harte Fakten auf dem Papier aus der richtigen geschichtlichen Periode.« Sie setzte sich und blätterte hastig in den Zeichnungen. Eine ganze Reihe davon hatte Alemelek in ägyptischer Manier gefertigt – und auf einer davon war tatsächlich Ramoses’ Geschichte dargestellt! Mit zitternder Hand reichte sie Cheftu und Imhotep den Papyrus, die sich gemeinsam darüber beugten und ihn eilig durchlasen.
Chloe setzte sich. Das war verdammt noch mal unglaublich!
Sie begann zu zittern. Sie waren dafür verantwortlich, daß die Rollen in das Grab gelangten. Um danach in ihr eigenes Leben zurückzukehren? Jetzt, nachdem das Rätsel gelöst war, wurde es still im Raum.
Cheftu lachte verwundert. »Und Alemelek hatte sich so davor gefürchtet, daß Gott keine Verwendung für ihn haben könnte. Er hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil er geheiratet und keine Beichte abgelegt hatte. Als er starb, wäre ich vor Schreck fast gestorben, als ich ihn lateinisch beten hörte. Wir haben kaum ein Wort miteinander gewechselt, er war todkrank. Er hat mich gebeten, ihm die Letzte Ölung zu geben, und ich habe seine Bitte erfüllt wenn auch kläglich. Dann ließ er mich bei der Hostie schwören daß ich ihm ein christliches Begräbnis zukommen lassen würde.«
»Und hast du?«
»Ja. In der Nacht vor unserer Abreise aus Waset. Meneptah und ich haben seinen Leichnam gegen einen anderen ausgetauscht, und ich habe ein Ankh zerbrochen, um ein Kreuz zu machen.«
»Wo hast du ihn begraben?«
»In den Höhlen hinter der Stadt der Toten.«
Chloe lachte. »Das wird den Ägyptologen ganz schön zu knabbern geben!«
»Kinder!« mischte sich Imhotep streng ein, »jetzt, wo ihr eure Aufgabe kennt, verlangt euer Schicksal, erfüllt zu werden. Bald. Ich habe falsche Spuren gelegt, doch die Stimme warnt mich, daß ich euch dadurch nicht soviel Zeit verschafft habe wie erhofft. Ihr müßt bald weiterziehen.« Er blickte kurz auf Cheftus Bein. »Kann ich euch dabei noch irgendwie eine Hilfe sein?«
»Mit Wasser, Nahrung, Kleidung«, antwortete Cheftu. »Wie lautete der zweite Teil der … dessen, was du gehört hast? Wie kommen wir zurück, und worin besteht die Forderung, das Opfer?«
»Ich weiß nicht, wie ihr hierher gelangt seid. Offenbar war das notwendig für eure Welt. Zu meinem Bedauern vermag ich euch nicht zu sagen, wie ihr zurückkehren könnt.«
»Der Mann, den du damals ›verschwinden‹ sahst, der so bleich war … wo genau im Tempel war er?« fragte Chloe.
Imhotep kniff die Lippen zusammen. »Ich werde darüber nachdenken und euch eine Karte zeichnen. Ich werde außerdem«, er schauderte, »jedem von euch ein Horoskop legen. Sagt mir eure Geburtsdaten.«
»Dreiundzwanzigster Dezember neunzehnhundertsiebzig«, antwortete Chloe wie aus der Pistole geschossen. Sie rechnete kurz nach. »Also von jetzt an gerechnet in dreitausendvierhunderteinundzwanzig Jahren.« Die Hand des Alten kam zum Erliegen, als er das Datum aufschreiben wollte.
Cheftu war blaß geworden. »Dreiundzwanzigster Dezember siebzehnhundertneunzig«, flüsterte er.
Der Alte ließ das Ried fallen und starrte sie an. »Wann?« hauchte er. »Zu welcher Stunde?«
»Dreiundzwanzig Minuten nach dreiundzwanzig Uhr«, antwortete Chloe und begann beim Klang ihrer eigenen Stimme zu frieren. Als sie begriff, daß sie auf englisch geantwortet hatte, übersetzte sie die Uhrzeit ins Ägyptische, doch Cheftu hatte sie bereits verstanden.
»Das ist genau meine Geburtszeit«, erklärte er.
»Ihr seid beide im Haus RaEmheteps geboren«, sagte der Alte. »Der unglückseligste Geburtstag in unserem ganzen Jahr. Auf dem Türsturz in jenem Raum stand geschrieben:
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