Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
reklamieren. Das beste Werk würde überleben; das wußte sie bereits.
Camille – sie kam ihr inzwischen wie ein Traum vor. Chloe konnte sich nicht einmal mehr an eine einzige Schlagzeile, einen einzigen Werbespruch erinnern, sie wußte nicht mehr, wie man von ihrem Haus zum Einkaufszentrum kam oder was genau ein Einkaufszentrum eigentlich war. Stück für Stück war das zwanzigste Jahrhundert in ihrer Erinnerung verblaßt, so sehr, daß sie nach ihrer Heimkehr – wer vermochte das schon zu sagen?
Hatte RaEm mit ihr Platz getauscht? Das schien ihr wahrscheinlich. Cheftu hatte etwas Ähnliches von seiner »Verschmelzung« mit einem anderen Menschen erzählt. Wenn RaEm mit ihr getauscht hatte, was hatte sie dann mit Chloes Leben angestellt?
»Es ist ganz in der Nähe«, knurrte Cheftu frustriert und blickte über das Meer aus silbernem Sand, das sie umgab. »Ich kann die Position nicht genau bestimmen, aber wir sind da, südöstlich von Waset in Richtung Meer.«
Unvermittelt zurück in die Gegenwart gerissen, schaute Chloe sich um. »Hat Hatschepsut erwähnt, welches Zeichen auf ihr Grab hindeuten soll?«
»Nein. Sie hat nur ein einziges Mal von dem Ort gesprochen. Ich hätte nie gedacht, daß ich hierher kommen würde, deshalb habe ich mir keine Wegbeschreibung geben lassen!« Er war angespannt und sarkastisch, doch das war sie auch.
»Du brauchst deine Wut nicht an mir auszulassen. Wir müssen einfach so denken wie Hatschepsut. Hat sie sich gut genug in der Wüste ausgekannt, um anhand der Sterne ihre Position zu bestimmen?«
Cheftu schnaubte. »Nein.«
»Also muß es irgend etwas geben. Einen Xenotaph, einen Obelisken, irgendwas.« Sie begann herumzugehen.
Cheftu kickte Sand über seine Zeichnung und gesellte sich zu ihr. Er berührte sie ganz leicht am Arm. »Ich muß mich für meinen Wutausbruch entschuldigen. Ich habe einfach nur das Gefühl, daß wir alle Mühen völlig umsonst auf uns genommen haben.«
»Wir sind eben erst hier angekommen«, sagte Chloe. »Laß uns etwas schlafen, und morgen sehen wir dann weiter.«
»Gibst du mir einen Kuß darauf?« fragte er und zog ihren Kopf zurück. Er sah ihr müde lächelnd ins Gesicht. Dann verlor seine Miene jede Ironie und in seinen Augen glomm Liebe auf. »Am liebsten würde ich mit aller Gewalt Abstand von dir halten«, raunte er. »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, von dir getrennt zu werden.« Er schluckte und blickte auf ihre Lippen. »Doch wenn wir für alle Zeit getrennt werden sollen, dann möchte ich wenigstens jetzt leben.«
Chloe fuhr die Züge seines Gesichts nach und hielt unwillkürlich die Luft an, als er sehnsüchtig die Augen schloß. Er zog sie an sich, bis sie den Körper unter seinem Schurz spürte und die Erde und Sonne in seiner Haut roch. Er packte ihre Hand und hielt sie fest. »Habe ich dir je gesagt, wie schön ich dich finde?«
»Nie«, behauptete Chloe. »Das hast du mir nie gesagt.« »Was für ein Narr ich war.« Die Finger, die er über ihr Gesicht führte, zitterten, und seine Stimme klang plötzlich belegt. »Ich glaube, die Schönheit deines Ka übertrifft die Perfektion deines Gesichts und deiner Gestalt bei weitem. Ich liebe es, wie du die Schultern durchstreckst, bevor du dich einer Aufgabe stellst. Dein Mut überwiegt bei weitem die Weichheit deiner Haut und den sanften Klang deiner Stimme; als sie dich hinter dem Streitwagen herlaufen ließen, habe ich tagelang geweint, auch wenn ich keine Tränen hatte.
Die Nächte, in denen du mit einem Messer an deiner Kehle schlafen mußtest, ohne daß du dich je wirklich davon hättest einschüchtern lassen.«
Er blickte zum Himmel auf und sprach zu dem unbekannten Gott, an den er glaubte.
»Ich danke dir für diese Frau! Ihr Geist hält mich, ihr Herz heilt mich! Danke, daß du sie mir gegeben hast, selbst wenn es nur für kurze Zeit sein soll.«
Er räusperte sich, drückte sie wieder an seine Brust und fuhr, eingetaucht in diesig-silbriges Licht, mit den Händen ihren Rücken auf und ab.
»Bitte vergib mir, daß ich auch nur einen kostbaren Augenblick vergeudet habe«, flüsterte er in ihre Schulter.
Er hielt sie von sich weg, blickte in ihr Gesicht, und dann sprudelten die Worte nur so aus seinem Mund. »Je t’aime, Chloe. Du hast mir so gefehlt. Du bist meine Gefährtin.« Er küßte ihre Hände, und sie spürte verwundert Nässe auf seinem Gesicht.
»Du erregst meinen Körper, meinen Geist regst du an. Aus deinen Augen leuchten ein Leben und eine
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