Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Eminenz.«
»Sie wirkt verstört und verwirrt. Mir ist berichtet worden, daß sie nicht einmal ihren eigenen Bruder erkannt hat, ebenso wie ihre Dienerin, die ihr schon seit der Kinderzeit dient, oder den edlen Herrn Nesbek, ihren Verlobten. Sie scheint die einfachsten Dinge des Alltags vergessen zu haben. Es ist höchst eigenartig.«
Cheftu beruhigte sich ein wenig. »Das hat wenig zu besagen, Eminenz. Auf meinen Reisen habe ich Menschen gesehen, die einen Schlag auf den Kopf bekommen hatten und sich weder an ihren Namen noch an ihr Herkunftsland erinnern konnten, geschweige denn an das von jemand anderem. Zu gegebener Zeit wird ihr alles wieder einfallen. Hat man die Herrin untersucht?«
»Auch ich habe schon von der Erinnerungskrankheit gehört«, erwiderte Hapuseneb mit einem finsteren Lächeln. »Aber ich habe noch nie gehört, daß sich dabei die Augenfarbe eines Menschen verändert hätte.«
Cheftu schnürte es die Kehle zu. War das ein Trick? Ganz ruhig wiederholte er: »Ihre Augenfarbe?«
Hapuseneb beugte sich vor und stützte die Unterarme auf die Knie. »Ich nehme doch an, du bist mit dem Anblick der Herrin RaEmhetepet vertraut?«
Cheftu wurde ein wenig rot, antwortete aber: »Ja.«
»Dann weißt du auch, daß ihre Augen von einem sehr dunklen Braun sind oder waren.«
»Jawohl.«
»Nun, das sind sie nicht mehr. Sie sind grün wie Malachit aus Kanaan.«
»Ich verstehe.«
Pharao mischte sich ein. »Du wirst es in Kürze mit eigenen Augen sehen, mein Günstling. Du mußt zu der Priesterin gehen, sie untersuchen und nach einer Erklärung fahnden. Es ist keine große Sache, gleichgültig ob ihre Leiden allein physischer Natur sind oder ob ihr auch Khefts ausgetrieben werden müssen, du kannst sie heilen.«
»Dämonen? Meine Majestät …«
»Ich weiß, daß es eine unangenehme Aufgabe ist angesichts eurer ehemaligen Verbindung, doch da sie wieder verlobt ist, wird es sich um einfache Ursachenforschung handeln. Makab ist ebenfalls auf Besuch hier.«
Cheftu neigte gehorsam den Kopf. Er hatte keine Wahl. Das gehörte zu den Freuden, wenn man Lieblingsseher des Königs war. Andererseits freute er sich, Makab wiederzusehen. Es war so viele Überschwemmungen her. Er nahm an, daß er damit entlassen war, und wich rückwärts zur Tür zurück. Niemand kehrte Pharao, ewig möge sie leben!, den Rücken zu. »Cheftu!« rief Hat ihn zurück.
»Meine Majestät?«
»Verkünden die Vorzeichen irgend etwas Ungewöhnliches, mein Seher?«
Cheftu überlegte kurz.
»Im Schicksal von Kallistae im Großen Grün wird sich bald eine uralte Prophezeiung erfüllen.«
»Bei den Keftiu? Denselben, die hier in Waset und Avaris Handel treiben? Was für eine Prophezeiung ist das?«
»Das Imperium von Aztlan wäre seit dem Chaos schon zweimal um Haaresbreite vernichtet worden, Meine Majestät. Diesmal wird die Zerstörung allumfassend sein. Ich fürchte, das wird Auswirkungen nicht nur auf das Große Grün, sondern selbst auf Ägypten haben. Vielleicht sind dies die ungewöhnlichen Omen, von denen du sprichst?«
Hatschepsut sah ihn einen Moment lang an, dann schoß ihr Blick zu Hapuseneb hinüber. »Keine wundersamen Geburten?«
»Geburten, Meine Majestät?« Cheftu sah sie verdutzt an. »Keine, die vorhergesagt werden.« Sein Blick senkte sich auf Hats verhüllten Bauch und dann auf den Boden. Sie lachte fröhlich.
»Hast du dich noch nie geirrt, seit ich dich zum Verkünder der Zukunft ernannt habe?«
»Dank der Gnade der Götter habe ich immer recht behalten, Meine Majestät.«
Ein heimliches und triumphierendes Lächeln spielte um Hats breiten Mund. »Gut so, mein Günstling. Ich bin sicher, dein Unterfangen ist mit Gottes Scharfblick und Weisheit gesegnet.«
Nachdem er nun endgültig und wahrhaftig entlassen war, kreuzte Cheftu gehorsam den Arm vor der Brust und zog sich zurück. Sobald er im Freien war, schlang er seinen Amtsumhang fester um sich, um die kühle Nachtluft abzuschirmen. Er sprang auf seinen Streitwagen, griff nach den Zügeln und fuhr über die von Sykomoren überschattete Straße zu seinem Haus, laut fluchend und ohne auch nur ein einziges Mal an die Priesterin zu denken.
Chloe wurde geweckt und in ihr Bad gebracht, wo sie, nachdem sie gebadet, abgeschrubbt, rasiert und massiert worden war, in ein langes weißes Tuch gehüllt und vor einen Schminktisch gesetzt wurde. Als man ihr Sandalen brachte, begriff Chloe, daß sie ein Kleid und keinen Morgenmantel trug.
Was war mit Unterwäsche?
Weil
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