Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Hats Zorn derart zugezogen hatte?
»Ich wünsche, daß die edle Dame so schnell wie möglich von ihren Bürden … entbunden wird«, erklärte Hat mit durchdringender, beißender Stimme, dann lachte sie.
Chloe wich rückwärts zurück, mit glühendem Gesicht und sich überschlagenden Gedanken. Hastig eilte sie durch die Hallen, kletterte in ihre Reisesänfte und zog die Vorhänge fest zu. Basha konnte allein heimfinden.
Sie atmete mehrmals tief durch, um wieder zur Ruhe zu kommen. Ihr blieb kaum eine Wahl.
Trotz all ihrer Anstrengungen sah es nicht so aus, als würde sie bald wieder in ihre Zeit zurückkehren können, deshalb würde sie sich hier zurechtfinden müssen, bis sie einen Weg zurück gefunden hatte. Das Leben hier wäre gar nicht so unerträglich, wenn sie nur wüßte, womit sie zu rechnen hatte. Wahrscheinlich würde Cammy von ihrer Erfahrung profitieren. Für Camille mußte sie sich alle Details einprägen.
Kaum daß sie wieder in Karnak eingetroffen war, eilte sie in ihr Zimmer und warf sich in einem Anfall von Verzweiflung auf ihr Bett.
»Was haben wir nur getan, daß Meine Majestät, ewig möge sie leben!, uns aus ihrem Hof verweist und uns bei dem Thronfolger wohnen läßt?«
Chloe wälzte sich herum und sah Cheftu an ihrer Frisierkommode sitzen. Das Licht brach sich in seinem juwelenbesetzten Kragen, in den Edelsteinen auf seinen Sandalen und in seinen Ringen. Sein ungezwungenes Gesicht war angespannt, sein safrangelber Blick herablassend.
»Du verstehst doch, oder nicht? Die Goldene verdächtigt dich, dein Gelübde gebrochen zu haben«, erläuterte er mit samtiger Stimme. Er ging auf sie zu, und aus seinem ganzen Körper sprach Verachtung. »Hat sie recht?«
Da Chloe nicht wußte, auf welchen Abschnitt ihres langen Gelübdes er anspielte, zuckte sie mit den Achseln und zwang sich, ruhig zu bleiben. Was hatte sie getan?
Cheftu setzte sich neben ihr auf die Liege und packte sie grob an den Schultern. »Nimm das hier nicht auf die leichte Schulter, mein Mondschein; dein Gelübde zu brechen ist gefährlich, manchmal sogar lebensgefährlich. Ich weiß, wie schnell du deine Beine spreizt, wenn du der Göttin nicht dienst. Vielleicht hast du dich in der Zeit vertan?«
Sein Sarkasmus ergoß sich wie saurer Regen über Chloes blankliegende Nerven.
Cheftu begann sich zu ereifern, seine Stimme klang verärgert und frustriert zugleich: »Also was ist, ja oder nein?«
Sie sah ihn an, plötzlich erschöpft und noch verwirrter. Was zum Teufel war jetzt schon wieder los?
Seine Stimme wurde lauter und skeptischer. »Wie kannst du nicht wissen, ob du in dieser Jahreszeit mit einem Mann zusammen warst? Ob sein Samen in dir wächst? Hat dich ein Gott oder ein Mann besucht?« Sie riß sich von ihm los, schüttelte den Kopf und hielt dann inne.
Sie hatte keinen Zugang zu irgendwelchen Informationen, die seine Anschuldigungen widerlegt oder bestätigt hätten. Chloe ließ den Kopf in die Hände sinken. Das war einfach lächerlich! Ihre Übelkeit und Müdigkeit rührten daher, daß sie nicht mehr derselbe Mensch im selben Körper war. Es waren Nebenwirkungen ihrer unglaublichen Reise durch die Zeit. Daß sie – Chloe – schwanger war, war ausgeschlossen, doch für RaEmhetepet, erkannte sie zunehmend mutlos, galt das keineswegs. Ihr Körper sackte zusammen, und sie spürte Cheftus Hand auf ihrer Schulter.
»Wenn meine Vermutung stimmt, dann sprich mit niemandem darüber«, sagte er leise. »Diese hier sollten dir helfen« Er drückte ihr ein kleines, in Papyrus gewickeltes Päckchen in die Hand. »Weißt du, wo Phaemon ist?« Er sah ihr kurz ins verständnislose Gesicht, dann stand er auf und erklärte in normaler Lautstärke: »In zwei Tagen reisen wir nach Avaris an Prinz Thutmosis’ Palast. Dort werden wir bis zum Ende der Jahreszeit bleiben.«
Wieder sah er sie fragend an, und sie sah seine goldenen Augen in der Sonne leuchten. »Leben, Gesundheit, und Wohlergehen wünsche ich dir, Priesterin.«
Er trat durch den Vorhang und war verschwunden, und Chloe blieb allein zurück, um über diese neueste Spitzkehre in ihrem früher so geordneten Leben nachzusinnen.
Die Nacht war dunkel und das Haus der Toten unverriegelt, denn ein Schloß war nicht vonnöten. Kein Ägypter würde einen so heiligen Ort entweihen. Der Mann trat lautlos aus den Schatten und winkte dem bärtigen Diener, ihm zu helfen. In dem langen, schmalen Raum lagen Reihen von Leichen, jede in einem anderen Stadium der Einbalsamierung, auf
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