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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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auf die Bittsteller. Es waren etwa zehn. Sie kamen immer rudelweise, fast wie Schakale, dachte er. Der Mann an der Spitze war groß, er überragte die meisten Ägypter um Haupteslänge, was von einer fleischreichen Ernährung kündete: nicht die übliche Apiru-Kost. Er trug Hemd und Schurz eines Ägypters, hatte aber beides mit einem israelitischen Umhang bedeckt, und er hatte einen zotteligen Israelitenbart, der einst schwarz gewesen, doch nun von weißen Strähnen durchzogen war. Seine dichten Brauen lagen wie gerade Furchen über den tiefliegenden, dunklen Augen, aus deren Abgrund große Liebe und großer Verlust sprachen. Die hinter ihnen stehenden Soldaten drückten die Apiru auf die Knie, denn nur vor dem Großen Haus warf man sich ganz zu Boden. Ernst sahen die Soldaten zu Thut hin.
    Dessen prüfender Blick lag nun auf dem Mann rechts vom Anführer. Er wirkte wie ein blasseres Spiegelbild des größeren Mannes, denn er hatte die gleiche Gesichtsform und Miene, doch ihm fehlte die entsprechende Kraft und Ausstrahlung. Zwar kam er ebenso unrasiert und abgerissen daher wie sein Begleiter, doch hatte er wenigstens den warmen braunen Blick schicklich zu Boden gesenkt. Gedankenverloren winkte Thut einem Schreiber, die Audienz zu eröffnen.
    »Wer ruft den mächtigen Horus-im-Nest an?«
    Der Begleiter erwiderte in einer angenehmen Baritonstimme: »Wir sind nur zwei der Diener Pharaos, ewig möge sie leben!, die seit den Zeiten deines vielgerühmten Großvaters Thutmosis des Ersten, möge er mit Osiris fliegen!, hier in den Zwei Ländern wohnen. Leben! Gesundheit! Wohlergehen! Wir hoffen auf die Gunst von Horus-im-Nest!«
    Der Schreiber übersetzte für Thut, der, obwohl er die Sprache der Apiru sprach, Unverständnis heuchelte, ein bisweilen kluger Schachzug. »Majestät«, flüsterte der Schreiber, »dieser Mann ist einer der Apiru-Führer. Er sitzt in ihrem Rat. Er ist ein bedeutender Mann.«
    Thut funkelte den Schreiber an. »Er ist ohne jede Bedeutung. Er ist nur ein Sklave. Da wir jedoch keine Barbaren sind, werde ich seine Bitte anhören.«
    »Er gewährt dir das Wort«, sagte der Schreiber laut.
    Der Anführer begann zu sprechen. Aber statt der ungehobelten Sätze eines Sklaven hörte Thut zwar stockendes, doch höfisches Ägyptisch. Der Apiru sprach unsicher, und seine Worte klangen leicht antiquiert, so als hätte er seit vielen Überschwemmungen kein Hochägyptisch mehr gesprochen, doch eine Übersetzung erübrigte sich. Es war fast peinlich mitanzusehen, wie der Mann um Worte rang. »Herr der Zwei Länder, auf die euer Gott Amun-Re scheint, mein Volk verehrt Elohim. Wir erbitten von dir die außergewöhnliche Gnade, drei Tage von der Arbeit befreit zu werden, damit wir ihm in der Wüste ein Fest halten.«
    Zwar war die Wortwahl so demütig, wie es seiner Bitte angemessen war, doch der Blick aus seinen dunklen Augen war es keineswegs. Die Forderung des Mannes war ein Fehdehandschuh, den er Thut vor die Füße schleuderte.
    Horus-im-Nest war verstimmt. Er schubste seinen aufgewühlten Schreiber beiseite, erhob sich und stieg die Stufen hinab, und mit jedem Schritt, den er dem Mann näher kam, wuchs sein Zorn. »Alter, du magst wie ein Höfling sprechen, doch du bist nur ein Sklave. Deine Bitte, in der Wüste deinen Gott zu treffen, findet bei mir kein Gehör. Drei Tage! Und dazu noch einen Tag für den Hinweg und einen weiteren für die Heimkehr? Das ist mehr als eine halbe Woche! Ihr habt euch wie Ungeziefer vermehrt, und ich hege nicht den geringsten Zweifel, daß ihr nicht zurückkommen werdet, wenn ihr eure Hunderttausende Stammesgenossen mit in die Wüste nehmt! Reichen euch die Götter Ägyptens nicht?« fragte Thut erbost. »Oder sind sie vielleicht zu edel, zu elegant, zu zivilisiert für euch, die ihr im Sumpf lebt, mit Schafen und Ziegen als Familie? Wenn ihr euren Gott nicht hier anbeten könnt, dann ist er es womöglich gar nicht wert, daß man ihn anbetet?«
    Ein leises Raunen lief durch die Zuhörer, und die Bittsteller erröteten, bis auf ihren Anführer, der aufrecht und vollkommen unbeeindruckt stehengeblieben war.
    »Unser Gott befiehlt dir, uns ziehen zu lassen«, verkündete er. Thut, der bereits auf dem Weg zurück zu seinem Hocker war, drehte sich um und starrte ihn an. Wußten diese Apiru nicht, daß sie abzuwarten hatten, bis er sie entließ oder ihnen erneut erlaubte zu sprechen? »Befiehlt mir?« Er traute seinen Ohren nicht. Er war der Prinzregent; Horus-im-Nest; allein

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