Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Augen und riesigen Pupillen durch den Raum taumeln und geloben, daß sie Hathors Hand der Rache sein und die Priesterschaft reinigen würde, damit Ägypten den Wüstengott der Sklaven verjagen konnte.
Dann kippte ReShera seitlich nach hinten weg wie ein Kreisel, der an Schwung verliert, und schlug der Länge nach auf den Boden, wo sie mitten im Wort verstummte. Auf einen Ellbogen gestützt, an dessen Existenz sie sich nur mit Mühe erinnerte, beobachtete Chloe die wirren, schlangengleichen Tänze dreier Priesterinnen – sieben, acht und zehn Uhr, wie Chloe glaubte, doch das war verflucht schwer zu sagen, wo alle die gleichen Sachen anhatten und überhaupt …
Sie begann, hysterisch über die drei Frauen zu lachen, die herumtapsten wie eine antike Version der drei Bären, die ineinanderliefen, gegen die Wände krachten und über ihre eigenen Füße stolperten. Sie mußte immer lauter lachen, als sie aufstand und ihnen nachtaumelte. Es war wie Autoscooter-Fähren, nur nicht so schmerzhaft, da sie nicht das geringste spürte.
Das Fackellicht fing ebenfalls an zu tanzen, das orangefarbene Flackern verblaßte zu Weiß und verwandelte sich dann in … Gene Kelly! Was hatte er im alten Ägypten zu suchen? Er sah so jung aus!
Sie machte schon den Mund auf, um ihn zu fragen, doch ehe er antworten konnte, hatte er sich bereits in ein riesiges schnauzbärtiges Comicwesen mit einem Stern im Bauchnabel verwandelt, den Starbelly Sneech von Dr. Seuss. Als sie die Hand ausstreckte, um den Bauch der Comicfigur zu berühren, wurde sie am Arm gepackt und weggezogen. Man ließ sie los, doch Starbelly war verschwunden, und vor ihr stand statt dessen ein riesiger, flammender Kohlenrost.
Sie sah sich im Raum um. Die anderen Frauen waren zusammengebrochen und lagen wie Haufen schmutziger Wäsche auf dem Boden. Chloe gähnte. Es sah wirklich gemütlich aus, darum folgte sie mit der Eleganz einer gefällten Eiche dem Beispiel der anderen.
Chloe erwachte in ihrem eigenen Zimmer. Es war immer noch dunkel, was großes Glück war, da selbst der Widerschein des Mondes auf den Leintüchern in ihren Augen stach. Das Dröhnen in ihrem Schädel verlieh dem Wort »verkatert« eine völlig neue Dimension. Äußerst behutsam, damit der Raum nicht allzu schnell rotierte, hievte sie sich aus dem Bett.
Was habe ich gestern abend nur getrunken? Die Erinnerung an den nach Kupfer riechenden Cocktail ließ sie in Richtung Bad stürzen. Unglücklicherweise war ihr eine Wand im Weg. Der Aufprall ließ Chloe einknicken und Basha schreien: »Herrin, Herrin!«
Laut stampfend wie ein Dinosaurier aus Jurassic Park kam die Sklavin auf sie zugerannt. »Ist alles in Ordnung, Herrin?« kreischte sie. Chloe preßte die Hände gegen den Kopf und lehnte sich gegen die Wand.
Ganz leise, aber sehr deutlich, flüsterte sie: »Mein Kopf explodiert gleich. Ich werde gleich sterben. Wenn du noch einen Laut von dir gibst, lasse ich dich bei lebendigem Leibe häuten.«
Basha blieb vor Schreck der Mund offenstehen.
Offensichtlich hatte das Sklavenmädchen keinen Sinn für Humor. Chloe wurde zu ihrem Nachttopf geführt, wo man sie alleine ließ.
Die Morgensonne strich über Chloes Gesicht, woraufhin sie die Decke höher zog und dem Licht den Rücken zudrehte. Verblüffenderweise ging es ihr gut, wenigstens verglichen mit letzter Nacht. Ihr fiel die gräßliche Brühe wieder ein, die Basha ihr eingeflößt hatte, doch wenigstens blieb ihr Magen dort, wo er hingehörte.
Und was gestern nacht anging – ihr sollte noch mal jemand was von Halluzinationen erzählen! Als ihr der Starbelly einfiel, mußte sie laut lachen. Ich war schon immer ein Fan von Dr. Seuss, dachte sie kichernd. Doch die anderen Erinnerungen? Das war ganz bestimmt nicht ich, vor allem würde ich Cammy bestimmt nicht zuschau…
Verflucht noch mal, begann es in Chloes Gehirn zu arbeiten. Was ist, wenn ich keine Erinnerung und keinen Traum, sondern die Zukunft gesehen habe? Wir haben darum gebeten, in die Zukunft zu schauen. Aber wieso sollte ich braune Augen haben? Die Antwort traf sie mit solcher Wucht, daß sie rückwärts auf die Liege kippte. RaEmhetepet hatte braune Augen gehabt; nun hatte sie grüne.
Was ist, wenn RaEm ihre eigenen Augen behalten hat und in meine Haut geschlüpft ist … im zwanzigsten Jahrhundert! Was würde sie mit meinem Leben anrichten?
Ist es möglich, daß diese Drogen meinen Geist so weit geöffnet haben, daß ich 3500 Jahre in die Zukunft blicken konnte? Auch wenn ich nicht
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