Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
an diese alten Götter glaube, was ich da getrunken habe, war wirklich heftiger Stoff. Ist es möglich, daß es so gewirkt hat? Was hätte es sonst sein können? Was stellt sie mit meinem Leben an? Camille hat so bekümmert ausgesehen, daß ich sie kaum wiedererkannt habe. Was war das für ein Kerl? Wieso schläft er mit RaEm? Er weiß nicht, daß sie RaEm ist. Er denkt, ich bin es! Verdammt!
Basha hatte sich verzogen, und Chloe eilte an die Truhe, um nach dem Reif zu suchen, den sie am Vorabend aufgehabt hatte. Er war nirgendwo zu finden. Wütend kramte sie in den anderen Kisten, schleuderte Schurze, Schärpen, Kragen und Sandalen in einem kunterbunten Haufen auf den glänzenden Boden. Der Reif war nicht mehr da.
Ein Klopfen riß Chloe aus ihrer Suche. Da Basha nicht bei ihr war, lief sie selbst durch das Zimmer und öffnete die Tür. Vor ihr stand Cheftu, eindrucksvoll und durchaus ansprechend in seinem schlichten Schurz, dem Kopfputz und dem FayenceKragen. Seine goldenen Augen weiteten sich für einen Moment, und Chloe meinte in seinem Mundwinkel sogar den Anflug eines Lächelns zu entdecken.
Dann verwandelte er sich wieder in Cheftu. Den verwirrenden, irritierenden, arroganten Wachhund und Oberaufpasser. Cheftu, der ihren Olivenzweig ins Feuer geworfen hatte.
»Herr?« wollte Chloe in ihrem herablassendsten »RaEm«Tonfall wissen.
Er neigte den Kopf. »Leben, Gesundheit und Wohlergehen! Der Prinz hat uns eingeladen, mit ihm in den Marschen auf die Jagd zu gehen.« Er sah an ihr vorbei ins Zimmer. »Mir war nicht klar, daß du heute morgen, ähm, indisponiert sein würdest.«
Chloe senkte den Blick. Sie trug ein kurzes Nachthemd, und das Haar stand ihr in struppigen Büscheln vom Kopf ab. Der Wunsch, Cheftus offensichtliches Vorurteil zu widerlegen, sie würde den ganzen Tag nur zetern und in Ohnmacht fallen, war übermächtig.
»Es geht mir ausgezeichnet, Herr, und ich würde sehr gern einen solchen Ausflug machen. Wenn du nur ein paar Minuten warten möchtest, dann werde ich mich umziehen und dir Gesellschaft leisten.« Sie trat zurück, um ihn hereinzulassen, und bemerkte zufrieden seine überraschte Miene, die er augenblicklich zu verbergen suchte. Nach einer Sklavin klatschend, ging sie ihm voran.
»Sieh zu, daß dem Herrn die Parfümierung serviert wird«, befahl sie, »und laß mein Bad ein.« Mit einem ihrer Meinung nach einzigartig huldvollen Lächeln ließ Chloe Cheftu auf dem zierlichen Weidenstuhl Platz nehmen, während sie in ihr Schlafzimmer eilte, entschlossen, der bereits eingeschüchterten Basha den Hals umzudrehen.
In Rekordzeit für eine ägyptische Adlige kehrte Chloe in den Wohnraum zurück. Cheftu erhob sich, von neuem überrascht.
»Herrin …?«
Chloe setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber und bat ihn, wieder Platz zu nehmen. »Auch ich muß etwas essen. Bitte leiste mir dabei Gesellschaft.« Schweigend vertilgten sie knusprige Brötchen und saftiges Obst. Lediglich die frische Milch, die Cheftu ihr anbot, wies Chloe schaudernd zurück.
Immer wieder sah er sie verstohlen an. Chloe mußte sich ein Grinsen verkneifen. RaEm war kaum jemals vor dem Mittagessen aufgestanden, das wußte sie. Sie brauchte mindestens zwei Stunden zum Anziehen. Den Rekord habe ich mit links geschlagen, dachte sie, und kaute triumphierend drauflos.
Cheftu war überrascht. Sei ehrlich, sagte er sich, du bist überrascht. Der Prinz hatte RaEms Teilnahme gewünscht, und Cheftu hatte erwidert, die Sache sei hoffnungslos, aber er würde dennoch fragen. Vorausgesetzt, sie würde nach dem gestrigen Tag überhaupt noch mit ihm sprechen. Bei der Feder, was hatte sie ihm für eine eigenartige Frage gestellt!
Als er vor ihrer Tür gestanden hatte, hatte RaEm ihm persönlich geöffnet, allem Anschein nach direkt von der Liege eines Geliebten aufgestanden, und ihn wissen lassen, daß sie mitkommen würde. Dann war sie, nur ein paar Minuten später, strahlend wie die Sonne selbst wieder ins Zimmer getreten, in einen kurzen Schurz gekleidet, der über ihren schlanken, wohlgeformten Beinen schwang, sowie ein Leinenhemd, in dem sich eine Bescheidenheit ausdrückte, wie er sie lange nicht mehr an RaEm festgestellt hatte. Eine Bescheidenheit, die er ganz eindeutig anziehend fand.
Sie beendete ihr Mahl und starrte hinaus in den Garten, die Beine übereinandergeschlagen und mit einer Sandale wippend. Sie trug keinerlei Schmuck in ihrem kurzen Haar, und abgesehen von etwas Bleiglanzpulver um ihre Augen war sie
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