Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Haut zu reiben. Während sie Chloes Schläfen massierte, dachte Chloe über die vergangenen Nächte nach. War das RaEms Stil? Die ganze Nacht durchzufeiern und bis zum Nachmittag zu schlafen? Daran mußte sie unbedingt etwas ändern, falls – nein, weil – sie schwanger war. Chloe schloß die Augen, halb in den Schlaf gewiegt von Bashas Massage.
»Es ist Monatsanfang, Herrin«, sagte Basha. Ihre Stimme klang unsicher. »Soll ich dir einen Seher rufen?«
Chloe durchforstete RaEms Erinnerung, und die Informationen, die sie zutage förderte, waren beängstigend. Wie die meisten adligen Ägypter hatte sich RaEm fast täglich ihr Horoskop werfen lassen, und wie die Stäbe fielen, bestimmte all ihre Handlungen und Entscheidungen. Doch Chloe sah auch, daß es durchaus normal gewesen war, sich während der vergangenen Monate das Horoskop nicht lesen zu lassen, da sie schließlich »nicht in der Gunst der Götter« gestanden hatte. In RaEms abfälligstem Ton erwiderte Chloe: »Natürlich, du dummes Ding. Was mußt du da noch fragen? Tu das, und zwar sofort.«
Basha lief aus dem Zimmer und hinterließ auf Chloes Rücken eine klebrige Pfütze. »Ich meinte doch nicht sofort sofort«, sagte Chloe in das leere Zimmer hinein.
Basha lief aus den Gemächern der Herrin RaEmhetepet, auf der Flucht vor dem Zorn der Herrin. Sie war so schwer zu begreifen. Die meiste Zeit war sie nett – anstrengend, weil ihr oft unwohl war, aber dankbar. Ganz im Gegensatz zu früher. Doch dann bekam sie einen ihrer Ausbrüche und verwandelte sich zurück in die verhaßte Herrin, die Basha geschlagen und mißhandelt hatte, bis sie unter den Schutz der Schwesternschaft gekommen war.
Das Mädchen blieb stehen und nahm unter einem Baum Zuflucht vor Res Hitze. Hier in Avaris war es so schwül, ganz anders als in der reinen, trockenen Hitze Wasets. Es war niemand zu sehen, und so zog Basha vorsichtig die Papyrusrolle heraus, die an ihre Herrin adressiert war. Ein Leibgardist des Großen Hauses persönlich hatte sie überbracht. Der Bote hatte lange darauf beharrt, sie der Herrin persönlich zu überreichen, und Basha hatte zu einer Lüge greifen müssen – RaEm leide an einer ansteckenden Krankheit –, um Zeit zu gewinnen. Sie mußte erst in den geheimen Tempel und die Nachricht ihrer Geliebten zeigen. Sie lächelte still in sich hinein und malte sich aus, wie zufrieden die Herrin mit ihr sein würde. Sie drückte den Rücken gegen den Baumstamm; wie würde wohl ihre Belohnung aussehen?
»Basha?«
Abrupt richtete sie sich auf, zerknüllte dabei den Papyrus in ihrer Hand und versteckte ihn hinter ihrem Rücken. Der edle Herr Cheftu! »Herr.« Sie wußte, daß ihre Stimme bebte. Er lächelte sie an und erkundigte sich nach RaEm, wobei seine hellen Augen die hinter dem Rücken versteckte Hand bemerkten. Er machte sie nervös, dieser große, zurückhaltende Mann. Ihre Geliebte meinte, ihm sei nicht zu trauen; er habe das Große Haus hintergangen.
»Was hast du da?« fragte er lächelnd. Zu spät begriff Basha, daß sie ihm nicht zugehört hatte.
»Herr?«
»Eine Süßigkeit vom Tablett deiner Herrin?« Er lächelte freundlich und trat einen Schritt näher. »Ich werde dich nicht verraten. Läßt du mich einmal beißen?«
Der Rand seines Kragens berührte ihre bloße Brust, und sie zuckte zurück. Sein Fleisch stank fremdartig und dumpf. »Keine Angst, meine Kleine, ich werde dir nichts tun.« Er war ein guter Lügner, dachte sie. Sein Blick lag fest auf ihrem, und seine Lippen bewegten sich unter seinen Lügen. ReShera meinte, Männer könnten nichts als lügen. Dann schoß seine Hand vor, packte sie am Handgelenk und zog Basha heran, so daß er den Papyrus sah.
Er las und begann, unverständliche Worte zu murmeln. Es war kein Ägyptisch. Dann stieß er sie von sich, bleich unter seiner braunen Haut. Basha wartete seine Erlaubnis gar nicht erst ab, sondern floh. Sie wußte nicht, wo der geheime Tempel lag, aber sie würde irgendwo eine Kontaktperson auftreiben. Wenn diese Botschaft sogar einen Erpa-ha erbleichen ließ, dann mußte ihre Geliebte unbedingt davon wissen.
8. KAPITEL
Chloe saß in ihrem friedvollen Garten und schaute zu, wie der Wind die blauen Lotosblüten und die fuchsienroten Bougainvillea zum Schaukeln brachte, als Basha angelaufen kam und sich vor ihr auf den Boden warf wie die Heldin in einem Melodram.
»Was ist denn?« fragte Chloe und setzte sich auf.
»Herrin, sie haben sie getötet! Sie hat gestanden, und sie haben sie
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