Timeless: Roman (German Edition)
Sexbombe, die einer MTV -Reality-Show entsprungen zu sein schien, bildeten eine Gruppe.
»Wollen wohl die Jamaikaner nachahmen«, flüsterte Caissie Michele zu und nickte in Richtung der beiden Sportskanonen, die sich ihrer Gruppe näherten.
»Was?«, fragte Michele.
»Wirst schon sehen«, erwiderte Caissie lachend.
Als ihre Gruppe an einem Tisch Platz genommen hatte, musste sich Michele auf die Unterlippe beißen, um nicht zu kichern. Die Tennisspieler saßen zu beiden Seiten der Sexbombe. Ungeniert wanderten ihre Blicke immer wieder zu ihrer Oberweite. Das Mädchen kicherte und tat so, als bemerke sie es nicht. Caissie blickte sehnsüchtig zur Tür, offensichtlich mit Fluchtgedanken. Der Einzige, der sich normal verhielt, war Ben – obwohl er aus irgendeinem Grund den Blick nicht von Michele ließ.
»Also, äh …« Ben blickte sich um. »Sollen wir nicht mal anfangen?«
»Okay«, sagte Sportskanone Nummer eins und las dann die erste der Fragen vor – mit unverkennbarem Rastafari-Akzent. »Inwiefern repräsentiert Gatsby ’n Amerikanischen Traum? Wie warn innen 1920ern die Voraussetzungen fürn amerikanischen Traum?«
Michele starrte ihn an. Doch Caissie schien die Einzige in ihrer Gruppe zu sein, die ihren blonden blauäugigen Klassenkameraden mit Rasta-Akzent genauso bizarr fand. Ihre Schultern bebten vor Lachen, als sie Micheles befremdeten Gesichtsausdruck sah.
Niemand machte Anstalten, die Frage zu beantworten. Ben ergriff erneut das Wort. »Hm, ich denke Gatsby repräsentiert die dunkle Seite davon. Er zeigt, welcher Stellenwert Geld und Macht eingeräumt wurden, und dass die Menschen sogar ihr Leben dafür ruinierten.«
»Ja, das glaube ich auch«, stimmte Michele zu, und Caissie nickte.
»Ich weiß nicht«, mischte sich die Sexbombe ein. »Gatsby wollte ja Geld und Macht nur, um Daisy zu erobern. Und das ist ja so romantisch. Wir hätten ja auch nichts dagegen, wenn ein Junge sein Leben ruinieren würde, um uns für sich zu gewinnen. Habe ich recht, Mädels?« Sie warf Michele und Caissie einen verschwörerischen Blick zu.
»O nein …«
»Gatsby warn angesagter Typ«, bemerkte Sportskanone Nummer zwei bewundernd. Er sprach genauso wie sein Kumpel.
»Da wir alle unterschiedliche Gesichtspunkte zu vertreten scheinen, sollten wir den Bogen vielleicht lieber allein ausfüllen«, schlug Caissie eilig vor.
»Yeah«, erwiderten die Möchtegern-Jamaikaner wie aus einem Mund.
»Jungs« , seufzte Caissie in Micheles Ohr und rollte mit den Augen.
Michele dachte an Philip – wie sehr er sich nicht nur von diesen Jungs unterschied, sondern auch von ihrem langweiligen Exfreund Jason zu Hause in L. A. Selbst im Vergleich zu einem so sympathischen Kerl wie Ben war Philip ein ganz anderes Kaliber. Könnte jemand wie Philip Walker in ihrer Generation überleben?
Auf der Heimfahrt von der Schule war Michele in Gedanken versunken. Bevor sie sich noch weiter auf Philip einließ, musste sie wissen, ob es sein Schicksal war, Violet zu heiraten. Und obwohl sie sich in letzter Zeit so weit wie möglich von ihren Großeltern fernhielt, wusste sie, dass sie bei ihnen die Antwort finden würde.
Als sie beim Herrenhaus angelangt war, ging sie gleich zur Bibliothek, da ihre Großeltern gewöhnlich zu dieser Tageszeit dort Karten spielten.
»Hi«, begrüßte sie die beiden und stand unbeholfen in der Tür.
Walter und Dorothy blickten überrascht auf.
»Hi, Liebes«, begrüßte Dorothy sie.
»Wie war’s in der Schule?«, fragte Walter. Die Freude darüber, dass ihr Enkelkind sie in der Bibliothek besuchte, stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
»Oh, es war okay. Genau darüber wollte ich mit euch reden. Ich arbeite … an einem Geschichtsprojekt über die Familie Windsor«, flunkerte Michele.
Walter strahlte. »Das ist ja wunderbar. Es gibt viele unglaubliche Geschichten und Menschen in unserer Familie. Da hast du eine Menge Stoff für deine Arbeit.«
Michele nahm in einem der Ledersessel Platz. »Ich wollte euch etwas Spezielles fragen. Ich habe das Gerücht gehört, dass in den 1910ern eine Violet Windsor und ein Philip Walker miteinander verheiratet waren. Stimmt das?« Während sie auf die Antwort wartete, hielt Michele den Atem an.
Walter und Dorothy blickten sich offensichtlich verwirrt an.
»Davon habe ich noch nie gehört«, erwiderte Walter. »Violet heiratete einen französischen Lord und ging nach Europa. Ganz bestimmt hat sie keinen Walker geheiratet.«
Als Michele klar wurde, was das
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