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Timeless: Roman (German Edition)

Timeless: Roman (German Edition)

Titel: Timeless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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kennen meine Mom nur als die ›Angestellte‹. Deswegen hab ich wohl alles persönlich genommen.«
    Michele seufzte. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie versöhnlich. »Weißt du, dieses ganze Getue um die oberen Zehntausend ist mir völlig neu. Ich war daran gewöhnt, mit meiner Mom in einem kleinen Bungalow zu wohnen und nie genug Geld zu haben …« Michele versagte die Stimme, denn die Erinnerung an ihr altes Leben schnürte ihr die Kehle zu.
    Caissie kaute an der Unterlippe. »Tut mir echt leid, dass ich dich falsch eingeschätzt habe. Und es tut mir so leid wegen deiner Mom.«
    »Danke. Ich glaube, ich kann dich verstehen. Ich bin erst eine Woche an der Berkshire und habe schon einen Komplex.«
    Caissie lachte, und Michele streckte ihr die Hand hin. »Frieden?«
    »Frieden«, stimmte Caissie zu und schüttelte ihr die Hand.
    »Jetzt, wo du weißt, dass ich nicht diejenige bin, für die du mich gehalten hast – hab ich da eine Chance, dass du mir die Zeitreise glaubst?«, fragte Michele erwartungsvoll. »Wie sonst kannst du dir meine Anwesenheit in deiner Küche erklären, Philips Jacke und alles andere?«
    Langsam schüttelte Caissie den Kopf. »Hör zu, meine Hauptfächer sind Naturwissenschaften, darum bin ich überhaupt an dieser Schule. Und ich glaube nur an wissenschaftlich belegbare Fakten, damit also weder an Magie noch an Zeitreisen.« Sie blickte Michele von der Seite an. »Aber es ist schon komisch. Irgendwie halte ich dich auch nicht mehr für verrückt. Vielleicht sollte ich es offenlassen, ob ich dir glaube oder nicht, bis du mir mehr Fakten liefern kannst.«
    »Okay«, sagte Michele. Ihr Blick fiel auf Caissies Wecker, der 22.30 Uhr zeigte. »O verdammt, ich muss nach Hause. Ich habe gerade meine Sperrstunde überschritten. Bitte, drück die Daumen, dass meine Großeltern noch unterwegs sind.«
    »Tu ich«, erwiderte Caissie grinsend und brachte Michele zur Tür.
    Zum Abschied fragte Michele: »Kannst du das Ganze bitte für dich behalten? Und erzähl auch Aaron nichts davon, oder sonst jemandem.«
    »Wenn ich jemandem etwas erzählen würde, würde er mich für genauso verrückt halten wie ich dich«, meinte Caissie nüchtern. »Du kannst dich also darauf verlassen, dass ich es für mich behalte.«
    »Du hast bestimmt recht. Dann bis morgen in der Schule.«
    »Bis morgen.« Caissie wollte wieder hineingehen, blieb aber plötzlich stehen und wandte sich zu Michele um. »Morgen isst du mit Aaron und mir, okay?«
    Michele grinste. »Klingt gut.«
    Am nächsten Morgen wachte Michele früh auf. Philip spukte in ihrem Kopf herum, sodass sie nicht mehr schla fen konnte. Ein Teil von ihr glaubte immer noch, dass er ein Traum war – so als würde er nur in einem parallelen Fantasieuniversum existieren. Aber jetzt, nachdem sie sich berührt, umarmt und geküsst hatten, war er greifbarer als irgendjemand oder irgendetwas anderes in ihrem Leben, auch wenn er hundert Jahre von ihr entfernt war.
    Plötzlich fühlte sie sich inspiriert. Michele eilte zu ihrem Schreibtisch und griff nach Füller und Notizblock. Sie zögerte kurz. Seit dem Tod ihrer Mutter war sie nicht mehr fähig gewesen zu schreiben. Wie kam sie auf die Idee, dass es jetzt möglich sein würde?
    Doch schon einen Moment später hatte sie die Überschrift: »Bring die Farben zurück« und den Refrain.
    Warum nur ist die Welt, wenn du fort bist,
    so Grau in Grau?
    Nur du erfüllst sie mit Farben.
    Nur du erfüllst sie mit Farben.
    Warum fühl ich mich so leer?
    Wie ein Himmel ohne Sonne.
    Füll meine Leere mit Glück
    Und bring die Farben zurück.
    Die Worte flossen nur so aus ihr heraus:
    Ewig schon ist mein Leben ein Tal der Tränen.
    Es kommt die Zeit,
da selbst starke Menschen Rettung brauchen.
    Dann bin ich mit dir an einem anderen Ort,
in einer anderen Zeit.
    Die Welt ist mit Licht erfüllt,
    Und ich erwache zu neuem Leben …
    Michele schrieb und schrieb, bis Annaleigh sie unterbrach und aufforderte, zum Frühstück nach unten zu kom men. Bevor Michele den Raum verließ, überflog sie noch einmal ihre Zeilen und lächelte. Es spielte keine Rolle, ob sie etwas Brillantes geschrieben hatte. Es war einfach nur ein gutes Gefühl, wieder schreiben zu können.

9
    S päter im Unterricht, englische Literatur, teilte der Lehrer die Schüler in zwei Gruppen ein, die Fragen zu dem Buch Der große Gatsby von F. Scott Fitzgerald bearbeiten sollten. Michele, Caissie und Ben Archer sowie zwei Jungs aus dem Tennisteam der Schule und eine gebräunte

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