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Timeless: Roman (German Edition)

Timeless: Roman (German Edition)

Titel: Timeless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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Walter.
    »Liebling, deine Cousine ist eine verlobte junge Dame, und manchmal muss sie mit ihrer Tante allein reden«, erklärte Clara. »Wenn du älter bist und selbst eine junge Frau hast, wirst du es verstehen.«
    Walter verzog das Gesicht. »Quatsch!«
    Im Haus der Windsors hatte sich viel verändert. Der Reichtum wurde weniger zur Schau gestellt, das Mansion ließ viel von seinem Luxus vermissen. Stattdessen hingen im ganzen Haus amerikanische Flaggen verschiedener Größe und Beschaffenheit. Bis jetzt hatte Michele noch keinen einzigen Bediensteten gesehen. An der Haus tür hing eine beige Fahne mit einem blauen und einem goldenen Stern. Ein blauer Stern bedeutet, dass jemand aus der Familie beim Militär ist … und ein goldener Stern bedeutet, dass jemand gefallen ist.
    All das wusste Michele aus dem Geschichtsunterricht. In diesem Moment erinnerte sie sich an ihren Traum, an die Daten auf Irving Henrys Grabstein. War es wirklich 1944? Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken – sie befand sich mitten im Zweiten Weltkrieg.
    »Lasst uns gehen, Sam, Walter«, forderte Clara die beiden auf.
    Sam, Claras Mann, öffnete die Tür, und sie gingen hinaus und stiegen in den schwarzen zweitürigen Chrysler, der in der Auffahrt geparkt war. Spontan folgte Michele ihnen und schlüpfte unbemerkt auf den Rücksitz neben den kleinen Walter. Als Sam Richtung Norden fuhr, wurde Michele durch den Anblick von Manhattan in den 1940ern von ihrer Unterhaltung abgelenkt. An jedem Kaufhaus hingen Kriegsplakate. Verrat kostet Menschenleben !, stand auf einem. Abgebildet war ein Mann, der Kriegsgeheimnisse ausplauderte. KAUFEN SIE KRIEGSanleihen war auf Schildern in jeder Straße zu lesen. Am häufigsten war auf den Plakaten jedoch das lächelnde, entschlossene, großväterliche Gesicht von Präsident Franklin Delano Roosevelt zu sehen.
    In den Auslagen der Buchläden entdeckte man Titel wie: Der Offiziersführer und Wenn der Ehemann im Krieg kämpft . In den Kaufhäusern wurde eine Vielzahl von Präventionsmaßnahmen für den Fall eines feindlichen Angriffs angepriesen, von Verdunkelungsvorhängen bis hin zu Mickey-Mouse-Gasmasken für Kinder. Michele fröstelte. Was für eine grauenhafte Zeit! , dachte sie.
    Die New Yorker, die es alle eilig hatten, trugen schlichte Baumwollkleidung, die mit den Ballroben von 1910 oder den modischen Kleidern der Zwanziger nicht zu vergleichen waren. In vielen Gesichtern bemerkte Michele denselben besorgten, aber entschlossenen Ausdruck.
    Sam bog in den Trinity Church Friedhof ein, der von Ulmen und Eichen und saftigen Wiesen umgeben war und von dem aus man den Hudson River sehen konnte. Michele folgte ihren Vorfahren, während sie auf eine Gruppe von Menschen zusteuerten, die um ein offenes Grab standen, in das der Sarg soeben hinuntergelassen wurde. Sie stand hinter Clara, Sam und Walter und überlegte, wie surreal und verrückt es war, dass sie nicht nur in den 1940ern war, sondern auch mit ihrem Großvater zusammen war, der keine Ahnung hatte, dass seine künftige Enkelin hinter ihm stand.
    »Mommy«, rief er plötzlich und winkte eifrig.
    »Hallo, Liebling«, hörte sie eine bekannte Stimme.
    »Lily«, flüsterte Michele und war sehr gerührt, plötzlich alle um sich zu haben. Lily war jetzt Mitte dreißig und sah immer noch hinreißend aus, selbst in dem schwarzen Trauerkleid. Sie trug einen breitkrempigen Hut, unter dem sich ihre schulterlangen üppigen Locken hervorstahlen. Ein Mädchen in Micheles Alter stand neben ihr. Sie trug eine schwarze weite Bluse und den dazu passenden engen Rock, weiße Strümpfe und schwarze Schuhe. Ihr gewelltes dunkles Haar und die sandfarbenen Augen kamen Michele bekannt vor. Sie erkannte, dass es Stella war, das Mädchen, dessen Porträt in Micheles Wohnzimmer hing. Sie muss Claras Tochter sein!
    Als sich Lily und Stella zum Rest der Familie gesellten, erstarrte Stella plötzlich. Sie blickte Michele direkt in die Augen. Sie kann mich sehen , dachte Michele. Aber warum sie? Warum nicht die anderen?
    Lily umarmte Walter, und Clara und Sam winkten Stella zu sich. Doch sie blieb wie angewurzelt stehen.
    »Wer ist das?«, platzte sie heraus. »Das Mädchen hinter euch, das mit der zerrissenen Hose.«
    Michele blickte an sich hinunter. Ah ja, sie trug ihre Designer-Jeans mit Rissen.
    Bei Stellas Worten blickte Lily hoch, und auch Claras Blick schweifte umher. Einen Moment lang trafen sich Claras und Lilys Blicke. Und Michele wusste: Sie suchen mich beide

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