Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)
Spaß gefasst machen. Die Neunziger sind der Hammer! Ich bin hier, um dich auf die dramatischen Veränderungen vorzubereiten, die vor dir liegen. Legen wir los!«
***
Ich folge Celeste durch die überwölbten Korridore der Zentrale und versuche mit ihr Schritt zu halten, während sie munter drauflosplappert. »Du brauchst nicht nur neue Kleidung. Du musst dir sofort die Haare schneiden lassen – du siehst viel zu altmodisch aus. Kurz und mit Seitenschei tel, so tragen die attraktiven Jungs ihre Haare in den Neun zigern. Und denk dran, wenn dich jemand mit der Gabe des Sehens anspricht, gib statt deines richtigen Namens immer Henry Irving an. Niemand in deinem Alter würde Irving mit Vornamen heißen.«
»In Ordnung«, sage ich unsicher, als wir in eine bizarre Boutique kommen, die über drei Etagen reicht. In den Fenstern präsentieren Schaufensterpuppen die größte Aus wahl an unterschiedlicher Kleidung, die man sich vorstellen kann, von elisabethanischen Kleidern mit passender Halskrause über Reitkleidung im Kolonialstil, Ballkleider und Smokings aus meinem Jahrhundert bis hin zu Frauenkleidern, die nur bis zum Oberschenkel reichen, und Herrensportbekleidung, die aussieht wie für den Weltraum entworfen.
Ich halte Celeste die Tür auf, und als wir eintreten, kommt uns eine winzige Frau in einem Kleid mit Empire-Taille entgegengeflitzt, in den Händen ein Maßband. Die Haare trägt sie zu einem gelockten, blonden Bob frisiert, und ihre Augen haben fast die Farbe von Lavendel.
»Hallo, willkommen bei Zeitalter-Moden. Ich bin Lottie Fink, geboren 1863. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich suche Kleidung, die ich 1991 tragen kann«, sage ich. Als ich es ausspreche, fängt mein Puls an zu rasen. Das hier ist kein Tagtraum.
»Ah! Nun, eine solche Anfrage bekomme ich nicht jeden Tag«, sagt Lottie mit einem Lächeln. »Folgen Sie mir in die obere Etage.«
Während wir an den Reihen von Kleiderständern vor beigehen, fällt mir ein, dass mein ganzes Geld in New York ist.
»Ich habe kein Geld dabei«, raune ich Celeste zu. »Ich muss …«
»Mach dir keine Gedanken, das kommt hier öfter vor«, beruhigt mich Celeste. »Alle Hüter der Zeit können in der Zentrale anschreiben lassen, und zweimal pro Jahr wird abgerechnet. Du kannst dir in der Wechselstube sogar 1990er Dollars leihen, und es wird einfach auf deine Rechnung gesetzt.«
Erleichtert atme ich auf. »Die Gesellschaft denkt an alles, nicht wahr?«
Lottie bleibt vor einer Auswahl exzentrisch aussehender Kleidung stehen und reicht mir einen Stapel schlichter Baumwollhemden in verschiedenen Farben sowie drei dieser Denim-Cowboy-Hosen, die so ähnlich aussehen wie die von Celeste. »Jeans und T-Shirts – daraus wird Ihre Garderobe in den 1990ern bestehen«, verkündet Lottie.
Jeans. So heißen die also. Ich sehe Lottie überrascht an.
»Diese … Jeans werden von Männern und Frauen getragen? Und dieses Hemd hat ja gar keine Ärmel.«
Celeste lacht. »Das sind T-Shirts. Die sollen kurzärmlig sein. Und in den Neunzigern tragen alle Jeans – alte Leute und Kinder, Jungs und Mädchen. Der einzige Unterschied ist, dass wir Mädchen sie enger geschnitten tragen und die Jungs eher lässig und weit.«
Lottie hebt den Deckel eines Schuhkartons an und zeigt mir ein Paar weißer Schuhe aus Gummi und Leinen, auf deren Seite das Wort »Adidas« steht. »Diese Schuhe heißen Sneakers, und Sie können sie so gut wie jeden Tag zur Jeans tragen.«
Celeste hält mir eine Einkaufstüte auf, und ich lege die Sachen hinein, während ich diese verrückten Kleidungsstücke noch immer belustigt betrachte.
Lottie saust zwischen den Kleiderständern hindurch und kommt wenige Augenblicke später mit einer hellbraunen Hose und einer marineblauen Jacke zurück, unter dem Arm trägt sie eine neue Schuhschachtel.
»Zu feierlicheren Anlässen können Sie diese Khakihose und einen Blazer zu einem Ihrer T-Shirts tragen, und dazu diese braunen Lederschuhe.«
»Er sollte auch eine schwarze Lederjacke haben«, sagt Celeste zu Lottie. »Und eine Pilotenbrille!«
Als ich Zeitalter-Moden fast eine Stunde später verlasse, bin ich nicht mehr als der Mann zu erkennen, als der ich hineingegangen war. Nachdem ich meine Garderobe ausgewählt habe, führt Lottie mich in den Herrensalon auf der rückwärtigen Seite des Ladens, wo ein Friseur mein gewelltes Haar kurz schneidet und mir den Schnurrbart abrasiert. Das verleiht mir ein jungenhaftes Aussehen und lässt mich jünger wirken als
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