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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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meine neunzehn Jahre. Anstelle des dreiteiligen viktorianischen Anzugs und der Melone trage ich jetzt Levi’s Jeans und ein schwarzes T-Shirt, dazu eine runde Mütze, die Lottie »Baseball-Cap« nennt. Ich komme mir fremd und steif vor, als wäre ich in die Haut von jemand anderem geschlüpft, aber Celeste sieht mich mit ei nem zufriedenen Grinsen an, als wir den Laden verlassen. » Viel besser.«
    Sie führt mich in das holzvertäfelte Foyer, einen riesenhaften Raum mit himmelhohen Decken. »Das ist unsere letzte Station«, sagt sie und deutet mit einem Nicken auf die Rezeption. »Millicent hat Zimmer 1991 bereits auf dei nen Namen reserviert, du brauchst also nur noch deinen Schlüssel abzuholen und mit dem Aufzug in den neunten Stock zu fahren.«
    Dankbar blicke ich Celeste an. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir für alles danken soll. Ohne dich wäre ich hier ganz schön verloren gewesen.«
    Celeste schmunzelt. »Oh, es hat Spaß gemacht. Es ist schon eine Weile her, seit diese Welt für mich neu war – und es ist irgendwie aufregend, sie mit deinen Augen zu se hen.« Sie umarmt mich herzlich. »Viel Glück im Jahr 1991, und ruf mich an, wenn du in Schwierigkeiten kommst. Du findest meine Nummer in den Gelben Seiten unter Brick, New Jersey.«
    »Gelbe Seiten?«, wiederhole ich. Aber Celeste ist schon verschwunden.
    ***
    Vor Aufregung zittern mir die Hände, als ich den Schlüssel im Schloss zu Zimmer 1991 drehe und mich frage, was ich hinter dieser Tür wohl vorfinden werde. Mir fallen Millicents Worte von vorhin wieder ein.
    »Jedes Zimmer im Aura ist so ausgestattet, dass es in eine bestimmte Epoche passt, angefüllt mit entsprechendem Dekor, Literatur und Tageszeitungen. Das soll uns dabei helfen, uns an die Zeit, in die wir reisen, zu gewöhnen. Wenn ich beispielsweise ins Jahr 1750 reise, verbringe ich die Nacht im Zimmer 1750 und befasse mich mit allen Dokumenten und Produkten, die unser Forschungskomitee zusammengetragen hat.«
    Ich höre Stimmen in meinem Zimmer und schalte schnell das Licht ein. Bei dem, was ich dann sehe, geben beinahe meine Knie unter mir nach.
    Vor dem Bett steht ein großer, beigefarbener Schrank, er ist offen, und in seinem Inneren befindet sich eine schwarzumrandete Scheibe. Hinter dieser Scheibe sind echte, lebendige Menschen, die mit mir sprechen und laut hals lachen. Ihre Kleidung, ihre Haare und Gesichter – alles in Farbe.
    Ich renne auf die Scheibe zu. »Wer ist da? Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?«
    Aber die Menschen in der Kiste – eine Art Familie – scheinen mich nicht zu hören. Sie reden weiter miteinander, während von unsichtbarer Stelle Lachsalven ertönen. Zögerlich hebe ich die Hand, um die Scheibe anzufassen, und schnappe nach Luft, als ich nur eine glatte, harte Fläche spüre. An den Kasten gelehnt steht ein Buch mit dem Titel Bedienungsanleitung Fernseher, und ich atme erleichtert auf. Fernseher. Celeste hatte so etwas erwähnt. Aber nichts hätte mich wirklich darauf vorbereiten können.
    Langsam wandere ich durch das Zimmer; es ist von lauter blinkenden Gegenständen erleuchtet, die irgendwie lebendig wirken. Eine dunkelgraue Kiste unter dem Fernseher trägt die Aufschrift VCR, während daneben ein Kästchen in hellerem Grau liegt, das sich »Super Nintendo« nennt. Auf einem glänzend weißen Schreibtisch steht eine ungewöhnliche Schreibmaschine mit einer integrierten Scheibe. Ich wage mich mutig näher heran und drücke auf eine der Tasten – und dann mache ich erschrocken einen Satz rückwärts, als auf der Scheibe das Bild eines Apfels erscheint. »Macintosh«, lese ich flüsternd das Wort unter dem Bild. Was hat das zu bedeuten?
    Das Gerät brummt und surrt jetzt, und ich weiche ein Stück zurück.
    Es gibt keine Gemälde oder andere Kunstwerke, die den Raum schmücken, stattdessen sind die Wände mit riesigen Farbfotografien bedeckt. Auf einer ist eine spärlich bekleidete, rothaarige Frau zu sehen, die Rücken an Rücken mit einem Herrn steht, senkrecht daneben verläuft der fett gedruckte Schriftzug Pretty Woman . Eine andere Fotografie zeigt fünf junge Afroamerikaner in zusammenpassenden Jacken, und darunter steht der Schriftzug Boyz II Men Cooleyhighharmony .
    Hektisch blicke ich mich um, von all den Bildern und Geräuschen im Zimmer wird mir ganz schwindelig. Ich gehöre nicht ins Jahr 1991, denke ich panisch. Was tue ich hier?
    Als ich gerade den Rückzug antreten will, sehe ich das Gesicht meines Vaters vor mir. Mein Vater, der so

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