Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)
schrieben uns Briefe, als ich in die 1920er Jahre reiste, und er hinterließ mir einen Ring – den Ring, den du gerade trägst.«
Erschrocken starrte Philip seine Hand an. »Den hier? Mein Vater gab ihn mir, als ich dreizehn wurde. Er sagte, es wäre ein Familienerbstück.«
»Nun, bist du denn mit diesen Walkers verwandt?«, fragte Michele mit einem schwachen Lächeln.
Philip nickte. »Mein Vater hat mir erzählt, wie er als Kind das Walker-Haus in Newport besucht hatte, kurz bevor es der Denkmalschutzgesellschaft gespendet wurde. Es hatte so einen Schickimicki-Namen, Palais de la Mer oder etwas in der Art.«
»Das ist es!«, rief Michele. »Ich war da. Also ist es wahr, was dein Vater gesagt hat. Der Ring ist ein Familienerbstück.«
»Aber wie hätte er wieder in die Familie gelangen können, wenn deine ganze Geschichte stimmt und du ihn vor all den Jahren bekommen hast?«, fragte Philip.
»Ich weiß es nicht. Aber eines der letzten Jahre, in das ich gereist bin, war 1944, und als ich in die Gegenwart zurückkam, war der Ring verschwunden«, berichtete Michele. »1944 war auch das Jahr, in dem ich Philip endlich wiedersah. Diesmal war er erwachsen und schon zu Phoenix Warren geworden. Philip Walkers Tod vorzutäuschen und diese neue Rolle anzunehmen, war für ihn die einzige Chance, seine Musik zu machen und dem Einfluss seiner Mutter und seines Onkels zu entkommen. An diesem Abend sagte er mir, dass er die Symphonie Michele für mich geschrieben hatte.«
Sprachlos starrte Philip sie an.
»Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe – bis du in der Schule aufgetaucht bist.«
»Also, nur damit das klar ist …« Philip stieß ein ungläubiges Lachen aus. »Ich soll dir glauben, dass du eine Zeitreisende bist und ich die Reinkarnation meines Ur-Ur-Großonkels, der außerdem zufälligerweise ein berühmter Musiker war und mit dem du vor hundert Jahren zusammen warst?«
Michele biss sich auf die Lippe. »Ähm, ja. Auf den Punkt gebracht.«
»Dann ist entweder die ganze Welt verrückt geworden – oder nur wir beide.« Philip holte bebend Luft. »Zu gern würde ich behaupten, dass nichts in mir sich mit deiner unglaublichen Geschichte identifizieren kann, aber … na ja, ich erinnere mich nicht an die Ereignisse, die du genannt hast. Aber es war merkwürdig – während du gesprochen hast, hatte ich das Gefühl … als wüsste ich vorher, was du sagen würdest. Dieses Déjà-vu-Gefühl.« Für einen Augenblick schwieg Philip. » Zuhause – das habe ich gedacht, als ich dich zum ersten Mal im Unterricht sah. Ich hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen, und es hat mich verdammt durcheinandergebracht. Seit gestern Abend, als wir … wo auch immer waren, ist dieses Gefühl wieder da, und ich kann nichts dagegen tun.«
Er fasste ihre Hand. Als sich ihre Finger berührten, breitete sich ein warmes Leuchten in Michele aus, ein Glücksgefühl, dem sie beinahe nicht zu trauen wagte.
»Ich hatte so gehofft, dass du dich erinnern würdest – ich kann kaum fassen, dass es jetzt wirklich so ist«, platzte Michele heraus. »Woher weiß ich, dass du es nicht wieder vergisst und alles wieder so wird wie vorher?«
»Weil ich jetzt, nachdem ich aus diesem … diesem Nebel herausgetreten bin, keine Sekunde mehr verschwenden will. Ich muss einfach in deiner Nähe sein«, sagte er bestimmt. »Ich kann mich nicht mehr von dir fernhalten.«
Seine Miene wirkte so aufrichtig, dass Michele sicher war, ihm glauben zu können. Sie wusste nicht, wer den Anfang gemacht hatte, aber plötzlich lag sie in seinen Armen, den Kopf an seine Brust gelegt, und er streichelte ihr übers Haar. Nichts hatte sich je so vollkommen angefühlt. Philip hat recht gehabt, dachte sie. Es ist, als würde man nach Hause kommen.
Nachdem sie lange Zeit so dagestanden hatten – ob es Minuten oder Stunden waren, hätte sie nicht sagen können, sie hatte jedes Zeitgefühl verloren – fiel Michele wieder ein, was sie sich am Vortag vorgenommen hatte: her auszufinden, was Philip über Rebecca wusste. Sie wünschte, dieser Augenblick des Friedens könnte länger währen und sie müsste sich nie der drohenden Gefahr stellen, aber trotzdem zwang sie sich zum Reden.
»Ich finde es furchtbar, jetzt darüber zu sprechen, aber … als diese Frau … dieses Wesen … im Gesangszimmer aufgetaucht ist, hatte ich den Eindruck, dass du sie schon einmal gesehen hattest«, sagte Michele vorsichtig. »Ich muss es wissen, denn – nun, es gibt wohl keine nette
Weitere Kostenlose Bücher