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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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mindestens ein Dutzend Männer da oben sein, vielleicht sogar mehr.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie einer der betrunkenen Soldaten einen Satz auf sie zu machte und nach ihr griff. Sie trat ihm kräftig zwischen die Beine, er fiel wimmernd zu Boden und rollte sich zusammen.
    Zweiundfünfzig. Einundfünfzig.
    Geduckt lief sie in die Kammer, in der sie angekommen war. Das Wasserrad drehte sich ächzend und verspritzte Wasser. Kate schloß die niedrige Tür, aber sie hatte weder Riegel noch  Schloß. Jeder konnte hereinkommen.
    Fünfzig. Neunundvierzig.
    Sie schaute nach unten. Die Öffnung im Boden, in der das Rad sich nach Erreichen des Scheitelpunkts wieder nach unten bewegte, war so breit, daß sie hindurchpaßte. Jetzt mußte sie nur noch eine der vorbeiziehenden Schaufeln packen und sich vom Rad nach unten tragen lassen, bis sie tief genug war, um sich gefahrlos ins flache Wasser plumpsen zu lassen.
    Aber als sie dann vor dem Wasserrad stand und versuchte, ihren Absprung zu timen, merkte sie, daß das leichter gesagt als getan war. Das Rad schien sich sehr schnell zu drehen, die Schaufeln sausten an ihr vorbei. Wasser spritzte ihr ins Gesicht, sie sah nur verschwommen. Wieviel Zeit hatte sie noch? Dreißig Sekunden? Zwanzig? Sie hatte das Zahlen vergessen, während sie unschlüssig vor dem Rad stand. Aber sie wußte, sie konnte nicht länger warten. Wenn Chris recht hatte, würde die ganze Mühle jeden Augenblick in die Luft gehen. Kate streckte die Arme aus, packte eine Schaufel — spürte den Zug nach unten  — bekam Angst – ließ wieder los – packte die nächste – bekam wieder Angst – trat dann einen Schritt zurück, beruhigte sich und konzentrierte sich noch einmal.
    Wieder ein Poltern, als die Männer einer nach dem andern von oben in den angrenzenden Raum sprangen. Sie hatte keine Zeit mehr.
    Sie mußte los.
    Noch einmal holte sie tief Atem, packte die nächste Schaufel mit beiden Händen und preßte ihren Körper gegen das Rad. Sie glitt durch die Öffnung — tauchte ins Sonnenlicht – sie hatte es geschafft! – und spürte plötzlich, wie sie vom Rad weggerissen  wurde und in der Luft hing.
    Sie hob den Kopf.
    Robert de Kere hielt ihren Arm mit eiserner Faust umklammert. Er hatte im letzten Augenblick durch das Loch gegriffen und sie im Absteigen gerade noch zu fassen gekriegt. Jetzt hielt er sie fest, so daß sie in der Luft baumelte. Zentimeter von ihrem Körper entfernt drehte sich das Rad. Sie versuchte, sich aus de Keres eisernem Griff loszureißen, über sich sein grimmiges, entschlossenes Gesicht.
    Sie kämpfte.
    Er hielt sie fest.
    Doch dann sah sie eine Veränderung in seinem Blick —  einen Augenblick der Unsicherheit –, und der durchweichte Holzboden begann, unter ihm nachzugeben. Das Gewicht ihrer beider Körper war zuviel für die alten Bohlen, die sich jahrelang mit dem Spritzwasser des Rads vollgesaugt hatten. Jetzt bogen sie sich langsam durch. Eine Bohle zersplitterte lautlos, und de Kere brach bis übers Knie ein, aber er ließ Kate nicht los.
    Wieviel Zeit noch, dachte sie. Mit der freien Faust schlug sie auf de Keres Handgelenk, damit er sie losließ.
    Wieviel Zeit noch?
    De Kere war wie ein Pitbull, der sich festbiß und nicht mehr losließ. Eine zweite Bohle brach, er kippte zur Seite. Wenn noch eine brach, würde er mit ihr in die Tiefe stürzen.
    Aber es war ihm gleichgültig. Er würde sie festhalten bis zum bitteren Ende.
    Wieviel Zeit noch?
    Mit der freien Hand packte sie eine Schaufel und ließ sich gegen den Widerstand von de Keres Griff nach unten ziehen. Ihre Arme brannten vor Spannung, aber es funktionierte — die Bohlen brachen — de Kere stürzte ins Leere — er ließ sie los – und sie fiel das kurze Stück, das sie noch vom brodelnden weißen Wasser um das Rad herum trennte.
    Dann gab es einen gelben Lichtblitz, und das hölzerne Gebäude verschwand mit einem berstenden Knall. Sie sah Bretter, die in alle Richtungen flogen, dann drehte sie sich und tauchte mit dem Kopf zuerst in das eisige Wasser. Eine Sekunde lang sah sie Sterne, dann verlor sie im aufgewühlten Wasser das Bewußtsein.
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09:04:01
    Chris wurde von Geschrei geweckt. Er hob den Kopf und sah Soldaten, die in großer Verwirrung über die Mühlenbrücke liefen. Ein Mönch in weißer Kutte kletterte aus einem Fenster des größeren Gebäudes. Es war Marek, der mit seinem Schwert auf jemanden im Inneren einschlug. Schließlich glitt er an  Ranken herab, bis er tief genug

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