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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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ging.
    Während sie warteten, spürte Chris, daß ihm etwas auf die Schulter tropfte. Als er den Kopf hob, sah er direkt über sich einen Mann an einem Strick baumeln. Er drehte sich langsam um die eigene Achse, Urin lief ihm am Bein herab. Chris ging ein paar Schritte von der Wand weg und sah ein halbes Dutzend Leichen, die, mit auf den Rücken gefesselten Händen, an Stricken von der Empore hingen. Drei von ihnen trugen den rotbraunen Überwurf Olivers, zwei trugen Bauernkleidung und der letzte die weiße Kutte eines Mönchs. Zwei Männer saßen auf dem Boden der Empore und sahen stumm und anscheinend ihrem Schicksal ergeben zu, wie weitere Stricke an den Balustern befestigt wurden.
    Nun bekreuzigte sich der Betende und stand auf. Der gutaussehende Ritter sagte: »Mylord Arnaut, hier sind die Gehilfen.«
    »Äh? Was sagt Ihr da? Gehilfen?«
    Der Ritter drehte sich um. Arnaut de Cervole war etwa fünfunddreißig Jahre alt und drahtig, er hatte ein schmales, unangenehmes, verschlagenes Gesicht. Außerdem hatte er einen Tick: Seine Nase zuckte dauernd, was ihn aussehen ließ wie eine schnuppernde Ratte. Seine Rüstung war blutbespritzt. Er sah sie mit gelangweiltem, trägem Blick an. »Ihr sagt, sie sind Gehilfen, Raimondo?«
    »Ja, Mylord. Die Gehilfen von Magister Edwardus.«
    »Aha.« Arnaut ging um sie herum. »Warum sind sie naß?«
    »Wir haben sie aus dem Fluß gezogen, Mylord«, antwortete Raimondo. »Sie waren in der Mühle und konnten im letzten Augenblick entkommen.«
    »Tatsächlich?« Arnaut war nun nicht mehr gelangweilt. Seine Augen blitzten interessiert. »Ich bitte Euch, sagt mir, wie habt Ihr die Mühle zerstört?«
    Chris räusperte sich und sagte: »Mylord, das haben wir nicht.«
    »Was?« Arnaut runzelte die Stirn. Dann sah er die anderen Ritter an. »Was für eine Sprache ist das? Er ist nicht zu  verstehen.«
    »Mylord, es sind Iren, oder vielleicht Hebriden.«
    »Oh? Dann sind sie keine Engländer. Das spricht zu ihren  Gunsten.« Er umkreiste sie, starrte ihnen dann ins Gesicht. »Versteht Ihr mich?«
    Chris sagte: »Ja, Mylord.« Das schien angekommen zu sein.
    »Seid Ihr Engländer?«
    »Nein, Mylord.«
    »Fürwahr, Ihr seht auch nicht so aus. Ihr seht zu sanft und unkriegerisch aus.« Er musterte Kate. »Seine Haut ist so frisch wie die eines jungen Mädchens. Und der da…« Er drückte Chris' Bizeps. »Er ist ein Schreiber oder ein Gelehrter. Und auf keinen Fall Engländer.« Arnaut schüttelte den Kopf, seine Nase zuckte. »Denn die Engländer sind Wilde«, sagte er so laut, daß seine Stimme in der verräucherten Kirche widerhallte. »Stimmt Ihr mir zu?«
    »Das tun wir, Mylord«, erwiderte Chris.
    »Die Engländer kennen nichts anderes als endlose Unzufriedenheit und unaufhörlichen Streit. Immer ermorden sie ihre eigenen Könige; das ist ihr wilder Brauch. Unsere normannischen Brüder haben sie unterworfen und versucht,  ihnen etwas Zivilisation beizubringen, aber das ist ihnen natürlich nicht gelungen. Das sächsische Blut ist Barbarenblut. Ihre größte Freude ist Zerstörung, Tod und Marter. Und da es ihnen nicht genügt, daß sie sich auf ihrer elenden Insel gegenseitig bekämpfen, fuhren sie ihre Armeen hierher, in dieses friedvolle und blühende Land, und bringen Elend und Verwüstung über ein einfaches Volk. Stimmt Ihr mir zu?«
    Kate nickte und verbeugte sich leicht.
    »Das solltet Ihr auch«, sagte Arnaut. »Ihre Grausamkeit ist unerreicht. Ihr kennt ihren alten König? Den zweiten Edward? Ihr wißt, wie sie ihn ermordeten, mit einem rotglühenden Schüreisen? Und das einem König! Kein Wunder, daß sie unser  Land noch barbarischer behandeln.«
    Er ging auf und ab. Und wandte sich dann wieder ihnen zu.
    »Und der Mann, der als nächstes die Macht übernahm, Hugh Despenser. Nach englischem Brauch ging es auch ihm bald ans Leben. Und wißt ihr, wie? Er wurde auf einem öffentlichen Platz an eine Leiter gebunden, seine Männlichkeit wurde ihm abgeschnitten und vor seinen Augen verbrannt. Und das, bevor man ihn köpfte! Charmant nicht?«
    Wieder sah er sie Zustimmung heischend an. Und wieder nickten sie.
    »Und nun der neue König, Edward III., er hat seine Lektion aus dem Schicksal seiner Vorgänger gelernt — daß er nämlich beständig Krieg führen muß, wenn er nicht seinen eigenen Untertanen zum Opfer fallen will. Deshalb bringen er und sein feiger Sohn, der Prinz von Wales, ihre Barbarei nach Frankreich, ein Land, das Krieg und Grausamkeit nicht kannte, bis sie mit

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