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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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abend in meinem Zelt empfangen. Und ich möchte nicht, daß ihm zuvor etwas geschieht.«
    »Sehr wohl, Mylord.« Der gutaussehende Ritter bellte einen Befehl, und auf der Empore wurde noch ein Seil an einen Baluster geknüpft. Männer packten Chris und fesselten ihm schnell die Hände auf den Rücken.
    O Gott, dachte Chris, die tun es wirklich. Er sah Kate an, deren Augen starr waren vor Entsetzen. Die Männer machten sich daran, Chris davonzuzerren.
    »Mylord«, kam plötzlich eine Stimme von der anderen Seite der Kirche. »Wenn es Euch beliebt.« Der Knäuel der wartenden Soldaten öffnete sich, und Lady Claire trat hervor.
    »Mylord«, sagte Claire sanft, »ich bitte Euch, ein Wort im Vertrauen.«
    »Hm? Natürlich, wie Ihr wollt.« Arnaut ging zu ihr, und sie flüsterte ihm ins Ohr. Er schwieg, zuckte die Achseln. Sie flüsterte noch einmal, eindringlicher diesmal.
    Kurz darauf sagte er: »Hm? Was soll das nützen?«
    Wieder flüsterte sie. Chris verstand nichts davon.
    Arnaut sagte: »Mylady, ich habe mich bereits entschieden.«
    Sie flüsterte noch einmal.
    Schließlich kam Arnaut kopfschüttelnd zu ihnen zurück. »Die Lady hat mich um sicheres Geleit nach Bordeaux gebeten. Sie behauptet, sie kenne Euch, und daß Ihr aufrichtige Männer seid.« Er hielt inne. »Und ich solle Euch freilassen.«
    Nun sagte Claire: »Nur wenn es Euch beliebt, Mylord. Denn es ist wohlbekannt, daß die Engländer nicht wählerisch im Töten sind, die Franzosen dagegen schon. Die Franzosen zeigen die Barmherzigkeit, die aus Klugheit und Bildung herrührt.«
    »So ist es«, sagte er. »Es ist wahr, daß die Franzosen zivilisierte Männer sind. Und wenn diese beiden nichts von Bruder Marcel und dem Geheimgang wissen, dann habe ich keine weitere Verwendung für sie. Und deshalb sage ich, gebt ihnen Pferde und Verpflegung und schickt sie ihres Wegs. Es ist mein Wunsch, mich des Wohlwollens Eures Magisters Edwardus zu versichern, und deshalb empfehle ich mich ihm und wünsche Euch Gottes Gnade, damit Ihr wohlbehalten zu ihm zurückkehren mögt. Ihr könnt gehen.«
    Lady Claire verbeugte sich.
    Chris und Kate verbeugten sich.
    Der gutaussehende Ritter durchschnitt Chris' Fesseln und führte sie nach draußen. Chris und Kate waren so verblüfft über diese Wendung der Dinge, daß sie kein Wort sagten, während er sie zum Fluß zurückbrachte. Chris war zittrig und benommen. Kate rieb sich immer wieder übers Gesicht, als wollte sie wach werden.
    Schließlich sagte der Ritter: »Ihr verdankt Euer Leben einer sehr klugen Lady.«
    Chris sagte: »Certum …«
    Der gutaussehende Ritter lächelte dünn.
    »Gott lächelt auf euch herab«, sagte er.
    Er klang nicht sehr glücklich darüber.
    Die Szene am Fluß war völlig verändert. Arnauts Männer hatten die Mühlenbrücke eingenommen, das grün-schwarze Banner flatterte auf den Türmen. Beide Ufer des Flusses waren jetzt von Arnauts Berittenen besetzt. Und ein Strom aus Männern und Material zog, mächtige Staubfahnen aufwirbelnd, auf La Roque zu. Man sah Männer mit vollbeladenen Pferdefuhrwerken, Karren mit schwatzenden Frauen, zerlumpte Kinder und weitere Fuhrwerke, die mit mächtigen Holzbalken beladen waren — riesige, jetzt noch zerlegte Katapulte, mit denen man Steine und brennendes Pech über die Burgmauern schleudern konnte.
    Der Ritter hatte zwei Pferde für sie gefunden – zwei zottige Schindmähren, die noch die Spuren des Jochs trugen. Mit den Tieren am Zügel führte er sie durch den Kontrollpunkt.
    Ein plötzlicher Tumult auf dem Fluß zog Chris' Aufmerksamkeit auf sich. Er sah ein Dutzend Männer, die knietief im Wasser standen und sich mit einer gußeisernen Hinterladerkanone abmühten.
    Ein Holzblock diente als Lafette. Chris schaute ihnen fasziniert zu. So frühe Kanonen waren nicht erhalten, es gab nicht einmal Beschreibungen davon.
    Jeder wußte, daß zu dieser Zeit schon primitive Artillerie verwendet worden war, auf dem Schlachtfeld von Poitiers hatten Archäologen Kanonenkugeln ausgegraben. Aber die Historiker waren der Ansicht, daß Kanonen zu der Zeit sehr selten waren und vorwiegend zur Demonstration von Stärke dienten – eine Frage des Prestiges. Doch als Chris jetzt zusah, wie die Männer im Fluß sich abmühten, den Zylinder wieder auf seinen Karren zu stemmen, wurde ihm klar, daß man um ein rein symbolisches Gerät nie so viel Aufhebens machen würde. Die Kanone war schwer; sie verlangsamte das Fortkommen der gesamten Armee, die sicherlich die Mauern von La

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