TimeRiders 03: Der Pandora Code
wann immer sie konnten, scharten sie sich um das kleine TV-Gerät auf dem Tresen, um die neuesten Meldungen zu verfolgen.
»Wie Foster uns schon erzählt hat, ist Edward Chan dieser mathematisch begabte Junge, der an der Universität von Texas studierte. Er machte dort seinen Abschluss und ging dann für seinen Postdoc woanders hin.«
»Was ist ein âºPostdocâ¹?«
»Das ist eine Bezeichnung für ein weiterführendes Studium, Liam. Der Teil, in dem man sich als Forscher auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert und ältere, höher qualifizierte Wissenschaftler ab und zu nachschauen, ob man alles richtig macht, oder ob sie mal helfen müssen.« Sie sah etwas in ihren Unterlagen nach und fuhr dann fort: »An der Universität fing er eine Arbeit über Nullpunktenergie an.«
»Und was ist das?«
»Ach, Liam, musst du mich denn ständig unterbrechen?«, stöhnte Maddy.
Er wirkte verletzt. »Ich muss all diese modernen Wörter doch erst mal lernen. Ich meine, ich bin doch immer noch der Junge aus Cork, der sich Mühe gibt, ein ganzes Jahrhundert nachzuholen. Ja, das bin ich.«
Maddy seufzte. »Es ist eine Art von Energie, die auf einem sub-atomaren Niveau existieren soll. In meiner Zeit hielt man die Vorstellung, dass es Nullpunktenergie geben könnte, für Aberglauben.«
»Ich glaube, dass sie in Indien in meiner Zeit angefangen hatten, etwas zu bauen, was damit zu tun hatte«, sagte Sal. »Einen Forschungsreaktor oder so etwas, weil uns allmählich Ãl und andere Energieträger ausgingen.«
Maddy nahm sich ein paar Pommes frites. »Also, darf ich jetzt weitermachen, Liam? Chan hat also an einer Arbeit über Nullpunktenergie geschrieben, aber plötzlich den Kurs gewechselt und über die theoretischen Möglichkeiten von Zeitreisen geforscht. Die zentrale Aussage seiner Arbeit war, dass diese Energie, deren Existenz man in der normalen Raumzeit nur vermuten konnte, diese sub-atomare Energiesuppe, die angeblich überall sein sollte, eigentlich etwas war, das durch so etwas wie ein Leck aus anderen Dimensionen einsickerte. Er schrieb diese wissenschaftliche Arbeit und vollbrachte danach nichts Bemerkenswertes mehr. Allerdings starb er bereits im Alter von 27 Jahren an Krebs.«
»Also ist dieser Chan so, wie Foster uns erzählt hat, der eigentliche Erfinder der Zeitreisen, und nicht dieser Waldstein-Typ?«, fasste Liam zusammen.
»Na ja, er leistete die theoretischen Vorarbeiten, die die Konstruktion von Waldsteins Maschine ermöglichten. Also denke ich, dass sie eigentlich beide für die Erfindung verantwortlich sind.«
»In der Nachricht von der Agentur hieà es, er sei ermordet worden«, warf Sal ein.
Maddy nickte. »Und das bedeutet ⦠was?« Sie sah die beiden fragend an. »Ich nehme an, dass das heiÃt, dass jemand die Erfindung der Zeitreisen zu verhindern versucht.«
Liam nahm sich einen Ketchupbeutel. »Moment mal. Ist das nicht genau das, was dieser Waldstein-Typ im Grunde erreichen wollte? Dafür zu sorgen, dass die Zeitreisen nie erfunden werden? Das ist doch auch der Grund, warum es die Agentur überhaupt gibt und warum wir drei hier sitzen und nicht tot sind!«
»Ja, genau. Warum sollte uns die Agentur denn dann beauftragen, Chan zu retten?«, fragte Sal. »Kein Chan bedeutet doch auch: keine Zeitreisen. Und das würde bedeuten, dass es keine Probleme mit Zeitreisen mehr gäbe.«
»Aye, das stimmt.« Liam hob einen Finger. »In der Nachricht stand eigentlich gar nichts davon, dass wir ihn retten sollen.«
Maddy beugte sich vor. »Es war eine unvollständige Nachricht. Vielleicht stand das in dem Teil, der fehlte?«
»Aber wir können nur raten, wir wissen es nicht«, widersprach Sal. »Vielleicht wollte uns jemand aus der Zukunft mitteilen, dass sich die vor uns liegende Zeit verändern würde, und dass es für die Agentur keinen Bedarf mehr geben würde ⦠und damit auch für uns.«
Maddy schüttelte den Kopf und zeigte auf den Ausdruck des entschlüsselten Tachyonensignals. »Schaut doch mal ⦠Am Anfang steht âºKontaminationsereignisâ¹. Deshalb gehe ich davon aus, dass sie das als schlecht angesehen haben. Und dass sie darüber nicht glücklich sind.«
Schweigend starrten alle drei den Ausdruck an und überlegten krampfhaft, was die Wörter eigentlich bedeuten
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