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TimeRiders

TimeRiders

Titel: TimeRiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Scarrow
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aufgefallen, dass beide unter dem urzeitlichen Dreck, mit dem ihre Gesichter verschmiert waren, sehr blass und krank aussahen. Und Liam … Mit der weißen Haarsträhne an der Schläfe wirkte er auf eine verwirrende Weise alt und jung zugleich.
    Â»Ich geh mal Kaffee kochen«, sagte sie.

79
    65 Mio. Jahre v. Chr. Urwald
    Becks sah zu, wie der Scheiterhaufen aus Baumstämmen und Ästen brannte. Zwischen den hoch auflodernden Flammen konnte sie hin und wieder die Umrisse der Kadaver erkennen, die sie auf den Holzstapel gelegt hatte. Die Baumstammbrücke war abgebaut, ebenso wie ihr Gegengewicht und die Windmühle. In Stücke zerlegt, dienten sie jetzt als Brennholz. Die Palisade, die Hütten – auch sie waren verschwunden. Die Rucksäcke, Basecaps, Jacken und anderen Gegenstände, die zusammen mit den Schülern in die Vergangenheit geraten waren, hatte Becks ebenfalls ins Feuer geworfen.
    Am nächsten Morgen würde von all dem nichts anderes mehr übrig sein als Plastikklumpen, die im Laufe von einigen zehntausend Jahren in winzige, nicht nachweisbare Mikrokontaminanten zerfallen würden.
    Becks Computergehirn machte eine Aufstellung all der anderen Objekte, die ihren zweiwöchigen Aufenthalt in der Oberkreide belegten. Da waren die drei menschlichen Toten, die sie nicht mehr hatte bergen können, die Leichen von Franklyn, Ranjit und Kelly. Von den dreien war nur Franklyn an einem Ort gestorben, an dem man eines Tages Fossilien finden würde. Doch selbst da war es statistisch unwahrscheinlich, dass seine Leiche oder Teile davon zu Fossilien wurden. Damit so etwas passierte, musste ein Lebewesen unmittelbar nach seinem Tod von einer Schicht Sediment bedeckt werden. Wo auch immer sie lagen: Diese drei Leichen waren der Witterung und den Aasfressern ausgesetzt.
    Die Lichtung war von Kugeln und Patronenhülsen übersät. Doch in diesem feuchtheißen Klima würden sie bald zu unidentifizierbaren Rostklümpchen mutieren. Vielleicht war bereits in 100 Jahren von ihnen nichts anderes mehr übrig als kleine Flecken oxidhaltiger Erde.
    Becks wusste, dass die schiere Macht der Zeit und der natürlichen Vorgänge alle Spuren ihres Besuchs hier auslöschen würden. Natürlich bestand immer die Möglichkeit, dass ein Fußabdruck oder die von einer Axt geschlagene Kerbe in Gestein geprägt und für alle Zeiten erhalten bleiben würden. Doch die Wahrscheinlichkeit war so gering, dass selbst ihr dieses Kontaminationsrisiko als vernachlässigbar erschien.
    Beim Aufschichten des Scheiterhaufens war ihre teilweise verheilte Bauchwunde wieder aufgerissen. Doch ein dicker Schorfpfropfen verhinderte weitere schwächende Blutverluste. Auch der Verband an ihrem Arm war irgendwann aufgegangen und an dem ungeschützten Muskelgewebe und den Knochen klebten nun Blätter, Zweige, Erde und anderer Schmutz.
    Im Hintergrund ihres Denkens schien immer wieder eine Warnung vor Infektionen auf sowie verschiedene Mitteilungen, dass ihr biologisches Kampfgerüst so schwere Schäden erlitten hatte, dass es unverzüglich medizinisch versorgt werden müsse. Während sie die orangefarbenen Flammen beobachtete, die zum dunklen Kreidezeithimmel hinaufzüngelten und zu einem Mond, der unnatürlich groß erschien, nahm sie die Ankunft der ersten Vorläuferpartikel des Rückkehrfensters wahr. Sie ging zu der Stelle hinüber, an der es sich öffnen sollte.
    Ein letztes Mal drehte sich Becks zum Feuer um und sah erneut die dunklen, verdrehten Gliedmaßen der hominiden Spezies aufscheinen. Einen Augenblick lang empfand sie etwas, das sie nicht benennen konnte: War es Trauer? Ein Gefühl der Schuld? Sie wusste nur, dass es aus jenem Teil ihres Gehirns kam, der Gedanken nicht in Missionsprioritäten und strategische Optionen aufschlüsselte.
    Plötzlich erschien vor ihr eine Kugel aus flirrender Luft. Ruhig und gelassen durchquerte sie mit einem einzigen Schritt 65 Millionen Jahre, um in einen schwach erhellten Eisenbahnbogen zu gelangen.
    Das erste Gesicht, das ihre Augen durch die flimmernde Luft hindurch wahrnahmen, war das Liam O’Connors. Er lächelte müde, und einen Augenblick lang fragte sie sich, ob in seinem Verstand auch gerade die menschlichen Entsprechungen von Schadens-Warnmeldungen aufleuchteten.
    Â»Willkommen zu Hause, Becks!« Ohne Vorwarnung legte er einen Arm um sie. »Wir haben es geschafft!«, flüsterte er

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