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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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daß ihn wieder einmal jemand duzte. Es drängte
    ihn, Selek Bei von seinem verkauften Lachen zu erzählen. Aber dann wäre sein Lachen für ewig verloren gewesen. So schwieg Timm.
    „Nun gut“, brummte der Alte. „Der Baron hat viele Geheimnisse.
    Und eines davon bist du. Es scheint ein häßliches Geheimnis zu
    sein.“
    Timm nickte und sagte noch immer nichts. Selek Bei ließ das
    Thema fallen und erzählte dem Jungen, auf welche Weise er zu
    einem der wichtigsten Männer dieser reichen Gesellschaft geworden war.
    „Man brauchte einen angesehenen Mann für das asiatische
    Geschäft. Hätte man einen Mohammedaner genommen, wären die
    buddhistischen Länder böse geworden; hätte man jemand aus dem
    buddhistischen Bereich gewählt, wären die Mohammedaner
    ärgerlich gewesen. Deshalb wählte man das Oberhaupt einer kleinen Sekte, die für seltsam, aber großmütig gilt. Und das bin ich.
    Meinetwegen hat der Baron sich auch dieses Schloß gekauft.
    Außerdem interessiert ihn unsere Religion.“
    „Aber vieles, was diese Gesellschaft tut, gefällt Ihnen doch gar
    nicht“, sagte Timm. „Warum sind Sie dann in sie eingetreten?“
    „Ich tat es nur unter der Bedingung, daß man mir Stimm-Aktien
    gäbe. Und das hat man getan, mein Junge. Nun habe ich mit zu
    entscheiden und kann manches verhindern, wenn auch nicht viel.
    Außerdem…“ Selek Bei begann zu kichern und fuhr im Flüsterton
    fort: „Außerdem arbeite ich mit all den Millionen, die ich verdiene, heimlich gegen die Gesellschaft. In Südamerika bezahle ich eine
    Armee, die jenen Dieb und Mörder stürzen wird, dem unsere
    Gesellschaft zum Präsidentensessel verhalf. Und in Afghanistan…“
    Es klopfte an die Tür, und sofort schwieg Selek Bei.
    „Soll ich öffnen?“ fragte Timm leise.
    Der Alte nickte, der Junge ging zur Tür, und dann stürzte der
    sonst so ruhige und steife Mister Penny aufgeregt ins Zimmer.
    „Uas bedeuten this damned… äh… dieser verfluchten… äh…“
    „Sprechen Sie englisch“, sagte Selek Bei. „Ich werde es dem
    Jungen übersetzen.“
    Nun sprudelte Mister Penny seine Aufregung englisch ins
    Zimmer. Dann schwieg er plötzlich, zeigte auf Timm und sagte zu
    Selek Bei: „Please, translate it to him!“
    Der Alte bat den Engländer ruhig, Platz zu nehmen, und als
    Mister Penny erschöpft in den Schaukelstuhl fiel, sagte er zu Timm:
    „Der Baron hat soeben den Direktor Rickert von unserer
    Hamburger Reederei entlassen. Da Mister Penny den größten Teil
    der Reederei-Aktien besitzt, verweigert er seine Zustimmung zu der Entlassung. Er behauptet, Rickert sei in Hamburg sehr beliebt, und es werde einen großen Skandal geben, der der Reederei schadet. Die Entlassung soll Ihre Schuld sein, sagt Mister Penny.“
    „Meine Schuld?“ fragte der sehr blasse Timm erstaunt.
    „Yes, ja, Ihrer Schuld!“ Mister Penny fuhr aus dem Schaukelstuhl
    wieder auf. „Die Baron… äh… der… äh… der die das Baron sagen
    es.“
    Natürlich wußte Timm, daß die Entlassung des Herrn Rickert mit
    dem Telefongespräch zusammenhing; aber daß der Baron ihm die
    Schuld zuschob, war eine teuflische Gemeinheit; denn Timm wäre
    der letzte gewesen, der Herrn Rickert aus seiner Stellung verdrängt hätte.
    Selek Bei verließ plötzlich das Zimmer und sagte im Abgehen zu
    Mister Penny: „Reden Sie ruhig ein wenig deutsch mit dem jungen
    Herrn; dann sind Sie gezwungen, langsam und ruhig zu sprechen.“
    Und fort war er.
    Der schwere Mann aus London plumpste jetzt auf Selek Beis
    Platz in der Eckbank und stöhnte: „Ich kann nicht verstehen das!“
    Timm hatte zuerst einfach sagen wollen, daß der Baron gelogen
    habe. Aber das Gespräch mit Senhor van der Tholen, über das er viel nachgedacht hatte, kam ihm in den Kopf. Und das brachte ihn auf
    einen Gedanken.
    „Mister Penny“, sagte er, „Sie wissen doch sicher, daß ich eine
    Menge Stimm-Aktien erbe, wenn ich einundzwanzig bin.“
    „Yes“, schnaufte es in der Eckbank.
    „Wenn ich Ihnen nun in einem Vertrag verspreche, daß Sie diese
    Aktien bekommen, sobald ich einundzwanzig bin, würden Sie mir
    dann jetzt schon Ihre Aktien der Hamburger Reederei dafür geben?“
    Mister Penny saß sehr still in der Ecke. Nur die Augen kniff er ein wenig zusammen. Timm hörte ihn schwer atmen. Die Frage, die der
    Engländer stellte, klang wie in Keuchen: „Das ist keine Trick, Mister Thaler?“
    „Nein, Mister Penny. Ich meine es genau so, wie ich es gesagt
    habe.“
    „Dann schließen Sie ab

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