Timm Thalers Puppen
apostrophieren. Gewisse Donner, die wir auf der Erde hören, denen jedoch keine Blitze vorangegangen sind, rühren von diesen Marsbewohnern her, die an bestimmten Festtagen, etwa an jedem dreimal dritten Dienstag des marsianischen Jahres, zu Tausenden in einen Jubelruf ausbrechen. Ich habe deshalb vorgeschlagen, diesen Donner als den marsianischen Jubeldonner zu bezeichnen.«
Wieder ein Raunen in der Menge der Besucher, diesmal laut; doch auch die spitze Frage: »Läßt sich das beweisen?«
Hierauf trat Kapitän Spaventa vor und rief dem Frager zu: »
Sie kennen den Erfolg der Bücher Doktor Balanzinis?
Er ist enorm und beispiellos. Solchen Erfolg, mein Herr, den hat am Ende nur, wer recht hat. Oder um’s umgekehrt zu sagen: Wer Erfolg hat, der hat recht! Fahren Sie fort in Ihrem Vortrag, Doktor Balanzini.«
Ein kleiner Beifall brauste auf nach Kapitän Spaventas Worten. Dann fuhr der Doktor in seinem Vortrag fort. Aber man hörte ihm nur noch mit halbem Ohre zu. Man fragte sich nun doch, ob das, was er da sagte, auch beweisbar wäre, und die Behauptung Kapitän Spaventas, daß der Erfolgreiche immer im Recht wäre, die hatte manche Leute leicht verstört.
Noch mehr verstörte es die Leute aber, als mitten im Vortrag Dr. Balanzinis ein Bote erschien, der erst mit Kapitän Spaventa flüsterte und ihn dann auch noch aus dem Saal entführte. Man merkte, daß da irgendwas geschehen war, was mit den Würfeln zusammenzuhängen schien.
»Was aber«, fragte man sich, »mochte geschehen sein?«
Das, was geschehen war, verriet eine Leuchtreklame im Hafen, die man durch mehrere kleine Fenster der
geschmückten Halle sehen konnte.
Die Leuchtreklame, die von links nach rechts auf einem dunklen rechteckigen Grund vorüberlief und deren Buchstaben aus Lichtpunkten gebildet waren, die Leuchtreklame warb für Rum aus Cuba, für Mexi-Cola und für Brombeer-Schokolade.
Doch zwischendurch gab sie auch Nachrichten bekannt.
Und eine Nachricht, die das Buch im Saal betraf, die las als erster der immer unruhige Mister Arleck, ein All-WarenHändler, wie er sich selbst gern nannte, ein alter Freund von Kapitän Spaventa und wie Spaventa aus Italien gebürtig.
Als Mister Arleck, der ein wenig bucklig war, die Nachricht las, ging ein verständiges Grinsen über sein Gesicht, und als nach Cuba-Rum und Mexi-Cola und schließlich nach der Brombeer-Schokolade die Nachricht wieder von links nach rechts vorüberlief, da zeigte er sie stumm der Dame neben sich, New Yorks berüchtigtester Klatschspaltentante.
Die Dame – Klatsch war der Beruf, von dem sie lebte –, die Dame klatschte, als die Nachricht wiederkam, sie stumm – mit spitzem Finger darauf zeigend – aus, so daß bald viele andere Finger auf die Nachricht zeigten, wenn sie nach Rum, Cola und Brombeer-Schokolade wiederkam.
Bald merkte auch der Doktor Balanzini, daß irgend etwas ablenkte von seinem Vortrag. Er sah mit halbem Auge auch, daß es die Fenster waren, die da ablenkten. So nutzte er rasch die Gelegenheit, als er vom Sekt in seiner Rechten nippte, hinauszuschauen durch ein Fenster. Doch sah er nur eine Reklame für Brombeer-Schokolade. Schon wollte er, da er nichts anderes entdecken konnte, in seinem Vortrag fortfahren, als auf die Brombeer-Schokolade eine Nachricht folgte, die ihn für einen Augenblick erstarren ließ. Er las:
Als wieder Leben in den Doktor kam, nahm er noch einen Schluck aus seinem Sektglas und brach dann seinen Vortrag mit den Worten ab: »Natürlich, Damen, Herren, ist alles, was ich Ihnen hier berichte… aus Hypnose… aus Trance-Zuständen… aus Meditation gewonnen… Ob jedermann die Marsbewohner sehen oder hören, also mit ganz gewöhnlichen Sinnen wahrnehmen kann… das bleibt…«, Dr. Balanzini
versuchte ein Lächeln, »…das bleibt natürlich eine offene Frage. Guten Abend.«
Nur wenige Zuhörer in seiner Nähe klatschten in die Hände.
Doch als die übrigen Besucher diesen Beifall hörten, klatschten sie, mehr aus Mitleid, mit. So zog sich Dr.
Balanzini, rückwärts gehend, mit ein paar hilflosen
Verbeugungen bis an die Tür zurück, wo er zusammenstieß mit Kapitän Spaventa, der just den Saal wieder betreten wollte.
Da ergriff, aus welchem Grund auch immer, den Dr. Balanzini eine Panik, und an Kapitän Spaventa vorbei stürzte er aus der Tür.
Im Saal war es jetzt still wie bei der Wandlung in der Kirche. Alle Besucher starrten Kapitän Spaventa an.
Der zwirbelte, sich räuspernd, seine Schnurrbartspitzen, versuchte
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