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Timm Thalers Puppen

Timm Thalers Puppen

Titel: Timm Thalers Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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weil Fälschungen nicht nachzuweisen waren.
    »Das Wegwerfgeld hat uns viel echtes Geld gekostet«, sagte der Bankbesitzer zu seiner Tochter Fulvia. »Es war ein großes Verlustgeschäft für unsere Bank.«
    »Dann hat es wohl doch gelohnt, die Gutscheine zu
    fälschen, Papa. Wir haben mit dem Bruder von meiner
    Freundin Flora, der Drucker ist, mal einen von unseren Gutscheinen gefälscht. Nur so aus Ulk. Damit konnten wir wirklich eine Limo bezahlen.«
    »Und wo ist dieser druckende Bruder jetzt?« fragte, so nebensächlich wie möglich, der Bankbesitzer.
    »Er ist jetzt gar nicht mehr Drucker«, sagte Fulvia. »Er hat nämlich in der Lotterie gewonnen. Und eine Yacht hat er jetzt auch. Er ist damit auf Auslandsreise.«
    »Auf unsere Kosten«, murmelte der Bankbesitzer.
    Seitdem läßt er vom »Gutscheinwesen« seine Finger.
    Als Timm auf den durchsonnten Stufen vor der Kirche
    schwieg, ging, mit seiner dicken Aktentasche unter dem Arm, Herr Egon Siebert von der Dortmunder Bank gerade unter uns vorüber. Er grüßte uns mit tiefem Kopfnicken.
    »Baron, wie finden Sie meine Geschichte?« rief Timm
    Thaler.
    Egon Siebert blieb stehen und blickte Timm ratlos an. Erst als er merkte, daß ein Herr in einem Glencheckanzug auf uns zuging und er selber gar nicht gemeint war, ging er mit einem verlegenen Lächeln weiter.
    Auf den Stufen aber kam der Baron zu uns herauf, setzte sich neben uns und sagte: »So kann man sich täuschen, Herr Thaler.«
    »Timm hat Sie mit Herrn Siebert aber keineswegs
    verwechselt, Baron«, sagte ich. »Er war sich über die Rolle des Herrn Siebert von Anfang an im Zweifel. Was will der denn von Timm?«
    »Sie werden es erfahren«, sagte der Baron. »Und nun hätte ich…«, er wandte sich an Timm, »…zu Ihrer Geschichte ein paar Anmerkungen zu machen. Eine Ihrer besten Geschichten ist diese Wegwerf geldgeschichte ja nicht.«
    »Es ist die alte Geschichte vom betrogenen Betrüger, Baron«, sagte Timm, »oder auch vom betrogenen oder
    übertölpelten Teufel, wenn sie so wollen.«
    Der Baron verzog das Gesicht. Er erhob sich wieder und sagte dabei: »Die Rolle des Bankiers, den Sie in Ihrer Geschichte Bankbesitzer nennen, ist mir gleichgültig, Herr Thaler. Mir geht es um die Gutscheine und um das Geld.
    Kommen Sie mit zum Vaporetto?«
    »Ja«, sagte Timm. »Wir kommen mit.« Er erhob sich von den Stufen, was ich gleichfalls tat, und wir gingen mit dem Baron zur Dampferanlegestelle unterhalb der Kirche.
    »Sehen Sie«, sagte der Baron bei diesem kleinen
    Schlendergang, »wenn Leute Gutscheine wegwerfen, die bares Geld wert sind, dann wird das Geld dem allgemeinen
    Kreislauf entzogen, und das Geld, das kreist, wird weniger.
    Wenn ein Bankier dieses verlorene Geld nun rettet, für sich, aber auch für den allgemeinen Kreislauf, dann ist das doch etwas Erfreuliches.«
    Da wir an der Dampferanlegestelle angekommen waren und aus der Markusbucht gerade ein Dampfer kam, lösten wir uns Fahrkarten am Schalter an der Brücke und bestiegen den kleinen Dampfer. Hier lehnten wir uns auf die Reling, und als der Dampfer wieder ablegte, um den Canal Grande schräg zu überqueren, fuhr der Baron fort: »Was so aussieht, als ob es einen einzelnen bereichert, Herr Thaler, das dient oft auch der Allgemeinheit.«
    »Der Geist, der stets das Böse will und stets das Gute schafft?« fragte in leichtem Spott Timm Thaler.
    »Ob böse oder gut, spielte keine Rolle«, sagte der Baron.
    »Die Frage ist, ob nützlich oder unnütz.« Wenig später sprang er, da der Dampfer auf der anderen Kanalseite angelegt hatte, auf die Brücke, rief »empfehle mich« und war auch schon verschwunden.
    Timm und ich fuhren weiter bis zur Anlegestelle neben der Brücke der Akademie und schlenderten von hier aus wieder einmal zu Pantalone, um zu Mittag zu essen. Wir setzten uns wie üblich an die Wand mit den Marionettenpuppen, die ich anfangs nicht beachtete, bis Timm mit dem Kopf auf sie deutete und mich fragte, ob mir nichts auffiele. Jetzt guckte ich näher hin und war überrascht: Da hing, ein bißchen seltsam grinsend und ein bißchen reisefleddrig, Monsieur El Baid; da war, verhampelt und mit dürren Gliedern, der Tourist mit dem rot-weißen Pulli und dem messerscharfen Bärtchen auf der Oberlippe zu sehen; da baumelte, klein, nett und rund, der hasenpfotenverkaufende Mister Buckhard; da hing, streng schwarz, mit nur ganz wenig Weiß, Padre Ambrosio herunter,-
    da war, ein wenig krumm, der Alte aus Murano mit dem zerfransten Strohhut;

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