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Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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oder ganz abstellen.«
    »Dann müssen wir wohl zuerst das Ventil öffnen?«, fragte Thomas.
    »Sehr richtig«, erwiderte ich. »Ich nehme an, dass die Steuerung für das Ventil in der Maschinenhalle ist. Kommt!«
    Ich ging voran und schloss die Tür zum Maschinengebäude auf. Wir traten ein. Im Innern der Halle war es hell. Der Raum machte einen freundlichen und blitzsauberen Eindruck. Der ganze Fußboden ist durchwegs mit weißen Kacheln ausgelegt. Im Hintergrund befindet sich die sogenannte Bühne für die gesamte Schaltzentrale. Eine kleine eiserne Treppe führt zu ihr hinauf. In der Mitte der Halle steht die wuchtige Dynamomaschine; sie ist durch eine senkrechte Antriebswelle mit der Turbine gekoppelt.
    »Wo ist denn das Wasser?«, fragte Heinz unwillkürlich flüsternd. Die Maschine flößte ihm große Bewunderung ein.
    Ich musste lachen. »Das Wasserrohr liegt selbstverständlich unter der Halle«, belehrte ich ihn. »Wir sehen gewissermaßen nur den Kopf der Turbine. Das untere Ende mit dem Laufrad ist in das Rohr hineingebaut.«
    Neben der Turbine ist der Einstiegsschacht, durch den man nach unten gelangen kann. Ich dachte schon, dass wir hinuntersteigen müssten, um das Turbinen-Laufradventil zu öffnen, aber da rief Thomas: »Hier ist ein Steuerrad! Vielleicht gehört es zum Ventil!«
    Ich schaute mir den Mechanismus aufmerksam an, dann drehte ich kühn das Rad ein bisschen nach rechts. Es ging sehr schwer, doch plötzlich vernahmen wir ein leises Summen. Die Turbine lief. Die Zeiger der Manometer und anderen Messinstrumente schlugen aus.
    »Die Geschichte funktioniert«, sagte ich aufatmend. Ich war selber ergriffen über die Wirkung meines Versuches.
    »Dreh doch das Rad ganz herum!«, riet Emil Bernreither mir.
    »Nein«, erwiderte ich. »Wir brauchen vorläufig nicht viel Strom. Außerdem sind vielleicht die Akkumulatoren aufgeladen. Das werden wir nachher oben an der Schalttafel feststellen können.«
    »Arbeitet denn die Dynamomaschine schon?«, wollte Thomas wissen.
    »Kommt«, rief ich. »Das werden wir gleich sehen!« Ich lief die Eisentreppe hinauf. Die andern kamen hinter mir her.
    Wir befanden uns jetzt auf der »Bühne«. Vor uns lag die Schaltzentrale.
    »Von hier aus wird die gesamte Licht- und Stromversorgung von Timpetill reguliert!«, erklärte ich. »Wir haben weiter nichts zu tun, als die richtigen Hebel zu finden und sie zu bedienen.«
    Quer über die ganze Bühne zieht sich eine breite Marmorwand. Der untere Teil besteht aus einem pultartigen Kastenvorbau. Auf ihm sind die Handräder für die Steuerung der Ölschalter angebracht. Auf der Marmorwand sieht man viele große und kleine Schalthebel und eine Menge verschiedenartiger Messinstrumente, wie Amperemeter, Voltmeter usw. Über jedem Schalthebel befindet sich ein kleines Täfelchen mit einer Aufschrift.
    Ich drehte an dem kleinen Rad, das zu dem Hebel mit der Bezeichnung »Stromleitung Wasserwerk« gehört. »Jetzt habe ich erst einmal die Hochspannungsleitung zum Wasserwerk eingeschaltet«, sagte ich.
    Zu meinem Erstaunen sah ich, dass der kleine Heinz eifrig sämtliche Täfelchen studierte. »Was suchst du denn?«, fragte ich.
    »Wo ist denn der Schalter für den Kochherd im ›Goldenen Posthorn‹?«, sagte er.
    Ich musste lachen. Dann stutzte ich und überlegte mir: »Donnerwetter! Wie versorgt man nun wirklich den Kochherd mit Strom?«
    Die andern blickten mich gespannt an. Ich dachte angestrengt nach. Ich durfte mich nicht blamieren. Meine Blicke irrten von einem Schalter zum andern. Auf dem Hebel mit dem Täfelchen »Lichtnetz« blieben sie haften. Plötzlich kam mir die Erleuchtung.
    »Lächerlich!«, sagte ich patzig. »Der Strom für den Kochherd kommt doch aus dem Lichtnetz!« Ich drückte den Hebel herunter. »So! Das ist alles! Jetzt kann das Kochen losgehen!«
    »Was haben wir denn zu tun?«, fragten Erwin und Emil.

    Ich rückte meine Brille zurecht und hielt ihnen einen Vortrag. »Wir wissen noch nicht, wie viel Strom wir brauchen werden. Ihr müsst ständig diesen großen Zeiger im Auge behalten. Er zeigt den Stromverbrauch an. Wenn der Zeiger fällt, müsst ihr die Dynamomaschine schneller laufen lassen, bis der Zeiger wieder diesen roten Strich erreicht hat; aber seid vorsichtig! Wisst ihr, wie man es macht, dass der Dynamo schneller läuft?«
    »Ja!«, erwiderte Erwin Bernreither. »Wir drehen das Rad dort an der Turbine langsam nach rechts.«
    Emil Meißner rief: »Dann fließt mehr Wasser in die Turbine, das

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