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Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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sind alle!«, stieß ich hervor. Sie nickten betrübt mit den Köpfen.
    »Das ist bös«, meinte Otto. »Ohne Kartoffeln wird niemand satt werden.«
    »Wir kriegen sowieso nicht genug zu essen«, brummte der dicke Paul. »Vielfraß!«, sagte ich. »Alle anderen sind sehr zufrieden. Dir zuliebe können wir nicht nur Pudding essen.« Meine Stimmung war Pussi Tuchers wegen noch sehr gereizt.
    »Zankt euch nicht unnütz«, vermittelte Marianne. »Lasst uns lieber überlegen, was wir ohne Kartoffeln anfangen sollen.«
    »Was ist mit dem Brot?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Entsetzlich!«, stieß der dicke Paul hervor. »Wieso?«, fragte ich erschrocken.
    »Die ersten Brote sind ein bisschen hart geworden«, erklärte Marianne. »Und dann hat Fritz Bollner das Salz vergessen«, fügte Heinz Himmel hinzu.
    »Sie backen jetzt neue Brote«, sagte Marianne. »Aber sie schaffen nicht genug. Ich habe ihnen noch drei Mädchen zur Hilfe geschickt. Wenn wir viel Glück haben, reicht das Brot gerade knapp fürs Frühstück.«
    »Sehr bitter!«, dachte ich laut.
    »Ich habe die Hälfte der Schutztruppe im Gastzimmer im ›Goldenen Horn‹ untergebracht!«, rief Thomas, der gerade eintrat.
    Wir schwiegen. Thomas sah uns erstaunt an. »Euch ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen?«, fragte er.
    »Eine Laus, so groß wie eine Kartoffel!«, sagte der dicke Paul.
    »Die Kartoffeln sind alle!«, erklärte ich Thomas. Thomas kniff die Augen zusammen. »So ein Mist!«, brummte er nachdenklich.
    Das Telefon läutete. »Geh du bitte ran!«, bat Thomas mich. »Ich muss nachdenken wegen der Kartoffeln.«
    »Wer ist da?«, fragte ich in den Apparat.
    »Wo ist Marianne? Wir wollen Kartoffelpuffer zum Abendbrot backen!«, schrie eine Mädchenstimme aufgeregt.
    »Macht die Puffer ohne Kartoffeln!«, sagte ich wütend und legte auf.
    »Ich hab’s!«, rief Thomas. »Die Gemeinde hat einen großen Kartoffelacker draußen beim Timpetiller Vorwerk.«
    »Ja natürlich!«, schrie ich.
    »Au fein!«, sagte Marianne. »Das ist die Rettung!«
    »Heinz!«, befahl Thomas. »Lauf sofort zu Max Pfauser rüber! Zwanzig Mann sollen zum Kartoffelgraben antreten. Wir kommen gleich nach.«
    Heinz flitzte aus der Tür.
    »Aber wie transportieren wir die Kartoffeln?«, fragte ich.
    »Wir brauchen mindestens zehn Zentner«, meinte Marianne.
    »Ja, wie transportieren wir die …?«, sagte Thomas ratlos.

19
    Autounfall des heiligen Matthäus
    »Vielleicht ist Pfausers Pferd wieder gesund? «, sagte ich. Thomas nahm rasch den Telefonhörer ab. Er drückte auf einen Knopf. Nun war er mit Ludwig Kellers Zimmer verbunden.
    »Hallo, Ludwig!«, rief er in den Apparat. »Ich muss Walter Pfauser sprechen. Sehr eilig, bitte! Ja? … Ah, Walter! Sag, wie geht es Hans? Ist der Gaul noch krank? … Wie? … Immer noch? Zu dumm! Danke!« Thomas hängte auf. »Hans hustet noch sehr«, wandte er sich an uns.
    »So ein Pech!«, sagte ich. »Das Vieh hätte auch ein andermal krank werden können.«
    »Kannst du Auto fahren?«, fragte Otto Rabe mich plötzlich.
    »Wieso?«, erwiderte ich erstaunt.
    »Frau Weißmüller hat doch ein kleines Lastauto für den Milchtransport!«, rief er aus.
    »Donnerwetter!«, stieß Thomas hervor, »daran haben wir alle nicht gedacht.«
    »Es steht in einem Schuppen auf dem Hof«, sagte Heinz Himmel.
    »Autofahren kann ich nicht«, gestand ich, »aber ich weiß, wie der Motor arbeitet.«
    »Wir müssen versuchen, die Benzinkarre in Gang zu bringen!«, schlug Thomas kühn vor.
    Die andern waren begeistert.
    »Ich bin bestimmt ein guter Chauffeur!«, schrie der dicke Paul aufgeregt.
    »So siehst du aus!«, sagte Heinz Himmel, der inzwischen zurückgekommen war.
    »Das wäre himmlisch, wenn wir die Kartoffeln mit dem Auto holen könnten!«, rief Marianne.
    Ich dämpfte ihre Begeisterung. »Immer langsam! Erst müssen wir uns das Auto einmal anschauen.«
    »Los!«, kommandierte Thomas. »Wir werden diese schwierige Sache selber in die Hand nehmen! Heinz, lass dir von Ludwig Keller den Schlüssel von Frau Weißmüllers Milchladen geben!«
    Heinz brachte uns rasch den Schlüssel, dann liefen wir auf den Geißmarkt.
    Vor dem Gendarmerieamt waren schon die zwanzig Schutztruppler für das Kartoffelgraben angetreten. Karl Benz hatte die Führung übernommen. Max Pfauser stand mit anderen Schutztrupplern vor der Tür und schaute zu. Wir rannten zu ihnen hinüber.
    »Ihr könnt losziehen!«, sagte Thomas zu Karl Benz. »Der Gemeindeacker ist am Timpebachweg,

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